Der Modus ist einfach erklärt: Die Läuferinnen und Läufer starten zu jeder vollen Stunde gemeinsam in eine neue Runde - vom Bergener Schwimmbad aus durchs Bergener Moos und zurück. Eine Runde ist 6,7 Kilometer lang und innerhalb von 60 Minuten zu absolvieren. Schnelligkeit zählt erst in der letzten, der 24. Runde: Wer hier noch am Start ist und als Erster durchs Ziel läuft, der gewinnt die Gesamtwertung.
Wer sich 100 Meilen in 24 Stunden zutraut, der muss am Samstag, 5. Oktober, um 9 Uhr an der Startlinie stehen und bis Sonntag, 6. Oktober, 9 Uhr, durchhalten. Es ist jedoch kein Muss, von Anfang bis Ende zu laufen. Im Gegenteil. Jeder und jede kann so viele Runden absolvieren, wie er oder sie will - theoretisch auch nur eine. Oder 15 - dann wären 100 Kilometer geschafft. Oder sechs - dann wäre es (fast) ein Marathon. Es ist erlaubt, später ins Rennen ein- und früher auszusteigen.
Vorgegeben ist nur, dass die Teilnehmenden ihre Runden am Stück laufen müssen.
Das Besondere am "Chiemgauer 100 StundenRundenLauf" ist für Organisator Dirk Misselhorn vom TSV Bergen der "entschleunigende" Modus: "Dadurch, dass man jede Stunde nur 6,7 Kilometer schaffen muss, ist man nicht eilig unterwegs." Da bleibt - anders als bei anderen Rennen - Luft für Gespräche. Und Platz für persönliche Streckenrekorde. Viele seien überrascht, so Misselhorn, dass sie durch den ungewöhnlichen Rennmodus deutlich mehr Strecke schaffen als normalerweise. "Durch das langsamere Tempo und die Pausen ist es manchen möglich, sich erstmals an eine Marathondistanz heranzutasten."
Laufanfänger stehen neben Ultraläufern am Start
Was es den einen einfacher macht, macht es für die anderen schwerer. Die Pausen, die Stunden für Stunde einzuhalten seien, seien nicht jedermanns Sache, weiß der Organisator. "Wer es gewohnt ist, lange Distanzen zu laufen, der findet die Unterbrechungen oft schrecklich."
Der "Chiemgauer 100 StundenRundenLauf" feierte 2023 Premiere. 126 Läuferinnen und Läufer gingen an den Start. Das Teilnehmerfeld war breit aufgestellt: Laufanfänger standen neben Triathleten, Berg- oder Ultraläufern an der Startlinie. Drei Frauen und sechs Männer hielten 24 Stunden durch und schafften die 100 Meilen - unter ihnen auch Dirk Misselhorn. Er weiß: Gerade die Nachtstunden, wenn die Müdigkeit zuschlägt, sind herausfordernd.
Das Rennen ist der Ersatz für den "Chiemgauer 100 Bergultralauf", der von 2005 bis 2022 stattfand. Da ging es von Ruhpolding und Bergen aus über 100 Meilen und rund 7000 Höhenmeter beziehungsweise über 100 Kilometer und rund 4500 Höhenmeter durch die Chiemgauer Berge. So schön und spannend der Lauf auch gewesen sei - "der organisatorische Aufwand war extrem groß". Zuletzt hatte das kleine Organisationsteam rund 100 ehrenamtliche Helfer um sich versammelt, die zum Beispiel die Strecke markierten oder als Streckenposten fungierten.
Angelehnt an den "Backyard Ultra"
Da den Ehrenamtlichen inzwischen die Zeit fehlt, so ein Mega-Event zu organisieren, entschied es sich für eine kleinere Variante. "Jetzt kommen wir mit einem 25-köpfigen Helferteam gut zurecht", erzählt Misselhorn, der hauptberuflich als Gefäßchirurg arbeitet.
Der "Chiemgauer 100 StundenRundenLauf" ist angelehnt an den "Backyard Ultra", einem Langstreckenlauf, der seinen Ursprung in den USA hat. Da müssen die Läuferinnen und Läufer auch jede Stunde 6,7 Kilometer absolvieren. Das Rennen hat jedoch ein "open end": Es geht solange, bis nur noch einer läuft. 2023 wurde ein neuer Weltrekord aufgestellt. Da ging der "Backyard Ultra" über 108 Stunden.
Wer erst einmal eine Nummer kleiner anfangen will, der ist beim "Chiemgauer 100 StundenRundenLauf" richtig. Anmeldungen sind vorab auf der Internetseite www.chiemgauer100.de möglich beziehungsweise auch noch bei der Veranstaltung selbst. Die Teilnahmegebühr beträgt 55 Euro. "Das ist eine Mischkalkulation. Wir als Verein verdienen damit kein großes Geld", erklärt Dirk Misselhorn.