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150.000 Tonnen Fels stürzten in Fusch auf Gletscher

Vom Großen Wiesbachhorn ging in der vergangenen Woche ein gewaltiger Felssturz ab. Das Gestein legte dabei zwei Kilometer zurück.

Felssturz am Großen Wiesbachhorn.
Felssturz am Großen Wiesbachhorn.
Nach dem Sturz...
Nach dem Sturz...
... vor dem Sturz.
... vor dem Sturz.
Felssturz am Großen Wiesbachhorn.
Felssturz am Großen Wiesbachhorn.
Felssturz am Großen Wiesbachhorn.
Felssturz am Großen Wiesbachhorn.

Es war definitiv kein alltägliches Ereignis, das sich in der vergangene Woche in der Großglocknergruppe zugetragen hat.

So beschreibt Landesgeologe Gerald Valentin den gewaltigen Felssturz, der sich in der Nacht auf den 20. Oktober vom 3564 Meter hohen Großen Wiesbachhorn gelöst hat.

150.000 Tonnen Gestein stürzten mehr als 200 Meter im freien Fall ab und landeten auf einer Gletscherzunge.

Die Energie des Aufpralls war so gewaltig, dass das Gestein noch zwei Kilometer weiter in Richtung Ferleitental rutschte.

Der Felssturz ereignete sich weitab des bewohnten Gebietes. Trotzdem hätte bei einem noch größeren Ereignis in der Art auch eine Gefahr für das Ferleitental ausgehen können, sagt Gerald Valentin.

"Wir haben das vor einigen Wochen bei dem Felssturz in Graubünden in der Schweiz gesehen: Solche Kubaturen können beim Aufprall den darunter liegenden Gletscher zum Schmelzen bringen. Ein ähnliches Ereignis hätte auch am Großen Wiesbachhorn eine gewaltige Mure ausgelöst, die bis in das bewohnte Gebiet gereicht hätte."

Glücklicherweise sei das Ferleitental relativ flach, sagt Valentin. "Aber es wären sicher viele alpine Wege und Almen zerstört worden. Auch können wir von Glück sprechen, dass sich der Felssturz nicht im Sommer ereignet hat, wenn in dem Tal hunderte Wanderer unterwegs sind."

Die Geologen müssen nun bis zum Sommer warten, um das Ereignis genauer untersuchen zu können.

Vorerst konnten die Gesteinsmassen nur bei einem Hubschrauberflug beobachtet werden.

Prinzipiell solle man solche Ereignisse nicht dramatisieren, sagt Gerald Valentin. Man müsse sie aber im Hinterkopf behalten, sagt der Landesgeologe.

Denn durch den Klimawandel und die damit einhergehende Gletscherschmelze könnten sich mehr solcher Ereignisse zutragen. "Bisher waren viele Klüfte der Alpen mit Eis gefüllt. Wenn das Eis schmilzt, dringt dort Wasser ein. Es bildet sich dadurch Wasserdruck, der das Gestein regelrecht herausdrücken kann."

Das bedeute, dass sich durch den Klimawandel die Stabilität in den Bergen verändere. Felsstürze werden häufiger, sagt Gerald Valentin. "97 Prozent der Ereignisse sind für den Menschen nicht relevant. Aber in Bereichen, die in Form von Schutzhütten oder Seilbahnen genutzt werden, müssen wir genauer hinschauen."

Auf dem Kitzsteinhorn und auf dem Sonnblick gebe es bereits ein ausgetüfteltes Monitoring, sagt Valentin. Das habe auch schon zur Umsetzung von konkreten Sicherungsmaßnahmen geführt. "Im Bereich der Seilbahnstützen etwa haben wir Felsnägel angebracht, um die Sicherheit zu erhöhen."

Nun werden die Geologen auch das Große Wiesbachhorn genau beobachten. Aus heutiger Sicht sei jedenfalls klar, dass es dort noch weitere Felsstürze geben werde.

"Es ist jedenfalls mit weiteren kleineren Abgängen von Gestein zu rechnen sein. Das ist nach großen Ereignissen normal."

Ob am Großen Wiesbachhorn ein noch größerer Felssturz schlummere, könne man erst nach der Gletscherschmelze abklären. "Derzeit sehen wir dafür keine Anzeichen. Mit Sicherheit können wir das aber erst nach der Gletscherschmelze im nächsten Sommer ausschließen."