Im Tonstudio im Musikum fluten Discobeats den Raum. Auf dem Bildschirm vor Anja Lechthaler zeigen kleine weiße Blocks an, wann ein Schlag der Drums ertönt. Die 16-jährige Salzburgerin hat das Lied selbst komponiert - oder produced, wie es in der Szene der elektronischen Musik heißt.
Obwohl Lechthaler ihre Musik mit dem Laptop erzeugt, beginnt sie ihre Kompositionen am Klavier. "Ich spiele, was mir einfällt - ohne Noten", sagt die 16-Jährige. Mit ihrem iPad nimmt sie die Töne auf.
Ein halbes bis ein dreiviertel Jahr dauert es, bis ein Mix fertig ist. Die Vielseitigkeit ist es, was die Schülerin an der elektronischen Musik fasziniert. "Ich konnte bisher nicht vier Instrumente gleichzeitig spielen, aber durch den Laptop geht es." Wenn sie jemand fragt, welche Instrumente sie beherrscht sagt sie Klavier, Trompete und Geige. "Aber der Laptop ist mein eigentliches Instrument."
Vor kurzem hatte die 16-Jährige ihren ersten Auftritt bei einer Party eines Freundes. Lechthaler will später DJane werden und ihre Lieder auflegen. Damit sie das Ziel erreicht, will sie nach London ziehen. "Ich habe mir in den Ferien eine DJ-Schule angeschaut, die dauert ein Jahr." Sänger würden dort auf Radio-Leute und Producer treffen. "Und ich kann sehr viel von den erfahrenen DJs lernen." Ihre Mutter sei mit der Berufswahl einverstanden: "Sie findet das sehr cool."
"Sie hat einen eigenen Kopf"
Neben Lechthaler am DJ Pult steht Harald Freundlinger. Der Salzburger ist für die elektronische Musik am Musikum zuständig. Von seiner Schülerin ist er begeistert: "Sie nimmt das, was man ihr anbietet und macht etwas Eigenes daraus. Sie hat einen eigenen Kopf."
Seit Anfang des Jahres hat Freundlinger sein Tonstudio im Musikum in der Stadt Salzburg und in Hallein eingerichet. Ein Lehrplan für Komposition ist derzeit in Planung, sagt Direktor Ludwig Nussbichler. Der Einstieg in die elektronische Musik sei noch nie so einfach gewesen wie heute, viele Apps und Programme seien gratis. Aber es sei dennoch wichtig, ein Instrument gelernt zu haben. "Musik begreift man über ein Instrument." Auch der Direktor hält Lechthaler für talentiert. "Aber Talent heißt auch, dass man viel arbeiten muss."
Das jedenfalls macht Lechthaler. Bis nach Mitternacht feilt die 16-Jährige an ihren Kompositionen. Die Musik störe niemanden: "Es hört mir jeder gern zu."