Wie sich jahrelange Höhlenerkundung bezahlt mache, beweisen engagierte Höhlenforscher aus Salzburg und Nürnberg, erklärt Gerhard Zehentner, Obmann des Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg. Nach über 20 Jahren sei es gelungen, zwei bekannte, mehr als zehn Kilometer lange Höhlen zu einem gewaltigen Höhlensystem (bei Scheffau) zu verbinden. "Entstanden ist eine neue, beeindruckende Riesenhöhle, die fast 30 Kilometer durch das nördliche Tennengebirge führt."
Im Gebiet der Rotwand sind schon seit den 1970er-Jahren großräumige Eishöhlen bekannt. Doch erst 1997 wurde die weit davon entfernt liegende Gamskar-Eishöhle entdeckt, die erstmalig einen Weg tiefer in den Berg hinein ermöglichte. In über 60 Touren, bei denen auch mehrere Tage in der Höhle biwakiert werden musste, folgten die Salzburger Höhlenforscher den geräumigen Höhlengängen immer weiter in Richtung der großen Eishöhlen der Rotwand.
Die mit dem Salzburger Höhlenverein kooperierende Höhlenforschergruppe des Speleoclubs Guano aus Nürnberg entdeckte erst vor wenigen Jahren eine kleine Felsspalte an der Oberfläche nahe der Rotwand, die überraschend in großräumige Höhlenteile führte. Nach der ersten engen Passage erweitern sich die Hohlräume plötzlich zu weit verzweigten Gängen und riesigen Hallen. Frank Schlöffel von den Nürnberger Forschern beschreibt das Besondere an der Felsbrückenhöhle so: "Man klettert in der Höhle praktisch immer entlang einer schrägen Ebene, die einer Gesteinsschicht im Berg folgt." Von Jahr zu Jahr wurde der Abstand zur Gamskar-Eishöhle nun immer geringer.
Dank unterirdischer Landkarten gelang der Zusammenschluss
Bei einer Forschungstour im Juli dieses Jahres stiegen schließlich mehrere Forscherteams auf beiden Seiten in den Berg ein, um gezielt nach der Verbindung der zwei Riesenhöhlen zu suchen. Selbst angefertigte unterirdische Landkarten, so genannte Höhlenpläne, wiesen dabei auf die richtige Stelle hin - der Zusammenschluss gelang. Fünf Stunden Fußmarsch vom Eingang entfernt war in einer senkrechten Felswand 20 Meter über dem Höhlenboden eine kleine Felsnische versteckt, über die sich die Forschergruppen am Abend des 21. Juli um 21 Uhr tief im Berg trafen.
"Dass diese beiden, eigentlich völlig unterschiedlichen Höhlen, eine Verbindung haben, ist auch eine kleine geologische Sensation", erklärt Höhlenforscher und Geologe Peter Pointner freudestrahlend.
Andere größere Höhlen sind mittlerweile ebenfalls in Reichweite und sollten auch bald an das neu benannte Kuchlberg-Höhlensystem angeschlossen werden.