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Abholzung in der Itzlinger Au entzweit die Gemüter

Die einen fühlten sich gefährdet, die anderen sind entsetzt über "Tabula rasa". Stadt und Grundeigentümer einigten sich über Baumfällungen.

Die Baumfällung im geschützten Landschaftsteil Itzlinger Au an der Bozner Straße war aus Sicherheitsgründen nötig. 
Die Baumfällung im geschützten Landschaftsteil Itzlinger Au an der Bozner Straße war aus Sicherheitsgründen nötig. 
„Tabula rasa“ nennen das entsetzte Anrainer.
„Tabula rasa“ nennen das entsetzte Anrainer.
Totholz und unterschiedliches Schnittniveau erfüllen ökologische Funktion.
Totholz und unterschiedliches Schnittniveau erfüllen ökologische Funktion.

Barbara Wally, ehemalige Leiterin der Salzburger Sommerakademie, ist entsetzt: "Tabula rasa haben die hier gemacht. Alle Bäume entlang der Bozner Straße sind nun auf einem bestimmt zehn Meter breiten Streifen gefällt. Für mich sieht das aus, als ob hier Bauland entstehen soll."

Die Rede ist von der Itzlinger Au, ein geschützter Landschaftsteil mit insgesamt etwa 32.000 Quadratmetern, entlang der Bozner Straße, von der Revierstraße bis hinunter zur Salzach. Hinter dem Wäldchen, von dem nun die Stadt auf knapp 2500 Quadratmetern auf Kosten der Grundeigentümer Ende des Vorjahres die Bäume umgeschnitten hat, befindet sich das Naherholungsgebiet Glanspitz.

Bäume nach Sturm umgestürzt

Von einem zukünftigen Bauland kann auf keinen Fall die Rede sein, beruhigt Achim Ehrenbrandtner vom Naturschutz der Stadt. "Das bleibt auf jeden Fall ein geschützter Landschaftsteil. Es sind allerdings drei Bäume umgestürzt und haben bei den Anrainern Schäden verursacht. Sie haben massiv die Schlägerung gefordert, es gab sogar eine Klagsandrohung. Nach einem schweren Sturm ist außerdem ein weiterer Baum unten beim Kraftwerk umgestürzt und hat das Geländer beim Gehweg beschädigt. Wir mussten handeln, auch um mögliche weitere Bedrohungen erst gar nicht entstehen zu lassen", klärt er auf.

Vor allem ist der Untergrund nicht sehr stabil. Denn einst bestand das Areal dort aus Schotter, weil es sich um Schwemmland der Salzach handelte, das erst nach und nach zugewachsen ist. "Im Grunde wollten weder die Stadt noch die Grundeigentümer, dass etwas umgeschnitten wird. Aber wir wären bei einem Unglück haftbar, denn es geht nicht nur um die Anrainer, sondern dort sind auch viele Spaziergänger unterwegs."

Lärmschutz zur Autobahn ist nun weg

Eben deshalb kritisiert Barbara Wally, dass der Bereich nun aussieht "wie eine Gstätt'n. Äste und Baumteile liegen herum, manche Bäume wurden in mittlerer Höhe gekappt, andere knapp über dem Boden abgesägt. Vielleicht wollte man auch verhindern, dass Krähen hier nisten. Jedenfalls schaut es furchtbar aus hier. Zusätzlich ist die Lärmschutzfunktion hinüber zur Autobahn nun auch weggefallen."

Ehrenbrandtner gibt zu, dass der breite Streifen, wo abgeholzt wurde, derzeit akustisch wie optisch keine Freude bereite. Das sei jedoch auch dem Naturschutz geschuldet. "Das unterschiedliche Schnittniveau übernimmt eine ökologische Funktion, im Totholz sollen sich Käfer ansiedeln, die als Futter für Spechte und andere Vögel dienen, damit sie sich wieder ansiedeln. Aber da wird rasch wieder Jungwald aufkommen, ich bin mir sicher, in fünf Jahren ist da kaum noch was erkennbar."

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