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Arabische Urlauber wollten Schaf schächten lassen

Auf einem Parkplatz war ein Schaf angebunden. Eine Pinzgauerin packte es ins Auto, um es zu retten. Kurz darauf standen Polizisten vor der Tür.

Arabische Urlauber wollten Schaf schächten lassen
Arabische Urlauber wollten Schaf schächten lassen


Ihren Speiseplan wollte eine arabische Urlauberfamilie in Kaprun am Freitag offenbar mit Schaffleisch erweitern. Bei einem nahe gelegenen Bauern hat sie sich ein Tier gekauft und sich auch schon nach einem geeigneten Metzger umgesehen, der es - ganz nach muslimischer Tradition - mit einem einzigen Schnitt durch die Halsschlagader schächten sollte.

Mit der Gegenwehr von Barbara Pillwein haben die Sommerfrischler jedoch nicht gerechnet. Die 56-Jährige war gerade in ihrem Auto auf dem Weg zum Einkaufen, als sie das verängstigte Schaf auf einem Parkplatz entdeckt hat. "Es war an einem Pflock angebunden und zwei Polizisten haben daneben mit der Familie geredet, weil das Schaf wohl im Weg war und binnen fünf Minuten von da weg sollte."

Pillwein, sie führt einige Appartements in Kaprun, ist stehen geblieben und hat nachgefragt, was denn los sei. Ein Polizist - ein Bekannter - habe ihr erklärt, dass die Urlauber das Schaf rechtmäßig gekauft hätten, um es später schächten zu lassen.

Erst ging Pillwein ihrer Wege, doch nach dem Einkauf sah sie das ausgewachsene, braune Tier wieder - diesmal stand es einsam auf dem Parkplatz.

"Es war mutterseelenalleine. Ich wollte es retten." Deshalb habe sie es sanft genommen, zu ihrem Auto geführt und hineingehoben. Doch bevor Pillwein losfahren konnte, riss ein arabischer Urlauber die Beifahrertür auf und begann, wild auf Englisch auf sie einzureden. "Schächten ist in unserer Kultur nicht üblich""Ich hab ihm sofort Konter gegeben. Schächten ist in unserer Kultur absolut nicht üblich", sagt Pillwein. Wenn sie in arabische Länder reise, dann respektiere sie die dortigen Gepflogenheiten immerhin auch. Dasselbe erwarte sie von Urlaubern in Österreich. Ein Hotelangestellter eilte ihr während des Wortgefechts zu Hilfe und riet dem Mann freundlich, aber bestimmt, besser auszusteigen. "Dann hab ich Gas gegeben und bin heim gefahren", erzählt die Kaprunerin.

Das Schaf war gerade mit ein paar Äpfeln versorgt, aber noch nicht aus dem Auto gehoben worden, da stand auch schon die Polizei vor Pillweins Tür. Einer der Beamten - eben ihr Bekannter - habe sie richtiggehend angebrüllt, sie solle das Tier sofort herausgeben, sonst werde sie angezeigt.

"Kurz haben wir wegen ,Schafdiebstahls‘ ermittelt", bestätigt Polizei-Pressesprecher Ortwin Lamprecht. Doch schnell sei klar gewesen, dass die Frau das Tier nicht stehlen und sich dadurch auch nicht bereichern, sondern es vielmehr retten wollte. Dennoch musste die 56-Jährige schließlich doch nachgeben, auch wenn es ihr "unendlich leidgetan" habe. Ihr Plan sei es gewesen, das Tier auf die Weide eines Freundes zu bringen, der dort selbst einige Schafe habe.

Da die arabischen Urlauber an diesem Tag weiteren Ärger vermeiden wollten, haben sie das Tier schließlich jenem Bauern zurückgegeben, bei dem sie es zuvor erstanden hatten. Dort steht das Schaf nun wieder auf seiner Weide.