Nach teils gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Tschetschenen und Afghanen im Salzburger Bahnhofsviertel laufen die Ermittlungen der Polizei auf Hochtouren. In die Arbeit sind alle relevanten Stellen eingebunden. Die bei den bisherigen Auseinandersetzungen verübten Straftaten sind eher gering; allerdings gehen die Ermittlungen auch in Richtung Landfriedensbruch und Bildung einer kriminellen Vereinigung.Weitere Auseinandersetzungen möglich Bei der Polizei will man nicht ausschließen, dass es zu weiteren Auseinandersetzungen zwischen den beiden Volksgruppen kommen könnte. Im Fall der Fälle werde die Polizei mit einem massiven Aufgebot einschreiten, heißt es. Bei den Befragungen schoben Tschetschenen und Afghanen die Verantwortung für die Schlägereien der jeweils anderen Seite zu und beschuldigten sich gegenseitig. Die Motivlage für den "Krieg" der beiden Volksgruppen ist noch unklar. Im Hintergrund schwingt mit, dass die UdSSR 1979 beim Einmarsch in Afghanistan in ihren Streitkräften stark auf die Tschetschenen setzte.
Die Beschuldigten sind dafür bekannt, dass sie eher nicht mit der Polizei kooperieren. Selbst nach einem Blutbad, wie es 16 Tschetschenen und Dagestaner im Sommer 2006 in Hallein angerichtet hatten - es gab einen Toten und mehrere Schwerverletzte -, schwiegen alle Beteiligten. Die Ermittler konnten dank akribischer Tatortarbeit den Hergang der Schießerei rekonstruieren - das Motiv der Angreifer allerdings blieb im Dunkeln.Ehrbeleidigung reicht für KleinkriegFür einen Kleinkrieg reicht in diesem Milieu jedenfalls bereits eine Ehrbeleidigung. Ziemlich sicher ausgeschlossen wird, dass es sich um Auseinandersetzungen wegen des Drogenhandels in Salzburg handelt. Der Markt für Suchtgift ist für Organisationen in Salzburg zu klein.
Laut Landesstatistik lebten mit Stichtag 1. Jänner 2014 879 Afghanen in Salzburg. Die Volksgruppe der Tschetschenen ist nicht extra ausgewiesen, die Tschetschenen sind Angehörige der Russischen Föderation. Es gibt 1276 Personen mit russischer Staatsangehörigkeit in Salzburg. 2014 haben 5070 Afghanen und 1996 russische Staatsbürger, überwiegend Tschetschenen, um Asyl in Österreich angesucht. Auf Salzburg hochgerechnet wären das 300 afghanische und 200 tschetschenische Asylbewerber.