Beim Salzburger Sportartikelhändler Bergspezl läuft es rund. Trotz Corona oder eigentlich wegen Corona. Der Lockdown hat eine neue Lust an der Bewegung im Freien entstehen lassen. E-Biken und Skitouren gehen haben dem einstigen Nischenplayer für Bergfexe so viel Dymanik verliehen, dass man jetzt den Schritt über das Bundesland hinaus wagt: Bergspezl sucht weitere Standorte in Österreich und will im Onlinehandel offensiver werden.
Hinter der Expansion stehen zwei Männer mit viel Erfahrung: Alfred Eichblatt, langjähriger Chef der Spar-Sporttochter Hervis, und Stefan Scherzholz von der Pappas-Holding, der auch als Mentor in der Start-up-Szene auftritt und etwa die Entwicklung eines faltbaren Mountainbikes begleitet hat. Beide Geschäftsführer halten zusammen 17,5 Prozent Anteile an der Bergspezl Handels GmbH, Haupteigentümer ist der Salzburger Mercedes-Konzern über die RKS Automotive Handels GmbH (82,5 Prozent). Eichblatt will noch keine Details verraten. "Wir haben derzeit zwei Standorte in Salzburg und Puch, wir arbeiten am Webshop und an neuen Standorten." Spruchreif seien die Dinge wohl erst in einem Monat.
Bergspezl hat sich auf den Radsport und im Winter auf den Tourenskisport spezialisiert. In beiden Kerngeschäftsfeldern ist man im Premiumsegment angesiedelt. Qualität, Service und Beratung gehören zur Markenidentität, es gibt eine eigene Werkstatt. "Wir führen keine Eigenmarken, keine Billigprodukte", so Eichblatt. Stattdessen findet man in den Bergspezl-Filialen bekannte Topmarken wie KTM, Cube, Simplon, Scott oder die exklusiven Mountainbikes des deutschen Herstellers Rotwild, wo die Räder "Enduro" oder "Haibike" heißen und schon mal 10.000 Euro kosten. Da auch Räder dieser Preisklasse gestohlen werden, haben die Hersteller beim Thema Schlösser nachgebessert. Es gebe eine "spannende Weiterentwicklung mit Schlössern, die Sirenen oder ähnliche Extras haben".
Im Verkauf machen die E-Räder bereits mehr als die Hälfte aus. Das frühere Image vom unsportlichen Opa-Drehtesel haben sie komplett abgelegt. Heute ist E-Biken progressiv, die Kundengruppen sind so verschieden wie die Motive. "Das sind hoch sportliche Leute, die sagen, mit einem E-Bike kann ich endlich meinen Bergradius erweitern, jetzt mache ich 4000 Höhenmeter. Die haben oft einen zweiten Akku mit", weiß Eichblatt. Freizeitsportlern ermöglicht der mittreibende Motor eine neue Art, die Umgebung zu erkunden. "Man kommt mit dem E-Bike von der Stadt locker ins Seengebiet hinaus." Städter betrachteten das E-Bike zunehmend als Ersatz für ein Auto. Steigend ist auch der Verkauf von Lastenrädern für den Transport.
Preislich beginnen gute E-Räder bei rund 2500 Euro. Andere Zahlen nennt Geschäftsführer Eichblatt nicht. Nur so viel: "Das heurige Jahr war sehr gut. Der Lockdown im März wurde durch die Folgemonate mehr als kompensiert. Wenn der Kunde zufrieden ist, kommt der Umsatz automatisch."