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Cluster am Wolfgangsee zieht weitere Kreise

In St. Wolfgang blieb es am Dienstag bei 62 Infizierten aus dem "Freizeitcluster". Die Situation sei stabil, hieß es. Auch ein Berufssoldat der Schwarzenbergkaserne hat sich dort angesteckt.

Ein Coronafall im Betrieb oder doch nicht? Gastwirt Josef Kendler aus St. Gilgen bangt um seinen Betrieb und kritisiert das Vorgehen der Behörden.
Ein Coronafall im Betrieb oder doch nicht? Gastwirt Josef Kendler aus St. Gilgen bangt um seinen Betrieb und kritisiert das Vorgehen der Behörden.
Josef und Maria Kendler.
Josef und Maria Kendler.

Während sich in St. Wolfgang (OÖ) am Dienstag Erleichterung breitmachte, zog der "Freizeitcluster" in Salzburg weitere Kreise. Am Dienstagnachmittag wurde bekannt, dass sich ein Unteroffizier der Schwarzenbergkaserne bei einem Freizeitbesuch am Wolfgangsee infiziert hatte. Der Mann zeige leichte Symptome und befinde sich wie 14 weitere Berufssoldaten in Quarantäne.

In St. Wolfgang blieb es am Dienstag bei 62 positiven Fällen, nachdem bis Sonntagabend 1183 Testabstriche genommen worden waren. Tourismusdirektor Hans Wieser sagt, er sei froh, dass in Oberösterreich bereits seit 14 Tagen die Maskenpflicht für Tourismusmitarbeiter gelte. "Sie hat das Schlimmste verhindert. Und es ist vollkommen nachvollziehbar, dass das Land Salzburg am Montag das auch für St. Gilgen und Strobl erlassen hat."

Als Vorsichtsmaßnahme lässt das Land Salzburg auch in Strobl und St. Gilgen auf freiwilliger Basis Praktikanten in Tourismusbetrieben testen. Am Dienstag kamen 36 Jugendliche. Wie viele Schüler in Summe ihr Praktikum in den beiden Gemeinden absolvierten, sei nicht bekannt.

Von den 62 Infizierten im "Freizeitcluster" sind mehr als 40 Jugendliche. Es handle sich um Praktikanten, die sich beim Feiern in einem Nachtlokal angesteckt haben dürften, heißt es von den Behörden. Insgesamt sind 56 Mitarbeiter, drei Hotelgäste und drei Jugendliche aus der Umgebung betroffen. Der Bürgermeister von St. Wolfgang, Franz Eisl (ÖVP), kündigte an, dass die Mitarbeiter aller aktuell betroffenen Betriebe in zehn Tagen noch einmal auf das Coronavirus getestet werden sollten. Er nahm zudem die Praktikanten in Schutz: "Unsere Fachkräfte der Zukunft dürfen nicht für die Infektionen im Ort verantwortlich gemacht werden. Das wäre ungerecht und das dürfen wir nicht zulassen."

Auch auf der Salzburger Seite des Wolfgangsees sind sechs Mitarbeiter in Tourismusbetrieben positiv getestet worden. Darunter auch eine Mitarbeiterin von Gastwirt Josef Kendler in St. Gilgen. Der Fall sei beim freiwilligen Screening aufgetaucht, das von der Wolfgangsee Tourismus GmbH seit 24. April organisiert werde. Die Mitarbeiterin und ihr Freund seien am Samstag unter Quarantäne gestellt worden. Danach sei bis Montag nichts geschehen. "Die Behörde hat sich erst nach 49 Stunden gemeldet", kritisiert Kendler. Nun seien sechs seiner elf Mitarbeiter in Quarantäne, auch er selbst und seine Frau. "Das ist de facto eine Betriebsschließung, aber die wollte die Gesundheitsbehörde nicht aussprechen. Das sei überschießend." Kendler sagt, er werde eine zweite Testrunde abwarten. Er erwägt rechtliche Schritte. "Im März mussten wir schließen ohne einen einzigen Fall. Jetzt haben wir einen, aber wir werden nicht behördlich geschlossen."

In diese Kerbe schlägt auch die Salzburger FPÖ. Landeschefin Marlene Svazek sagt, sie orte derzeit eine "Schau ma moi"-Mentalität. Die FPÖ fordert "einen strukturierten Plan für die Wintersaison" und kündigt dazu einen dringlichen Antrag an.

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