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Die Umfahrung ist weiterhin umstritten

Das Projekt "Entlastungsstraße Schüttdorf" wurde öffentlich vorgestellt, viele Bürger taten ihren Unmut kund. Experten standen Rede und Antwort.

Anbindung an die B311 im Bereich der Firmen Porsche und Möbelix in Schüttdorf. Ein zweispuriger Kreisverkehr mit drei Armen ist geplant. Es kann in alle Richtungen abgebogen bzw. gefahren werden.  Bild:Land Salzburg
Anbindung an die B311 im Bereich der Firmen Porsche und Möbelix in Schüttdorf. Ein zweispuriger Kreisverkehr mit drei Armen ist geplant. Es kann in alle Richtungen abgebogen bzw. gefahren werden.  Bild:Land Salzburg

Volles Haus am Montagabend im Ferry Porsche Congress Center. 200 Bürger kamen in den vorbereiteten Saal zur Präsentation der Pläne für die Entlastungsstraße, die allgemein Umfahrung genannt wird. Christian Cecon vom Land Salzburg stellte die Pläne vor, Experten aus verschiedenen Bereichen standen den Besuchern ebenfalls für Fragen, Kritik und Anregungen zur Verfügung.

Mit der neuen Straße soll der Ortsteil Schüttdorf entlastet werden. An Spitzentagen passieren diesen bis zu 28.000 Fahrzeuge. Hauptzubringer sind die B311 (Pinzgauer Bundesstraße) mit durchschnittlich knapp 19.000 bzw. die B168 (Mittersiller Bundesstraße) mit 18.000 Fahrzeugen. Knackpunkte sind der Kreisverkehr Kitzsteinhornstraße und die Bruckbergkreuzung.

"Unser Ziel ist es, das überlastete Verkehrsnetz freizuräumen", sagte Cecon. Das Land plant deshalb eine Umfahrungsstraße als Verbindung der beiden Hauptverkehrstraßen. Sie soll rund 6000 Fahrzeuge der Pinzgauer Straße abfangen. Die Route (Variante 2a) führt von der B311 (Höhe Porsche) entlang des geplanten Hochwasserdammes, weiter in Richtung Flugplatz vorbei am Wohngebiet Zellermoos zur B168 (Höhe Baumarkt Ebster).

Diese Planung existiert schon einige Zeit, musste aber im Bereich Anbindung B311 geändert werden. Statt einer Überführung kommt ein Kreisverkehr. Cecon: "Wir mussten aus geologischen Gründen vom Brückenbauwerk abrücken. Der Untergrund dort ist eine weiche, amorphe Masse, standfesten Fels erreichen wir erst in 450 bis 550 Metern Tiefe."

Ebenfalls ein Kreisverkehr dient als Anbindung an die B168. Die Straße wird dann mittels einer Brücke über die Lokalbahn geführt, geht auf einem Damm weiter. Zufahrten gibt es in Richtung Baumarkt Ebster und zur Flugplatzstraße, weiter geht es in Richtung Kapruner Straße und Gewerbegebiet mit einem Verkehrsknoten, dann verläuft die Straße entlang des Hochwasserdammes zum Knoten B311.

Zellermooser Autofahrer müssen in Richtung Stadtmitte künftig einen Umweg von 600 Metern in Kauf nehmen. Für Fußgänger und Radfahrer wird der Weg zumindest um 160 Meter länger, für sie gibt es eine 16 Meter lange Unterführung. Im Bereich der angrenzenden Wohnhäuser wird auf einer Länge von 160 Meter eine 2,5 Meter hohe Schallschutzwand errichtet.

Mit dieser Lösung sind viele der rund 700 Bewohner aus Zellermoos nicht einverstanden. Man könnte die Lokalbahn tiefer legen und die Bruckbergkreuzung als Kreisverkehr auslegen, wurde gesagt. Zudem werde der Ortsteil abgetrennt, die Unterführung sei unattraktiv und für nicht so mobile Menschen schwer begehbar. Für Autofahrer sei der Umweg lang und die Einbiegung in die Entlastungsstraße schwierig. Reinhold Sieber stellte die Forderung nach einer Neuplanung. Es könne auch die Lärmschutzwand zugunsten einer Einfahrt unterbrochen werden. Dieser Einschätzung widersprach der Lärmtechniker Andreas Doppler: "Durch eine Auftrennung verliert die Wand deutlich an Wirkung". Und im Übrigen liege das gesamte Wohngebiet deutlich unter den Grenzwerten.

Verkehrsplaner Harald Schlosser ging auf das gesamte Projekt ein: "Kritische Punkte sind der Kreisverkehr Kitzsteinhornstraße und die Bruckbergkreuzung. Verschiedene Varianten wurden untersucht - bis über Piesendorf hinaus und unter dem Golfplatz durch. Ergebnis ist: Probleme an diesen beiden Knackpunkten löse ich, wenn ich das Ganze möglichst kleinräumig umfahre, das bringt die größte Entlastung. Und ich schwindle mich nicht durch ein Wohngebiet, sondern fahre den Großteil im Gewerbegebiet, der einzige Punkt, wo man zwischen Gebäuden durch muss ist in Zellermoos. Daher ist diese Variante die beste Lösung."

Für Bürgermeister Peter Padourek (ÖVP) liegt die Lösung "in einem akzeptablen Rahmen". Vizebgm. Andreas Wimmreuter (SPÖ) sagte: "Politik ist die Kunst des Machbaren." Die Entlastungsstraße sei auch in Verbindung mit dem Hochwasserschutz zu sehen, und es sei besser die Schüttdorfer vor dem Hochwasser zu schützen als jahrzehntelang einer großen Umfahrung nachzulaufen. Beide Ortspolitiker betonten, dass es wichtig sei, den Öffentlichen Verkehr zu fördern, mit engeren Takten und günstigen Preisen.

Verkehrslandesrat Stefan Schnöll (ÖVP) sagte auf PN-Anfrage dazu: "Mit der Entlastungsstraße Schüttdorf wird der Verkehr zwischen Bruck und Mittersill umgelagert. Das entlastet Zell am See, insbesondere Schüttdorf, vom Verkehr, verringert die täglichen Staus und bringt eine wesentliche Verbesserung für die Erreichbarkeit des Oberpinzgaus." Mit dem Bau soll 2020 begonnen werden, 2022 soll die Umfahrung fertig sein, die Kosten von rund 20 Mill. Euro trägt das Land Salzburg.

Bis Dienstag, 27. November, können Bürger im Zeller Rathaus die Pläne einsehen und Einwände vorbringen.

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