Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) hat am Freitag den Gemeinderatsfraktionen einen entsprechenden Amtsbericht zukommen lassen. Der Stadtsenat wird sich bereits am kommenden Montag mit dem Thema befassen. Die Bürgerliste (die Grünen in der Stadt) hatten bereits 2007 diesen Schritt gefordert, damals wurde aber argumentiert, dass die Ehrenbürgerschaft mit dem Tod von Tratz im Jahr 1977 ohnedies erloschen sei.
Heute sieht man das anders: Die juristische Expertise der Magistratsdirektion stellt fest, "dass mittlerweile auch dahin gehend die Rechtsmeinung vertreten wird, dass bei 'Personen, die nachweislich keine Ehre über eine Stadt oder Gemeinde brachten', der 'symbolische Akt der Aberkennung oder Widerrufung ein entsprechendes Signal' ist". Es gehe sehr wohl darum, an der Einschätzung des Verstorbenen durch seine Umwelt etwas zu ändern. Der Amtsbericht schlägt deshalb vor, die Ehrenbürgerschaft Tratz' zu widerrufen.Bereits Ehrendoktorrat der Uni aberkannt Auslöser für die neuerliche Diskussion in der Stadtpolitik war die Universität Salzburg, die Tratz Mitte Oktober das 1973 verliehene Ehrendoktorrat aberkannt hatte. Wie auch beim vorliegenden Amtsbericht basierte dieser Schritt vor allem auf einem Gutachten des Salzburger Historikers Robert Hoffmann. Tratz hatte demnach das von ihm geleitete Haus der Natur während des Nationalsozialismus in das "Ahnenerbe" der SS integriert. Er errichtete den Saal "Lebensgeschichte", wofür auch Abformungen von "Rassen und Typen des deutschen Volkes und ihrer Parasiten", darunter zwei Abformungen von zwei jüdischen Männern aus dem KZ Dachau, angekauft wurden. Letztere wurden als "intellektueller Jude" bzw. "Handelsjude" präsentiert.Publikationen mit rassistischen Grundzügen Tratz beteiligte sich weiters ab Herbst 1939 im Namen des SS-Ahnenerbes an Kunstraubaktionen in Polen und der Ukraine und requirierte Objekte von kirchlichen Institutionen sowie aus privaten jüdischen Sammlungen. Seine wissenschaftlichen Beiträge in SS-Publikationen haben rassistisch-biologistische Grundzüge, die sich an SS-Leitbildern orientieren. Sein sozialdarwinistisches Naturverständnis kann auch als Rechtfertigung für die Ermordung von "lebensunwerten Leben" interpretiert werden.Stadt: Deutliche Signale zur Abgrenzung Angesichts der jüngsten Serie rechtsextremer Straftaten in der Landeshauptstadt sei es umso wichtiger, dass die Stadt Salzburg deutliche Signale zur Abgrenzung von jeglicher Nähe zum Nationalsozialismus aussende, hielt Bürgerlisten-Gemeinderätin Ingeborg Haller am Freitag in einer Aussendung fest. Gerade deshalb mache eine Aberkennung der Ehrenbürgerschaft von Tratz auch 69 Jahre nach Kriegsende noch Sinn.