Die letzten Jahre hat meine Familie so manchen ersten Schultag erlebt. Weil es auf die eine und andere Weise jeden September einen ersten Schultag gab, verlor das mit der Zeit seinen Reiz. Heuer aber war es das erste Mal seit Jahren wirklich wieder etwas ganz Besonderes. Seit Anfang des Monats sind wir nämlich zu fünft, da derzeit ein Austauschschüler aus Spanien unseren Alltag begleitet. Meine Frau und ich eskortierten die drei Jungs auf ihrem Schulweg und zwei von ihnen hatten tatsächlich ihren allerersten Schultag an einer neuen Schule. Zum vermutlich letzten Mal standen wir Eltern aufgeregt wie kleine Kinder in der Aula des Gymnasiums und den kleinen Neu-Gymnasiasten an ihrem ersten Schultag zur Seite.
Für mich sind Tage wie diese immer eine kleine Zeitmaschine. Der Geruch von Aulas ist seit 30 Jahren unverändert - und sofort wird man selbst wieder zurück in die eigene Schulzeit katapultiert. Verstärkt wird das Gefühl noch, wenn man den Blick durch die Schulfamilie, die Elternschaft, die Lehrkräfte oder den Hausmeister schweifen lässt. Schaut man etwas genauer hin, dann entdeckt man so manches bekannte Gesicht von früher, mit dem man doch gefühlt erst gestern noch in irgendwelchen Clubs und auf Partys gefeiert hat.
Zurück in der Gegenwart gab es auch in diesem Jahr selbst gemachte Schultüten. Die nun Kleinsten an der Schule freuten sich sehr über die Süßigkeiten. Da dieselben Kinder aber vor Kurzem noch die Größten an ihrer alten Schule waren, reichte das einigen nicht. Ich schätze, dass alle Schülerinnen und Schüler in ganz Bayern, die nun in die fünfte Klasse kamen, denselben Wunsch hatten: ein Handy! Aus irgendeinem Grund ist es Tradition geworden, dem Kind zum Übertritt ein Handy anzuvertrauen. Das ist aus pädagogischer Sicht natürlich grenzverrückt, aber leider die Realität. Um unser schlechtes Elterngewissen zu lindern, haben wir das Handy aber mit strenger Nutzungszeit-Sperre reglementiert. Ich bin gespannt, wann es unser Bub herausfinden wird. Ich schätze, in exakt einer Stunde.
Unser zweiter Sohn bat übrigens zum neuen Schuljahr um eine EC-Karte. Er will seinen Döner künftig elektronisch bezahlen und das Taschengeld überwiesen bekommen. Oh mein Gott, unsere Kinder werden so schnell groß! Es wird wohl keine fünf Jahre mehr dauern, dann werden sie ein selbst fahrendes Auto wollen, das idealerweise auch fliegen kann. Das gibt's aber frühestens am ersten letzten Schultag.