Ziemlich vollgepackt mit gefüllten Gläsern und Tassen ist das Tablett, doch Ali Wajid beherrscht das Balancieren bereits wackelfrei. Wie ein Profi steuert er den Tisch an und serviert die Getränke, stets ein freundliches Lächeln im Gesicht. Die gute Laune ist nicht nur berufsbedingt bei ihm, er hat überhaupt Grund zum Strahlen. Am 23. Oktober hat er seine Lehrstelle als Kellner im ARGE-Beisl im Nonntal angetreten. "Die Arbeit macht mir viel Spaß, ich bin sehr gerne unter den Leuten", freut sich der 22-Jährige. Er stammt aus Pakistan, in seiner Heimat hat er Wirtschaft studiert und ist vor zwei Jahren nach Österreich geflüchtet. Seinen ursprünglichen Plan, die Doppellehre Koch-Kellner zu beginnen, hat er wieder aufgegeben, seine Deutschkenntnisse zu verbessern stand im Vordergrund. Derzeit wohnt er zusammen mit pakistanischen Freunden, ist aber auf der Suche nach einem Zimmer in einer WG, möglichst mit Einheimischen. "Nur so kann ich mein Deutsch noch mehr verbessern", weiß er.
Sein Chef Andreas Berlot, Leiter des ARGE-Beisls, ist voll des Lobes für ihn. "Wir suchten einen Lehrling. Aus den Bewerbern blieben drei übrig, die wir zum Schnuppern bei uns eingeladen haben, und da war Ali bei Weitem der Beste unter ihnen", sagt er. Ali ist mittlerweile der zweite Mitarbeiter, der eine Fluchtgeschichte mitbringt. Seit fast einem Jahr bildet Berlot in der Küche den Afghanen Navid als Koch aus. Dieser ist bereits als Flüchtling anerkannt, das Ansuchen von Ali ist in erster Instanz abgelehnt. "Aber mit der Ablehnung beschäftigen wir uns gar nicht. Bei uns steht im Vordergrund, dass er Freude und Bereitschaft mitbringt, einen Gastronomieberuf zu erlernen. Und die ist bei Ali auf jeden Fall vorhanden", so der Beisl-Chef.
Zustande gekommen ist der Kontakt zwischen Lehrling und Lehrherrn über den Verein fairMATCHING. Im März 2016 haben sich engagierte Leute, federführend der Unternehmens-Coach Wolfgang Tonninger und die Community-Managerin Kathrin Gerschpacher, zusammengetan, um zu vermitteln. "Wir wollten einen sinnvollen Beitrag zur Bewältigung der Flüchtlingskrise leisten", so Gerschpacher. Im heurigen Sommer veranstalteten sie ein Job-Speeddating, wo sich Interessierte wie eben Ali melden konnten. "Wir können dabei helfen, manche Wege abzukürzen."
Auf Augenhöhe
Der Verein fairMATCHING unterstützt und begleitet Flüchtlinge bei der Arbeitssuche seit März 2016, mit Augenmerk auf individuelle Stärken und auf Augenhöhe. So entstehen Respekt und Wertschätzung sowie die Basis, damit Menschen ihre Potenziale ausschöpfen und Integration am Ende gelingen kann.
In einem Jahr konnten dank fairMATCHING bereits 20 Flüchtlinge im Arbeitsleben ankommen.
Integration funktioniert in beide Richtungen: Es profitieren nicht nur die Flüchtlinge, sondern auch die heimischen Unternehmen und die Gesellschaft insgesamt.
fairMATCHING arbeitet als interdisziplinäres Team mit fünf ehrenamtlichen Mitarbeitern.
fairMATCHING lädt überdies zum Stand auf dem Alten Markt zum Charity-Punsch. Für Unternehmen, Bewerber, Unterstützer, Interessierte: heute, 14. Dezember, ab 12 Uhr für den guten Zweck.




