Die Polizei hatte ihre Abschlussmeldung zum Großeinsatz rund um den Salzburger Gipfel bereits um 17.48 Uhr veröffentlicht. "Großteils positiv" sei dieser verlaufen. Nur: Zu diesem Zeitpunkt spielten sich beim Kreisverkehr in der Nähe des Volksgartenbades tumultartige Szenen ab. Und der Ausgang dieser Auseinandersetzung war vorerst völlig ungewiss.
Laut Zeugen blockierten zwischenzeitlich 150 bis 200 Menschen die Straße. Es bildete sich ein langer Stau. Die Demonstranten standen zunächst rund 100 Beamten der Einsatzeinheit gegenüber. Sie forderten offenbar die Freilassung von fünf Personen, die zur Identitätsfeststellung vorübergehend festgenommen worden waren. Dabei kam es zu einem Drängen in Richtung eines Polizeiwagens - die Polizei setzte Pfefferspray ein. Eine Person musste laut Rotem Kreuz behandelt werden.
Die Situation begann sich bei der Demonstration vom Hauptbahnhof über das Andräviertel und die Linzer Gasse zum Volksgarten aufzuschaukeln: Dabei kam es wegen des großen Andrangs - mehr als 1000 Teilnehmer marschierten beim Protest gegen die EU-Migrationspolitik mit - auf dem Weg in die Steingasse zu ersten Reibereien mit den Einsatzkräften. Kurz nach 15.00 Uhr hatten dort - im Bereich Platzl - etliche, teils vermummte Teilnehmer an der Spitze des Demonstrationszugs versucht, die genehmigte Route zu verlassen und die Polizeiabsperrung zu durchbrechen. Dabei ging ein mit einer Sturmmaske vermummter Mann mit einer Stange auf Beamte los. Bei der Waffe dürfte es sich um einen Fahnenstange aus Holz gehandelt haben, zunächst war noch von einer Eisenstange die Rede.
Wie auf einem Video, das den SN vorliegt, auch zu sehen ist, geriet auch der grüne EU-Abgeordnete Michel Reimon mit einem Polizisten aneinander (siehe Video unten, Minute 1:41). Die Polizei nahm im Verlauf der Demonstration einen Österreicher und auch einen Deutschen fest, weil diese unabhängig voneinander mit einer Stange auf Beamte losgegangen sein sollen.

Bei dem Deutschen handelt es sich um einen 23-jährigen Mann aus Passau. Er soll derjenige Gewalttäter gewesen sein, im Bereich Platzl kurz nach 15 Uhr vermummt mit einer schwarzen Sturmmaske mit einer Stange auf Polizisten eingeschlagen haben soll. Dabei ging ein Einsatzschild zu Bruch. Die Polizisten blieben bei dieser Aktion unverletzt. Der Beschuldigte wird wegen versuchter schwerer Körperverletzung, versuchten Widerstandes gegen die Staatsgewalt sowie wegen schwerer Sachbeschädigung angezeigt. Die Staatsanwaltschaft stelle dem Vernehmen nach am Freitag einen Antrag auf Verhängung der U-Haft.
Die Organisatoren der Protestveranstaltungen warfen diese Darstellung als "konstruiert" zurück und kritisierten den "exzessiven" Einsatz von Pfefferspray. Fakt ist: Die Situation spitzte sich gegen 19 Uhr zu. Die Demonstranten, die sitzend die Straße blockierten, skandierten immer wieder "Lasst sie frei!" und "Wir sind friedlich, was seid ihr?"; zudem waren auch Polizei-verhöhnende Parolen zu hören.
Weitere bewaffnete Einheiten marschierten auf. Die Polizei sagte dann via Lautsprecher durch, dass eine festgenommene Person nach Feststellung der Identität freigelassen worden sei. Doch die Demonstranten blieben zunächst weiter sitzen.
Um 19.15 Uhr gab es dann Entwarnung: Die angespannte Situation löste sich friedlich auf.
Zu Ende waren die Auseinandersetzungen mit der Exekutive damit nicht: Später kam es noch zu einer "Spontankundgebung" von rund 20 teils vermummten Personen vor der Landespolizeidirektion, sagte Polizeisprecher Michael Rausch. Eine Person wurde vorübergehend festgenommen, kam aber wieder auf freien Fuß.