Wie viel Wasserfläche gibt es in Salzburg? Zu wenig, sagt Clemens Weis, Obmann des Neuen Verbandes der Schwimmvereine in Salzburg. Geht es nach dem ehemaligen Leistungsschwimmer, braucht es das geplante Bad bald: Es steht nämlich eine Sanierung des stadtnahen Hallenbades in Rif an. Wann genau, ist unklar.
Wie steht es um die Nachfrage nach Schwimmtraining in der Stadt?Clemens Weis: Die Nachfrage ist enorm. Wir haben in der Stadt Salzburg innerhalb des Verbandes nur drei Vereine. Für weitere Vereine haben wir keine Wasserfläche. Vor allem im Anfängerbereich bei den Sechs- bis Zehnjährigen gibt es eine hohe Nachfrage. Die Kurse sind sofort ausgebucht.
Welche Bäder stehen den Vereinen zur Verfügung?Wir haben in der Stadt Salzburg eigentlich nur ein Bad, nämlich das AYA-Bad. Wir haben ein zweites, das ist das Paracelsusbad. Das ist aber prinzipiell etwas für die Öffentlichkeit, wo neben Saunieren auch ein bisschen Baden und Bewegung möglich ist.
Sie unterstreichen den Wasserflächenmangel?Ja. Der Mangel entsteht auch dadurch, weil das Schwimmenlernen einen sozialen Aspekt hat. Das ist etwas, das jedes Kind beherrschen sollte. Dadurch ist die Nachfrage auch enorm. Zudem ist Schwimmen eine Ganzkörpersportart, die man mit 40, 60 oder noch 80 Jahren ausüben kann.
Ist im Erwachsenenbereich also die Nachfrage auch hoch? Ja. Besonders der Bereich der Age-Group-Schwimmer, also 40 plus, ist extrem nachgefragt. Die haben keinen Platz, um genormt zu schwimmen. Das ist anders als bei einem 25-Jährigen, der noch im Kreis schwimmen kann. Aber bei einer älteren Person beispielsweise brauchst du einfach ein, zwei Meter Platz.
Wie schaut es mit den Schulschwimmkursen aus?Ich glaube, alle Stadtklassen werden bedient. Allerdings mit nur sehr wenig Einheiten. Aber hätte man ein zweites oder drittes Bad, schaut die Sache anders aus.
Also fehlt die Fläche für Jung und Alt.Genau. Deshalb ist ein zusätzliches Hallenbad in der Stadt nicht nur dringend notwendig, sondern in meinen Augen sogar zu wenig.
Wieso ist das Paracelsusbad für die Vereine keine Option?Wir können das Paracelsusbad gar nicht nutzen. Wir nutzen das Bad nur für Schulschwimmkurse.
Woran liegt das?Ich glaube, dass sich das Angebot wahrscheinlich weniger an die Vereine richtet, sondern mehr an die Öffentlichkeit, an die Tagesgäste, an die Festspielgäste und sonstige Besucher.
Es gab immer wieder Kritik am Paracelsusbad, es sei zu pompös gebaut worden. Wie sehen Sie das?Als Vertreter eines Spitzen- und Breitensportverbandes stimme ich zu. Das Paracelsusbad hat viel Geld gekostet. Es ist dafür gebaut worden, damit es schön ausschaut. Das mag seine Berechtigung haben, weil wir eine Kultur- und Festivalstadt sind. Das ist überhaupt kein Thema. Wir sind da mitten in der Stadt. Aber zweckorientiert war es in meinen Augen null, um diese Nachfrage zu bedienen. Das Paracelsusbad hat rund 60 Millionen Euro gekostet, das AYA-Bad im Vergleich rund fünf Millionen.
Aktuell wird ein neues Hallenbad beim Lepi geplant. Ihre Expertise hat die Stadtpolitik bei den Planungen hinzugezogen. Was muss das neue Bad haben, damit die Vereine profitieren?Idealvariante wäre ein Acht-mal-50-Meter-Becken. Mit einer möglichen Trennwand in der Mitte hätte man dann acht 25-Meter-Bahnen, und das zwei Mal. Dadurch schafft man Platz und Möglichkeiten für verschiedene Nutzer. Wenn das Bad kleiner ist, dann muss man bei diversen Interessen wieder Abstriche machen. Im AYA-Bad haben wir zum Beispiel ein Sechs-mal-25-Meter-Becken. Das ist relativ schmal und klein. Dort kann man das Jugend- und Kinderschwimmen ganz gut umsetzen. Und das Anfängerschwimmen auch, weil wir ein Anfängerschwimmbecken haben. Der Rest kommt zu kurz.
Mit den 50-Meter-Bahnen ließen sich auch Turniere veranstalten?Genauso ist es. Wettkämpfe auf nationalem und internationalem Niveau funktionieren nur auf 50-Meter-Bahnen. Und das müssen zumindest acht sein. Weniger ist für genormte Wettkämpfe im Spitzensport ungeeignet.
Wo finden in Salzburg aktuell Wettkämpfe statt?Wir können aktuell nur Landesmeisterschaften abhalten. Die finden im Sommer im Freibad Leopoldskron oder im Landesportzentrum Rif statt.
In Rif ist ja auch die Sanierung des Hallenbades geplant.Wenn Rif schließt, haben wir kein Bad für den Leistungssport. Dann kann man den Schwimmsport für ein bis zwei Jahre zusperren.
Wieso?Nur das AYA-Bad bleibt dann übrig. Dort müssten alle Freizeit-, Gesundheits- und Kindersportler weichen, damit der Spitzensport trainieren kann. Dann haben wir ein Loch. Während Corona hatten wir das auch für zwei Jahre. Jetzt merken wir, dass wir diese zwei Jahre im Kinderschwimmen nicht nachholen können. Die Jahrgänge haben wir verloren. In Folge auch für den Spitzensport. Mein Wunsch ist deshalb, dass das neue Bad bis 2026 steht.



