Am 25. April 1945 brach gegen elf Uhr Vormittag binnen sechs Minuten die Hölle über das beschauliche Bad Reichenhall herein: 56 US-Bomber vom Typ B-24 warfen mehrere tausend Spreng- bzw. Stabbrandbomben über der Kurstadt ab. 200 Menschen starben, Dutzende Häuser lagen in Trümmern oder gingen in Flammen auf - zwei Wochen vor Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa.
80 Jahre später sind die furchtbaren Ereignisse von damals wieder gegenwärtig. Denn auf Höhe der Frühlingsstraße 23 in Bad Reichenhall ist am Mittwoch bei Grabungsarbeiten eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt worden. Am Donnerstag begann ein Großeinsatz zur Entschärfung des Reliktes.
Nach jüngsten Erkenntnissen handelt es sich um die Hälfte einer Weltkriegsbombe, die etwa 40 Kilogramm Sprengstoff enthält und einen intakten Zünder aufweist.
Entdeckt wurde das Kriegsrelikt wie üblich bei Grabungsarbeiten. In der Frühlingsstraße werden unter anderem Glasfaserkabeln verlegt.
Die Fundstelle befindet sich gleich neben dem örtlichen Gefängnis sowie in einem dicht besiedelten Stadtteil. Die Gebäude mussten geräumt werden, betroffen davon waren rund 350 Reichenhaller. 30 von ihnen befanden sich zur Einsatzzeit daheim, sie wurden währenddessen im Haus der Jugend betreut. Die Insassen der Justizvollzugsanstalt wurden vorübergehend in andere Gefängnisse nach Traunstein beziehungsweise Bernau verlegt. Der Zugverkehr auf der Bahnstrecke Freilassing-Bad Reichenhall-Berchtesgaden war ebenfalls betroffen und musste vorerst eingestellt werden.
Kurz vor 16 Uhr hieß es: "Der Sprengmeister ist eingetroffen, die Arbeiten zur Entschärfung starten." Kurz vor 17 Uhr gab es die Entwarnung: "Wie die Stadt Bad Reichenhall mitteilt, ist die Fliegerbombe erfolgreich entschärft worden."
Insgesamt waren rund 150 Einsatzkräfte verschiedener Organisationen im Einsatz. Beteiligt waren unter anderem Polizei, Bundespolizei, Feuerwehr, Malteser und Rotes Kreuz und Kräfte der Stadt und der Stadt Bad Reichenhall und des Landratsamtes Berchtesgadener Land.