Vor den roten Vorhang geholt wurden an diesem tief winterlichen Abend im Nexus Saalfelden starke Frauen, die mit dem Frauennetzwerk seit zwanzig Jahren einiges in der Region bewegen.
2003 hat Barbara Huber-Jeblinger zusammen mit Traudi Kirchlechner, die damals den Verein Initiative Frau und Arbeitgeleitet hat, das Netzwerk gegründet. Wichtig war der feministische Blick auf die Lebenswelt der Frauen. Von nun an setzten sie sich gemeinsam - und nicht mehr als Einzelkämpferinnen - für Frauenanliegen ein. "Im Vordergrund stand damals die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Frauen im Pinzgau", so die Gründerin Barbara Huber-Jeblinger. Das parteiunabhängige Netzwerk ist seither für die Region Pinzgau Lobby und Ansprechpartner in Frauenanliegen. Mitglieder sind Frauen, die Institutionen der Bereiche Soziales, Gesundheit, Bildung, Familie und Arbeitsmarkt vertreten.
Internationaler Frauentag wird nun auch im Pinzgau gefeiert
Ein Anliegen der ersten Stunde war, den Internationalen Frauentag am 8. März im Pinzgau zu feiern und zum Anlass zu nehmen, Frauen zu vernetzen sowie die unterschiedlichen Seiten des Frauenlebens und -alltags auf die Bühne zu bringen. Ein Jahr nach der Gründung gab es vom Frauennetzwerk schon Aktionen dazu. "Wieviel Mutter braucht der Mensch" war die Frage des Vortrages von Herrad Schenk. "Hier wurde aufgezeigt, dass wir im Vergleich zu anderen Epochen und Kulturen sehr viel Zeit für wenig Kinder haben", erinnert sich Barbara Huber-Jeblinger an dieses Highlight. Das Buch der Schriftstellerin empfiehlt Huber-Jeblinger allen, die manchmal ein schlechtes Gewissen haben. Von zehn bis 70 Jahre alt waren die Besucherinnen, die Premiere im Bezirk war somit gelungen. In den folgenden Jahren gab es zum Internationalen Frauentag zu den unterschiedlichen Themen Veranstaltungen in der Wirtschaftskammer, im Nexus Saalfelden und auf der Burg Kaprun. Beim Beleuchten der weiblichen Lebenswelten kam Nachdenkliches, Heiteres und vor allem Stoff für Diskussionen auf die Bühne: Unternehmensgründung, Geld und Bankgeschäfte, Frauen in der Heimat, Unterwäsche, Integration, Landleben und eigene Wege, um nur einige Themen zu nennen.
Das Frauennetzwerk bekam kurz nach seiner Gründung Rückenwind aus der Politik. Moderiert wurde der Gründungsprozess damals von Martina Berthold aus dem Frauenbüro des Landes, erinnert sich Barbara Huber-Jeblinger.
Vernetzung und Frauen in der Politik bewegen die Region
Die Landesregierung stand auch mit ihrer damaligen Frauen- bzw. Gleichbehandlungsbeauftragten Romana Rotschopf voll hinter dem Netzwerk. Damals wurden gleich drei Frauen im Pinzgau Bürgermeisterinnen: Helga Hammerschmid-Rathgeb in Leogang, Sonja Ottenbacher in Stuhlfelden und Bettina Mitterer (damals Dürnberger) in Lofer führten nun "ihre" Gemeinden. Zusammen mit der Bezirkshauptfrau Rosmarie Drexler und dem Motto "keine Einzelkämpferinnen mehr" rückte bei den gemeinsamen Anstrengungen des Frauennetzwerkes der Wiedereinstieg von Frauen am Arbeitsmarkt in den Fokus. Außerdem wurden Kinderbetreuungs-Einrichtungen gegründet, welche eine bessere Vereinbarkeit von Familie und weiblicher Berufstätigkeit ermöglichten. Auf amtlicher und politischer Ebene wurde Einfluss auf Entscheidungen genommen.
Ein "Highlight" vom Vorstandsmitglied Christine Schläffer ereignete sich 2008. Im Bezirk Zell am See waren alle drei Kassenstellen für Frauenheilkunde von Männern besetzt. Das Frauennetzwerk startete eine Petition, mit fast 1400 Unterschriften forderten sie eine Frau für die nächste Kassenstelle. Die Vergabekriterien wurden daraufhin zugunsten einer weiblichen Stellenbesetzung verändert.
Die generationenübergreifende Frauenpower, die in der umfassenden Arbeit von Christine und Iris Schweinöster und ihren drei Kollegen bei #empowered weiberleut zu Wort kamen sowie die Poetry Slammerin Helene Ziegler waren weitere Höhepunkte des Festabends. Fazit: Wenn Frauen ihre Kräfte bündeln, können sie viel bewegen.