Wochenlang haben die Stammgäste des Freilichtmuseums auf diesen Tag gewartet. Am Pfingstmontag war es bei prächtigem Wetter so weit: Die Besucher wurden erstmals in diesem Jahr wieder eingelassen.
Wie eine "Auferstehung" komme ihm das vor, sagt Markus Leitner, während sich seine Kinder auf dem Spielplatz herumtreiben. Der gebürtige Steirer wurde vor zwei Jahren als "dreimillionster Besucher" seit Bestehen des Freilichtmuseums Großgmain begrüßt. Allein im Vorjahr sei er 60 Mal hier gewesen. Umso mehr habe seine Familie den Tag der Wiedereröffnung herbeigesehnt. "Der Bub hat schon den ganzen Tag von Großgmain geredet. Und zum Relaxen ist das perfekt."
Endlich wieder die Schotterwege entlangschlendern, Karamellzuckerl kaufen wie zu Omas Zeiten, mit der alten Museumsbahn ein paar Runden drehen, im Gastgarten einkehren: All das genießen am Pfingstmontag, dem Tag eins nach dem Corona-Lockdown, viele Besucher aus Nah und Fern. Schon am Vormittag bildet sich vor dem Eingang eine Schlange. Eltern mit Kinderwagen oder Babytragen auf dem Rücken sind am Pfingstmontag die größte Besuchergruppe. Bis zum Abend werden rund 1100 Besucher gezählt.
Die Musikantinnen von der Ziach EG aus dem Innviertel zeigen sich höchst erfreut, dass sie nun endlich wieder auftreten können - in diesem Fall mit Polkas und Märschen vor dem Mesnerhaus. "Wir hatten schon beim Herfahren voll die Freude", sagt Klarinettistin Doris Esterbauer. "Ein schönes Gefühl", sagt Lois David, der die Damen am Kontrabass begleitet.
Manches ist freilich anders als sonst: Vor allem müssen die Leute auf Distanz bleiben. "Sie sind mit Abstand unsere besten Museumsgäste", steht schon beim Parkplatz auf einer Infotafel zu lesen. Bei den Eingängen zu den historischen Gebäuden stechen die allgemeinen Vorsichtsmaßnahmen ins Auge: Maske tragen, Abstand halten, keine Gruppen, Atemhygiene einhalten. Vielerorts stehen Desinfektionsmittel und Mundschutz bereit.
"Unser oberstes Gebot ist: Abstand halten", sagt Museumsdirektor Michael Weese. "Und das können wir im Freilichtmuseum gewähren." Handwerksvorführungen gibt es vorerst nicht: Bis die Drechsler, Schnitzer und Seifensieder zurückkehren, wird wohl noch einige Zeit vergehen. In die Waggons der Museumseisenbahn dürfen auch nur noch jeweils fünf Personen rein. "Normalerweise passen 23 Leute in einen Waggon", sagt Schaffner Harald Süß. Schon am frühen Vormittag musste er deshalb Fahrgäste auf spätere Fahrten vertrösten. "Aber die Leute haben Verständnis."
Immerhin dürfen es sich die Besucher in den Wiesen gemütlich machen - samt Picknickbox, die es neuerdings zu kaufen gibt - in der traditionellen Brettljausenvariante oder vegetarisch. Und auch historisch einkaufen ist wieder möglich. In der alten Krämerei im "Wörndl-Austraghaus" läuft das Geschäft mit den Süßigkeiten und diversen Souvenirs. Es sei überraschend viel los, sagt Verkäuferin Veronika Ortner. Viele Stammkunden seien da. "Und die Kinder freuen sich natürlich über das Spielzeug und die Zuckerl."
Eigentlich hätte das Freilichtmuseum nach der Winterpause Ende März aufsperren sollen. Doch da war der Corona-Lockdown mit dem Betretungsverbot längst in Kraft.
Die vergangenen Wochen verbrachten die Mitarbeiter des Freilichtmuseums unter anderem damit, Videos und Fotoblogs zu erstellen. Drei Dauerausstellungen über den Lungau, über historische Zäune und Mausefallen wurden überarbeitet. Und man bereitete die Wiedereröffnung vor. Was aber bedeutet die verzögerte Eröffnung der Saison finanziell für das größte Museum Salzburgs?
"Es fehlen wegen des Ausfalls in den Monaten April und Mai rund 200.000 Euro an Einnahmen", sagt Michael Weese. Außerdem würden heuer vermutlich große Veranstaltungen ausfallen. Der Museumschef rechnet damit, dass statt rund 100.000 Besuchern im Coronajahr nur rund halb so viele kommen könnten.
Trotzdem sei auch heuer noch eine - unter diesen schwierigen Umständen - akzeptable Saison möglich. "Man sieht ja, wie sehr die Leute darauf brennen, wieder zu uns zu kommen. Und das motiviert uns natürlich alle."