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Gefahrgutalarm im Pongau: Spezialkräfte aus Deutschland im Einsatz

Der Gefahrguteinsatz im Pongau zog sich bis in den Donnerstagabend hinein. Eigens angereiste Spezialisten aus Deutschland konnten schließlich das Leck an einem Gefahrgutwaggon abdichten und den Einsatz erfolgreich abschließen.

An dieser Stelle „parkte“ der leckgeschlagene Waggon.
An dieser Stelle „parkte“ der leckgeschlagene Waggon.
Fordernder Einsatz bei frühsommerlicher Hitze.
Fordernder Einsatz bei frühsommerlicher Hitze.

Mittwochabend war bei einem Güterzug die Substanz Methylacrylat ausgetreten. Zeugen hatten dies bei der Durchfahrt des Zugs im Bahnhof Bischofshofen wegen des stark reizenden Geruchs und unmittelbarer Beeinträchtigung der Atemwege festgestellt.

Daraufhin wurde der Zug im Bahnhof St. Johann angehalten. Ein stundenlanger Einsatz war die Folge. In der Nacht wurde der betreffende Waggon von der Hauptverbindung auf ein abgesperrtes Gleis auf Höhe von St. Veit gebracht. Doch die Lage beruhigte sich nur vorübergehend.

Am Donnerstag um 11.29 Uhr meldete die Landeswarnzentrale (LAWZ): "Fortsetzung des Gefahrguteinsatzes (Eisenbahnwaggon) in St. Veit im Pongau. Sechs Feuerwehren im Einsatz." Feuerwehrleute begannen mit der Suche nach dem Leck an dem Waggon. Ein Feuerwehrsprecher sagte kurz nach 14.30 Uhr: "Wir hoffen, dieses Leck nun zu finden und, wenn alles gut läuft, dann auch abzudichten."

Als unmittelbare Folge des neuen Einsatzes veranlassten die Behörden die Sperre der B311 beim Schönbergtunnel in Schwarzach sowie der Westbahnstrecke der ÖBB. Einen Schienenersatzverkehr gibt es daher auch nicht. Um die Mittagszeit kam es vorübergehend zu großen Staus. Verkehrsteilnehmern wurde dringend empfohlen, großräumig auszuweichen.

Spezialisten aus Deutschland im Einsatz

Zu diesem Zeitpunkt war bereits eine TUIS-Einheit der BASF Werkfeuerwehr aus Ludwigshafen (Deutschland) vor Ort, die sowohl mit dem betreffenden Stoff als auch dem defekten Verschlusssystem vertraut ist.

Die Spezialisten führten umfangreiche Messungen durch, konnten die Gefährdung detailliert einschätzen und unternahmen einen Reparaturversuch, wodurch die messbare Stoffkonzentration so weit verringert werden konnte, dass die B311 wieder für den Verkehr freigegeben werden konnte.

Bei einem zweiten Reparaturversuch konnte die Stoffkonzentration weiter verringert werden. Die Feuerwehren sperrten das umfangreiche Straßennetz im Umfeld der Einsatzstelle ab, stellten während der Arbeiten den Brandschutz sicher und bereiteten die Dekontamination vor.

Für eine endgültige Reparatur waren jedoch Spezialkräfte des Tankherstellers erforderlich, die am Donnerstagnachmittag an der Einsatzstelle eintrafen. In einem mehrstündigen Einsatz gelang es ihnen, den Waggon abzudichten und den Abtransport zu veranlassen.

Das geschah in der Nacht davor:

Es sei sofort die Schutzstufe 3 ausgerufen worden, berichtete Stefan Hafner von der Pressestelle der Pongauer Feuerwehr am Mittwochabend den SN. "Ein Trupp hat zur Lokalisierung des gefährlichen Stoffes den Güterzug mit Messgeräten durchkämmt, dabei konnte festgestellt werden, dass Methylacrylat freigesetzt wurde", sagt Hafner.

Um kurz vor 23 Uhr gab er Entwarnung: "Es treten keine Mengen mehr aus. Oberste Priorität ist, das Leck sicher zu schließen." Landeschemiker sowie Spezialisten der ÖBB seien vor Ort. Die Anrainerinnen und Anrainer wurden ersucht, die Fenster geschlossen zu halten und den Gefahrenbereich weder zu betreten noch zu befahren.

<<<Einsatzbericht der Feuerwehr Pongau>>>

Durch den Einsatz eines Trupps, ausgerüstet mit Schutzstufe 3 und speziellem Schadstoffmessgerät, konnte der Schadstoffaustritt im Bereich eines Turmdeckels lokalisiert werden. Mit Unterstützung von Fachkräften der ÖBB gelang es, das Leck provisorisch abzudichten.

Nach einer Beurteilung und der Feststellung der Transportfähigkeit des Waggons konnte der Zug geteilt werden und der betroffene Waggon wurde aus dem Bahnhofsbereich verschoben. Die veranlassten Absperrmaßnahmen konnten um 1.30 Uhr aufgehoben werden.

Die Abdichtung erfolgte am Donnerstag durch eine Spezialfirma aus Ludwigshafen, hieß es auf der Homepage der Feuerwehr St. Johann.

Sechs Personen mit Atembeschwerden im Spital behandelt

Sechs Personen wurden mit Reizungen der Augen und Atemwege im Krankenhaus Schwarzach behandelt, mussten aber nicht stationär aufgenommen werden.

Der ausgetretene Stoff sei reizend für Atemwege und die Haut, so Hafner. Einige Personen hätten zudem über Übelkeit geklagt. Ob das mit dem Austritt in Verbindung stehe, könne derzeit aber noch nicht bestätigt werden.

Die Feuerwehren St. Johann, Bischofshofen und Schwarzach waren mit rund 110 Einsatzkräften und 34 Fahrzeugen vor Ort, unterstützt wurden sie u. a. von Fachkräften der ÖBB und dem Referat Chemie und Umwelttechnik des Landes Salzburg. Ein Kino und ein Restaurant waren wegen der unklaren Gefährdungslage evakuiert worden. Der Einsatz wurde um Mitternacht beendet.

<<<Das ist Methylacrylat>>>


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