Die Liste der Forderungen ist lang, die Möglichkeiten beschränkt: Am 10. September beginnt die Asfinag (Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft) mit dem zweiten Abschnitt der Tunnelsanierung auf der Tauernautobahn (A10). Dazu wird der Verkehr von zwei Spuren pro Fahrtrichtung auf eine Spur pro Fahrtrichtung reduziert. Und das ist der Kern des Problems, wie es der Kuchler Bürgermeister Thomas Freylinger (ÖVP) auf den Punkt bringt: "Es ist einfach zu viel Verkehr für zu wenig Straße." Stau und Ausweichverkehr durch die Anrainergemeinden Puch, Hallein, Kuchl und Golling sind somit programmiert. Vor allem an besonders verkehrsstarken Wochenenden. "Der Staukalender der Asfinag hat genau gestimmt", bestätigt Freylinger.
Gipfeltreffen wegen Stau auf A10: "Es ist einfach zu viel Verkehr"
Bei einem Gipfeltreffen der Asfinag mit Anrainergemeinden, Behörden und Sicherheitskräften wurden weitere Maßnahmen für den zweiten Abschnitt der Tunnelsanierung auf der Tauernautobahn diskutiert. Klar ist nur: Der Stau wird bleiben.


Bis zum 26. Juni 2025 soll der zweite Abschnitt der Tunnelbaustelle abgeschlossen sein, sagt Projektleiter Hanspeter Treichl. In diesen knapp zehn Monaten müsse man leider mit Stau und Ausweichverkehr rechnen. Wichtig sei es, zur Hauptreisezeit in den Sommerferien entsprechend für Entlastung zu sorgen. Deshalb sei auch nun die Baustelleneinrichtung rückgebaut worden.
Bisher keine nennenswerten Staus
Seit Beginn der Sommerferien ist die Tauernautobahn wieder zweispurig befahrbar. Größere Verkehrsbehinderungen oder Staus seien bisher im Bereich der geräumten Baustelle ausgeblieben. Das berichtet auch der Autofahrerclub ÖAMTC, der mit Stauberatern im Einsatz ist. Verzögerungen seien am Grenzübergang Walserberg sowie beim Knoten Salzburg (A1/A10) registriert worden. Im Pongau gebe es Verzögerungen zwischen dem Reittunnel und Eben.
Fußball-EM dämpfte den Verkehr
Ein Grund für das eher schwache Verkehrsaufkommen bisher sei erfahrungsgemäß auch die Fußball-EM in Deutschland gewesen, heißt es vom ÖAMTC. "Die echten Nagelproben kommen aber jetzt auf uns zu", sagt Alfred Obermayr von der Mobilitätsinformation, "die ersten drei Wochenenden mit Ferienbeginn in Bayern sind neben Pfingsten die verkehrsreichsten im Jahr."
Am Pfingstsamstag sei mit 28 Kilometern Länge auch der größte Stau verzeichnet worden: Er reichte von der Blockabfertigungsampel kurz nach der Ausfahrt Golling bis zum Knoten Salzburg. Der Zeitverlust habe zwischen drei und fünf Stunden betragen.
Am kommenden Wochenende sei wieder mit Staus und Blockabfertigung zu rechnen. Grund dafür ist der Ferienbeginn in den beiden großen deutschen Bundesländern Baden-Württemberg und Bayern.
Besonders wichtig sei heuer der Einsatz der ÖAMTC-Stauberater: Die Zweispurigkeit während der Ferienzeit solle nach Gesprächen mit dem Land Salzburg unbedingt erhalten werden, weil man bei Stau sofort wieder massiven Ausweichverkehr befürchte.
Absage an Mautbefreiung und einheitliches Tempolimit
Die unter anderem vom Kuchler Bürgermeister geforderte Mautbefreiung auf der Tauernautobahn wird übrigens nicht kommen. "Das Ministerium sagt Nein, sie wollen einfach nicht", sagt Freylinger. Hintergrund seines Wunsches ist die Tatsache, dass man rein rechtlich Fahrzeuge, die unerlaubterweise von der Autobahn abgefahren sind, nicht mehr auf diese zurückschicken könne, weil es sich um eine mautpflichtige Straße handelt.
Ebenso abgelehnt worden sei die Forderung nach einem einheitlichen Tempolimit von 70 km/h im Baustellenbereich, sagt Freylinger. "Eine Obergrenze von 60 km/h im Tunnel ist die Vorgabe der Behörde, von dieser rücken sie aus Sicherheitsgründen nicht ab." Ein einheitlicher 60er würde wohl zu noch stärkerem Frust führen. Der Konsens lautet: Dort, wo es möglich sei, werde man 80 km/h weiterhin erlauben.
Golling als "Wespentaille"
Ab September will die Asfinag den Verkehr auf der A10 entzerren, indem sie ab Puch-Urstein das Tempolimit 100 km/h beantragt.
Auch der Bürgermeister der am stärksten betroffenen Gemeinden Golling, Martin Dietrich (SPÖ) ist nach dem Treffen zuversichtlich: "Es wird eine Begehung an der Zerlauth-Kreuzung geben, die ist das Nadelöhr." Da sich ortsunkundige Fahrer beim Abbiegen Richtung Lammertal ängstlich verhalten würden, gebe es auch an schwächeren Verkehrstagen Stau im Gollinger Markt, sagt Dietrich: "Eine intelligente Ampel könnte das lösen."
Golling sei die von der Tunnelbaustelle am stärksten betroffene Gemeinde: "Wir sind die Wespentaille des gesamten Bundeslandes."