Am Montag gegen sechs Uhr war eine zehnköpfige Bergsteigergruppe aus Bayern vom Heinrich-Schwaiger-Haus zu einer Tagestour auf den 3564 Meter hohen Gipfel des Wiesbachhornes in der Glocknergruppe aufgebrochen, den sie gegen zehn Uhr erreichten.
Der darauffolgende geplante Abstieg führte die Alpinisten im Alter von 41 bis 61 Jahren über den Vorderen Bratschenkopf und den alpinen, ausgesetzten Steig der Bratschen in Richtung der bewirtschafteten Schwarzenberghütte (2257 Meter). Als sich die gut ausgerüsteten Bergsteiger gegen 15 Uhr im Abstieg auf einer Höhe von 2423 Metern (also im unteren Drittel der Bratschen) befanden ereignete sich plötzlich seitlich oberhalb von ihnen ein Gleitschneebruch.
Dieser Bruch, der ein Ausmaß von mehreren Hundert Höhenmetern hatte, versperrte den deutschen Urlaubern den Abstieg durch die geneigten und ausgesetzten Felsplatten. Die unverletzten Bergsteiger setzten einen Notruf ab.
Die Besatzung des Polizeihubschraubers führte zusammen mit einem Alpinpolizisten aus Zell am See die Seilbergung durch. Die Erhebungen der Alpinpolizei ergaben, dass die Tourengruppe bei diesem Ereignis sehr viel Glück hatte. Hätten sich die mächtigen Schnee- und Eismassen nur kurze Zeit später gelöst, wäre die Gruppe in der Falllinie der Massen gestanden - und wohl in die Tiefe gerissen worden.
"Massives Tauwetter" im Hochgebirge
Ein Grund für den Gleitschneebruch dürfte in den Wetterverhältnissen der vergangenen Wochen zu suchen sein. Alexander Ohms von Geosphere Austria spricht zwar von "keiner außergewöhnlichen Hitzewelle, 2015 gab es etwa deutlich mehr Hitzetage im Vergleich, aber wir hatten seit Mai auch keine wirklich kühle Phase".
Im Bereich des Gletscherbruchs, also um die 2500 Meter Höhe, herrschten in den vergangenen Tagen Temperaturen von 18 bis 20 Grad. Auch in der Nacht blieben die Werte um die 12 bis 13 Grad. Die Nullgradgrenze lag bei 4400 Metern, also deutlich über den höchsten Gipfeln Österreichs.
Und dieses "massive Tauwetter" setzt dem Schnee- und Eisbestand entsprechend zu. Schmelzwasser gelangt zwischen Fels und Schnee/Eis und kann dort zur Gleitschicht werden. Bei entsprechender Hangneigung greifen dann die Gesetze der Physik: Die Schwerkraft setzt sich gegen die Reibung durch, Schnee- und Eismassen donnern ins Tal. Ohms rät allen Bergbegeisterten, bei ihren Tourenplanungen entsprechende Vorsicht walten zu lassen. Nach einer kurzen Abkühlung am Donnerstag werden die Temperaturen wieder hochsommerliche Hitzewerte erreichen - mit einer Nullgradgrenze von 4800 Metern.