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Großer Zusammenhalt im Oberpinzgau: Ein Treppenlift für Matthias

Nach einem Facebook-Aufruf haben viele Oberpinzgauer ein großes Herz bewiesen und 10.000 Euro gespendet. Mama Julia Hofer bedankt sich sehr. Es ist ihr ein Anliegen, die Anschaffung zu erklären.

Matthias mit seiner Mutter Julia Hofer. Sie freut sich sehr über die vielen Spenden.
Matthias mit seiner Mutter Julia Hofer. Sie freut sich sehr über die vielen Spenden.
So tüchtig: Die Mädchen Helena (vorne) und Johanna aus Bramberg haben Brot verkauft, das die Oma gebacken hat. Als Transportmittel diente ihnen ein Kindertraktor. Diese tolle Aktion brachte ganze 107 Euro ein.
So tüchtig: Die Mädchen Helena (vorne) und Johanna aus Bramberg haben Brot verkauft, das die Oma gebacken hat. Als Transportmittel diente ihnen ein Kindertraktor. Diese tolle Aktion brachte ganze 107 Euro ein.
Hier die Schienen des Treppenlifts, der in die Wohnung im ersten Stock führt.
Hier die Schienen des Treppenlifts, der in die Wohnung im ersten Stock führt.

Anfang nächsten Jahres wird Matthias Hofer 30 Jahre alt. Er liebt Kaffee und Kuchen, singt gerne alte Schlager und mag auch Volks- und Countrymusik. Beim Fernsehen sind ihm Sportsendungen am liebsten, wobei ihm Skirennen und Skisprungbewerbe am meisten Freude bereiten. So weit, so gut.

Aber: Wegen Komplikationen bei der Geburt ist Matthias behindert und leidet an einer sehr schweren Form von Cerebralparese und an epileptischen Anfällen. Dass er im Teenageralter noch das Gehen erlernte, kam einem kleinen Wunder gleich. Diesem ging ein steiniger Weg mit mehreren Operationen, mit langen und schmerzvollen Tagen und Nächten in Korsetts und fixen Schienen voran. Und viele, viele Übungen, die seine Mutter Julia Hofer mit schier unglaublicher Ausdauer und Disziplin mit ihrem Sohn durchgeführt hat.

"Ich musste ihn dabei regelrecht quälen und im Nachhinein wundere ich mich, wie ich das alles geschafft habe - ihn an die Sprossenwand zu binden, um seine Füße zu dehnen, zu strecken, zu bewegen." Auf Nachfrage erzählt die 57-Jährige auch, dass Matthias zum Beispiel aber nach wie vor nicht auf die Toilette gehen kann; er braucht Windeln und muss gewickelt werden.

"Die Summe ist in nur fünf Tagen zusammengekommen"

Noch im selben Atemzug sagt Julia Hofer, dass sie aber keineswegs eine ,arme Mutter' sei, die zu bedauern ist. Sie freut sich über das, was ihr Bub alles gelernt hat und genießt die Wochenenden zu zweit mit ihm. "Wenn ich ihn freitags vom Lebenshilfe-Wohnaus in Bramberg nach Hause hole, wird zunächst einmal ausgiebig gekuschelt. Er ist wie ein Baby und ich habe gelernt, ihn und seine Bedürfnisse zu lesen. Das klappt super mit uns beiden." Matthias hat als junger Mann auch noch das Reden gelernt, doch damit läuft es nicht immer gleich gut.

"...aber freilich merke ich, dass ich nicht jünger werde."

Seit Kurzem befindet sich im Stiegenhaus, das in die Wohnung im ersten Stock führt, ein Treppenlift. "Mir selber kam diese Investition eigentlich gar nicht in den Sinn", erzählt Julia Hofer, "aber die mit mir befreundete Mutter einer Tochter mit Behinderung, welche mittlerweile verstorben ist, wollte mich davon überzeugen. Ich wehrte ab, denn ich bin ja so stolz darauf, dass Matthias mit Begleitung gehen und mit meiner Hilfe auch die Stufen daheim bewältigen kann. Daher kam es mir zunächst nicht richtig vor, so einen Lift installieren zu lassen. Aber freilich merke ich, dass ich nicht jünger werde. Und dann hat sich Matthias noch den Fuß gebrochen. In dieser Situation stand ich da und wusste nicht, wie ich ihn samt Leihrollstuhl in die Wohnung bringen soll. Zum Glück kam ein Nachbar des Weges und half mir beim Hinauftragen." Es hat sich jedenfalls herausgestellt, dass der Lift mit der notwendigen neuen Haustür 26.000 Euro kostet. Wegen einer Förderung durch Bund und Land und dank einer anonymen Spende in Höhe von 4000 Euro galt es für die gebürtige Walderin, noch gut 10.000 Euro aufzutreiben.

Julia Hofer: "Ohne wirklich eine Idee zu haben, dachte ich , dass ich diese Summe schon irgendwie auftreiben kann. Dass dann aber Bianca Eder vom Geschäft ,Scarpa Italia' - sie ist die Tochter meiner langjährigen Freundin Ingeborg Schwarzenbacher - per Facebook einen Spendenaufruf startet, damit hätte ich nicht gerechnet. Und es ist einfach eine Riesenfreude und schier unglaublich, dass innerhalb von nur fünf Tagen die noch ausstehende Summe beisammen war. Allen einen ganz herzlichen Dank dafür, ich bin so gerührt. Und besonders angetan haben es mir auch die vielen lieben und wertschätzenden Zeilen in den Kommentarfeldern."

Private, Festorganisatoren, Vereine, Firmen, Serviceclubs

Gesammelt wurden die Spenden etwa bei Platzkonzerten; aktiv waren dabei die Walder Bäuerinnen und Standler sowie die TMK Neukirchen. Das Organisationsteam des Bramberger Dorfmarktes hat ebenfalls einen Spendenkorb aufgestellt. Weiters kamen Spenden von der Landjugend Bramberg, von ,Round Table', vom ,Lions Club' und von ,Kinderwünsche Pinzgau'. Aber warum ist es Julia Hofer so wichtig, die Anschaffung des Treppenlifts zu erklären? "Leider sind nicht alle Menschen so großherzig. Ich musste schon öfters die Erfahrung machen, dass es auch Leute gibt, die neidisch sind wegen finanzieller Förderungen und Spenden. Ich hoffe, dass es diesmal nicht so ist. Und nochmals: Danke allen Spendern!"

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