Bezirkshauptmann reagiert auf die Kritik der Grünen in Salzburg
Die Nacht war sichtlich kurz für Bernhard Gratz. "Ich habe Rufbereitschaft und war die halbe Nacht unterwegs", sagt der Bezirkshauptmann. Zum vereinbarten Termin mit der PW ist er dennoch voll fokussiert. Er ist zuständig für die Sicherheit im Bezirk, diese stehe in seiner Prioritätenliste ganz oben.
Dafür sei auch der Heliport in Krimml sehr wichtig. "Wir haben immens viele Personensuchen und Rettungseinsätze im Bezirk, viele davon im Oberpinzgau. Da braucht es den Hubschrauber - und der kann wegen Nebel oft nicht von Saalbach-Hinterglemm oder Zell am See starten."
Der Heliport auf 1400 Metern Seehöhe soll Abhilfe schaffen. Gratz hat die Errichtung genehmigt und wird dafür von den Salzburger Grünen scharf kritisiert: Er habe das Projekt gegen die Empfehlung von Amtssachverständigen an sich gezogen und durchgedrückt. Gratz kontert: "Das fällt in meinen Zuständigkeitsbereich. Katastrophenschutz, Personensuchen, Rettungseinsätze - das ist mein Job."
Er verstehe, dass das ein Amtssachverständiger anders sehe. "Der schaut auf seinen Bereich, den Naturschutz. Er hat aber nicht die gesamte Übersicht, wie sie ein Bezirkshauptmann haben sollte." Und bei der Interessenabwägung sei für ihn klar: "Menschenschutz kommt vor Naturschutz." Es sei schade, dass
versucht werde, auf Kosten der Sache politisches Kleingeld zu machen. Im Sinne der Sicherheit benötige es eine gewisse Infrastruktur: Landeplatz, Kerosin-Tank, Räumlichkeiten. "Ein Hubschrauber muss betankt, Piloten und Einsatzkräfte müssen verpflegt werden und auch einmal schlafen können."
Die Notwendigkeit rascher Hilfe habe sich oft gezeigt: bei Berg- und Verkehrsunfällen, Flugzeugabstürzen, medizinischen Notfällen. Das betreffe die einheimische Bevölkerung und Touristen - "im Winter wie im Sommer". Touristische Flüge werde es aber nicht geben, betont Gratz. "Mehr als die Hälfte der Flüge müssen Rettungseinsätze sein, der Rest dient der Versorgung von Hütten und dem Bereich Forst."
"Wer vor Ort ist, kann die Lage beurteilen"
Im Pinzgau gebe es weitere Probleme, die in Zusammenhang mit dem Naturschutz stehen, sagt Gratz, etwa beim Hochwasserschutz, wo er dringenden Handlungsbedarf ortet. "Das Land ist sehr dahinter und wir möchten das schnell umsetzen. Es geht um den Schutz der Bevölkerung. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das schlagend wird."
Für den Bezirk tue er alles, sagt Gratz - über die regulären Dienstzeiten hinaus. "Die Rufbereitschaft gehört dazu. Wer vor Ort ist, kann die Lage beurteilen. Das würde ich mir auch von anderen oft wünschen."
Nachfolgend noch eine offizielle Info der Heli Alp Krimml GmbH:
Der Heliport Krimml wurde nach einem umfassenden Genehmigungsverfahren bewilligt. Ausschlaggebend war das überwiegende öffentliche Interesse: Die neue Infrastruktur wird entscheidend dazu beitragen, die Sicherheit und Notfallversorgung im Oberpinzgau, im Land Salzburg sowie in den benachbarten Bundesländern zu verbessern.
Die Entscheidung für den Standort wurde nach sorgfältiger Abwägung verschiedener Kriterien getroffen. Insbesondere die gute Erreichbarkeit, die Nähe zu wichtigen Verkehrswegen und die Möglichkeit zur raschen Unterstützung im gesamten Einzugsgebiet waren ausschlaggebend. Durch die zentrale Lage kann der Heliport flexibel auf unterschiedlichste Einsatzszenarien reagieren und wird so zu einem unverzichtbaren Bestandteil der regionalen Infrastruktur.
Nachhaltigkeit und Naturschutz
Beim Bau des Heliports wurde höchster Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. Die Bauweise erfolgte in Holz, mit regionalen Materialien und unter Einbindung heimischer Betriebe. Sämtliche naturschutzrechtlichen Auflagen wurden eingehalten, alle erforderlichen Bewilligungen liegen rechtskräftig vor. Durch umfangreiche Ausgleichsmaßnahmen und Ersatzflächen konnte auch ein ökologisch nachhaltiges Gleichgewicht geschaffen werden.
Stärkung der Notfallversorgung
Der Oberpinzgau zählt bislang zu den am schlechtesten versorgten Gebieten bei akuten medizinischen Notfällen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Mit dem Heliport werden Einsatzzeiten drastisch verkürzt, was im Ernstfall über Leben und Tod entscheidet. Auch die besondere Höhenlage des Heliports ist ein Vorteil: Im Winter, wenn Täler oft unter einer Nebeldecke liegen, ist hier ein sicherer Flugbetrieb gewährleistet.
Klare Nutzung - keine touristischen Flüge
Der Heliport Krimml dient ausschließlich sicherheitsrelevanten und gemeinwohl-orientierten Zwecken. Touristische Flüge sind ausdrücklich ausgeschlossen. Dafür ermöglicht der Heliport Einsätze in vielfältigen Bereichen:
• Tank- und Zwischenlandemöglichkeit für Hubschrauber der Polizei, des Bundesheeres sowie aller im Einsatz befindlichen Notarzthubschrauber
• Unterstützung bei alpinen Notfällen, Such- und Lawineneinsätzen
• Rettung in Not geratenem oder abgestürztem Weidevieh
Bedarfsflüge für die Wildbach- und Lawinenverbauung
• Versorgung abgelegener Alm- und Schutzhütten
• Katastrophenschutzmaßnahmen bei Naturereignissen
Katastrophenschutz und Klimafolgen
Die Region ist - wie ganz Europa - aufgrund der Klimaveränderungen zunehmend von Naturgefahren betroffen - Lawinen, Hochwässer, Waldbrände oder Bergstürze. Der Heliport Krimml erhöht die Resilienz der Region entscheidend, da schnelle Evakuierungen, Brandbekämpfung aus der Luft und gezielte Hilfe bei Katastrophen jederzeit möglich sind. Damit wird die Sicherheit der Bevölkerung deutlich gestärkt.
Breite Kooperationen
Der Heliport steht allen Blaulicht- und Rettungsorganisationen offen: Flugrettung, Bergrettung, Flugpolizei, das Österreichische Bundesheer sowie weitere Einsatzorganisationen können ihn gleichermaßen nutzen. Damit wird eine enge Zusammenarbeit im Sinne des Zivil- und Katastrophenschutzes gewährleistet.
Geringe zusätzliche Lärmbelastung
Die Gerlosstraße wird im Bereich des dort errichten Heliport Krimml täglich von mehreren tausend Fahrzeugen befahren und verursacht eine kontinuierliche Grundgeräuschkulisse. Demgegenüber sind die Einsätze am Heliport Krimml selten und punktuell - ausschließlich für Rettung, Katastrophenschutz und Zivilschutz, nicht für touristische Flüge. Die unmittelbaren An- und Abflüge berühren kein bewohntes Gebiet.
Eingesetzt werden moderne, besonders leise Rettungshubschrauber, die strenge internationale Lärmgrenzwerte erfüllen. Durch die günstige Höhenlage und direkte An- und Abflugrouten bleibt die zusätzliche Lärmbelastung minimal und fällt im Vergleich zum ständigen Straßenverkehr nicht eklatant ins Gewicht.
Der Heliport Krimml ist damit ein Projekt von regionaler und überregionaler Bedeutung. Er verbindet Nachhaltigkeit mit modernster Infrastruktur, stärkt die Notfallversorgung und verbessert den Schutz der Bevölkerung im Oberpinzgau, im Land Salzburg und darüber hinaus. Es wird eine kostendeckende Betriebsführung angestrebt. Bis dato wurden keine öffentlichen Mittel für die Errichtung des Heliports in Anspruch genommen.