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Hochstaufen: Apps locken überforderte Wanderer in schwierigen Goldtropfsteig

Auf dem auch bei Salzburgern beliebten Hochstaufen im benachbarten Bad Reichenhall häufen sich Rettungseinsätze für überforderte Bergwanderer. Diese waren Apps gefolgt, die einen nur für Geübte geeigneten Steig veröffentlichen.

Rettungsaktion am Hochstaufen für überfordertes Urlauberpaar.
Rettungsaktion am Hochstaufen für überfordertes Urlauberpaar.

Einsatzkräfte der Reichenhaller Bergwacht und die Besatzung des Traunsteiner Rettungshubschraubers "Christoph 14" haben am Mittwochabend in der einsetzenden Dämmerung erneut blockierte Wanderer vom Hochstaufen-Goldtropfsteig gerettet.

Der 27-jährige Mann und die 28-jährige Frau aus Nordrhein-Westfalen waren durch den alpinen Steig im Abstieg und setzten gegen 19.40 Uhr in rund 1140 Metern Höhe unterhalb des Schotterfelds an der östlichsten Stelle bei der Leitstelle Traunstein einen Notruf ab, da sich die erschöpfte Frau den weiteren Weg ins Tal geländebedingt nicht mehr zutraute.

"Christoph 14" entdeckte die Urlauber im Anflug von Traunstein, nahm am Flatscherreindl im Nonner Unterland zwei Bergretter auf und setzte sie gegen 20.15 Uhr mit der Winde bei den Unverletzten ab, sodass sie beide in Rettungssitzen sichern konnten; der Heli nahm dann alle mit der Winde auf und flog sie im letzten Tageslicht ins Tal.

Alter Steig wird nicht gepflegt

Der Goldtropfsteig ist ein alter und steiler alpiner Steig, der von keiner Organisation gepflegt und unterhalten wird und bis vor wenigen Jahren nur von ortskundigen und erfahrenen Bergsteigern begangen wurde.

Seit der Track der Tour in Wander-Apps veröffentlicht und für alle abrufbar ist, sind dort wesentlich mehr Leute als zuvor unterwegs und die Bergwacht muss alle paar Wochen unverletzte Verstiegene und Blockierte retten, die häufig mit dem alpinen Gelände und der Wegfindung überfordert sind:

  • Eine 17- und eine 19-Jährige aus Schwaben wollten Anfang Mai dieses Jahres über den Goldtropfsteig zum Gipfel aufsteigen. Die Jüngere bekam alsbald Höhenangst. die Bergwacht rückte aus. Die jungen Frauen waren über die App "Komoot" auf die Tour gestoßen.
  • Anfang September 2023 hatte sich ein damals 24-jähriger Hesse beim Abstieg vom Hochstaufen von seiner Handy-App leiten lassen, war im Goldtropfsteig gelandet und musste von der Bergwacht geborgen werden.

In Online-Portalen wie alpine.bergtouren.de ist über den Goldtropfstein ohnehin warnend das zu lesen: "Das Gelände gönnt dem Aspiranten keine Verschnaufpause: Steil in der Ouvertüre, steil im Hauptakt zudem noch steiler im Finale. Der Goldtropfsteig ist (ohne zu übertreiben) ein wilde Sport-Route, die dem Begeher einiges an Kondition sowie Durchhaltewillen abverlangt."

Zuvor war im Goldtropfsteig nur alle paar Jahre ein Einsatz und dann meist auch nur wegen schwerer Verletzungen nach Steinschlag oder Absturz.

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