Am späten Sonntagabend stiegen ein 18-jähriger und ein 19-jähriger Israeli und ein 18-jähriger Belgier nach einer Wanderung von der Zwieselalm (Annaberg/Tennengau) ab. Unterhalb des Großen Donnerkogels kamen die drei Freunde aufgrund der schwierigen Verhältnisse im Klettersteig und der schlechten Zeitplanung in Bergnot und alarmierten die Rettungskräfte. Aufgrund der Dunkelheit, Schneelage und der schlechten Ausrüstung der Männer war ein Abstieg unmöglich. Das Trio konnte mit dem Rettungshubschrauber unverletzt zur Bergstation geflogen werden. Es war der Öamtc-Helikopter aus Niederöblarn (Steiermark). Der dortige Stützpunkt arbeitet im 24-Stunden-Betrieb.
Turnschuh-Bergtour am Donnerkogel - Bergrettung barg junge Männer
Leichte Sportschuhe, schlechte Tourenplanung, hüfthoher Schnee, Ortsunkundigkeit - drei junge Männer gerieten in der Nacht auf Montag in Annaberg-Lungötz in Nöte. Die Rettung des Trios gelang. Bei der Bergrettung herrscht Fassungslosigkeit ob des Leichtsinns.

"Ich erspare mir jeden Appell an die Vernunft"
Werner Quehenberger, Bezirksleiter der Bergrettung Tennengau, merkte zu diesem Einsatz an:
- "Die drei Männer waren völlig erschöpft, unterkühlt und konnten nicht mehr allein absteigen, auch nicht am Seil. Sie hatten auch nur leichte Schuhe an und der Schnee liegt teilweise noch hüfthoch. Wir wollten mit ihnen am Berg biwakieren, weil wir auch keine nächtliche Taubergung mittels Winde durchführen konnten und kein Hubschrauber in der Nacht dort landen kann. Schließlich haben wir trotzdem noch probiert, die Besatzung des C14 aus Niederöblarn in der Steiermark zu erreichen, da diese Nachtflüge durchführt. Ich erspare mir dazu jeden Appell an die Vernunft und an Tourenplanung und so weiter, denn offensichtlich erreichen wir damit nicht jene, die es so lernen könnten. Andere wissen es ja ohnehin, was es bedeutet, derzeit diesen Klettersteig zu begehen."
Nächster Einsatz nach Lawinendrama
Wenige Tage nach dem tragischen Lawinenunglück in Hüttschlag haben Freiwillige der Bergrettung erneut einen schwierigen Einsatz in der Pongauer Gemeinde geleistet. Unterstützung kam aus dem Westen Tirols.
Eine vierköpfige Familie aus Linz war am Sonntag zu einer Wanderung im Bereich des Spielkogels (2144 m) aufgebrochen. Im schneereichen alpinen Gelände verlor das Quartett die Orientierung, weil es eine vermeintliche Abkürzung nehmen wollte.
Gegen 18 Uhr setzten sie einen Notruf ab, da sie nicht mehr weiterkonnten. Die Telefonverbindung zu den Oberösterreichern riss jedoch ab, sie konnten nicht mehr erreicht werden.
Bergrettern aus Hüttschlag gelang es, das Suchgebiet etwas einzugrenzen. Die Besetzung eines Polizeihubschraubers entdeckte ein Mitglied der Familie und nahm es an Bord. Dies war ein Jugendlicher, der auch den Notruf abgesetzt hatte und dafür im Gelände etwas aufgestiegen war. Die restlichen drei Personen wurden schließlich in einem unwegsamen Graben entdeckt. Durch die Dunkelheit konnte keine Hubschrauber-Seilbergung mehr durchgeführt werden. Bergretter stiegen zu den drei völlig erschöpften Personen auf.

Hubschrauber startete in Reutte
Gerhard Kremser, Bezirksleiter der Bergrettung: "Ich habe versucht, einen Hubschrauber aus einem benachbarten Bundesland für eine Taubergung zu bekommen. Doch nur ein Hubschrauber aus Reutte (Außerfern, Tirol) stand später zur Verfügung und daher warteten die Bergretter einige Stunden mit der Familie auf diese Taubergung."
Schließlich konnte die Besatzung des RK2 (ARA Flugrettung, Reutte) die Familie per Tau bergen und ausfliegen, die Bergretter stiegen zu Fuß ab, der Einsatz war gegen ein Uhr beendet. 30 Hüttschlager Bergretter standen mit freiwilliger Feuerwehr und Alpinpolizei im Einsatz. Reutte liegt von Hüttschlag immerhin mehr als 200 Kilometer Luftlinie entfernt.
Erst am Dienstag der Vorwoche war es in Hüttschlag zu einem schweren Lawinenunfall gekommen. Eine 56-jährige Frau aus Deutschland erlag nach ihrer Bergung aus den Schneemassen im Uniklinikum in Salzburg ihren Verletzungen.
Heli-Einsätze in der Nacht
Das Netz an Notarzthubschraubern ist in Österreich recht dicht. Nicht alle Maschinen können aber in der Nacht abheben, auch nicht jene in Salzburg. Das hat Gründe:
- Personal - wer in der Nacht fliegen will, braucht auch dann Personal. Nachtstunden sind teuer, die Finanzierung entsprechend schwierig. Die Stützpunkte sind daher in der Nacht in Salzburg nicht in Betrieb.
- Bedarf - in Salzburg gibt es eine in der Fläche gute Versorgung mit bodengestützen Einsatzmitteln wie Notarzteinsatzfahrzeugen. Die Zahl der nächtlichen Einsätze ist verhältnismäßig gering. "Christophorus 2" in Niederösterreich (an Fläche viermal und an Bevölkerung dreimal größer als Salzburg) kommt im Jahresschnitt auf einen pro Nacht.
- Technik - Hubschrauberflüge in der Nacht erfordern teure Nightvision-Ausrüstung (Restlichtverstärker), die Maschinen müssen auch über eine Winde verfügen. Damit will der Öamtc seine Maschine in Niederöblarn nachrüsten.