Den einen grundlegenden Unterschied zwischen Hunden und Wölfen gibt es nicht, erklärt Biologe Kurt Kotrschal. "Es gibt natürlich viele verschiedene. So sind sind Hunde etwa bereitwilliger mit dem Menschen zu kooperieren. Diese Bereitschaft ist auch bei Wölfen vorhanden, aber in differenzierter Form." Die Anfänge der Beziehung zwischen Wolf und Mensch lägen in Europa fast 40.000 Jahre zurück, erzählt der Verhaltensforscher und Hundeexperte, der 2008 zusammen mit Friederike Range und Zsófia Virányi das Wolfsforschungszentrum im niederösterreichischen Ernstbrunn gegründet hat. Weniger scheue Wölfe blieben in der Nähe der Menschen und vermehrten sich. So entstanden vor rund 35.000 Jahren die ersten Hunde.
Mit 15 Hunden und 17 Wölfen hat der gebürtige Linzer, der in Salzburg Biologie studierte und nun an der Universität Wien unterrichtet, am Forschungszentrum zu tun. "Wir sind Kollegen auf Augenhöhe." Experimentell erforscht werden etwa geistige Leistungsfähigkeiten der Tiere. Wölfe seien Hunden dabei in manchen Fähigkeiten überlegen. "Hunde sind aber jene Wölfe mit denen wir leben können", sagt Kotrschal. Sie seien abhängiger vom Menschen als Wölfe. Daher "klappt es fast nie" Wölfe zu Haustieren zu erziehen, wovon der Experte allgemein wenig hält. "Wölfe sind nicht nervenstark genug, um in unserer Kultur zu leben. Damit sie herumzukommandieren erreicht man null." Sie seien auf feinere Kooperationen im Rudel abgestimmt, wovon ihr Überleben abhänge.
Wie sich Hunde entwickelten, der Unterschied zum Wolf, geistige Leistungen, Körperbau und häufige "Berufe" der Tiere, etwa bei der Polizei, behandelt Kotrschal in seinem Kinderbuch "Vom wilden Wolf zum treuen Freund". Bereits bei der Mammutjagd sollen Wölfe Menschen Forschungen zufolge unterstützt haben, erzählt der Linzer.
Die Aufgabe ein Kinderbuch zu schreiben, habe er unterschätzt, gibt der Universitätsprofessor zu. "Man denkt gar nicht daran, wie schwierig es ist Texte für Kinder zu verfassen." Zusammen mit Andrea Benedetter-Herramhof habe er ein "sachliches aber kindgerechtes Buch" mit vielen Bildern geschaffen. Heute, Samstag, wird er es im Haus der Natur präsentieren. Das Museum in der Stadt Salzburg steht für einen Nachmittag im Zeichen von Hunden. Um 14 Uhr spricht der Experte über sein Buch, um 16 Uhr zum Thema "Ein Hund für alle Fälle". Auch tierische Gäste kommen in das Museum (siehe Kasten). Therapiehunde-Teams zeigen etwa, wie eine Mensch-Hund-Begegnung gut verläuft.
Die Bedeutung der Hundehaltung nimmt zu, sagt Kotrschal, der selbst eine Hündin hat. "Das Aufwachsen mit Hunden bietet Entwicklungsvorteile", ist er überzeugt. Im Büro könnten Hunde für ein besseres Betriebsklima sorgen. Jede Gesellschaft habe Hunde, die sie verdient. Das habe mit den Eigenschaften der verschiedenen Rassen zu tun. Während es bei Deutschen Schäferhunden einen Rückgang gibt, nehmen Zwerghunderassen, Labradore oder Retriever, die mit jedem zusammenarbeiten, zu.
"Vom wilden Wolf zum treuen Freund" von Kurt Kotrschal und Andrea Benedetter-Herramhof,48 Seiten, reich bebildert. Für Kinder ab neun Jahren. ISBN: 978-3-903147-03-4