Die Teenager-Jahre waren für Stefanie Fuchs nicht die Zeit, um die Schulbank zu drücken. Nach Hauptschule und zwei Jahren HTL erklärte die heute 27-jährige Salzburgerin die Schul- und Bildungslaufbahn für beendet - vorerst. Bei Skidata in Grödig begann sie eine Lehre zur Kommunikationstechnikerin mit Schwerpunkt Nachrichtenelektronik.
"Das kann jetzt aber nicht alles gewesen sein" - das hat Fuchs 2008 zu sich selbst gesagt. Im Herbst meldete sie sich am Berufsförderungsinstitut (bfi) zur Berufsreife an. Dieses Programm führt mit vier Prüfungen zu einem in Österreich vollwertigen Maturazeugnis. Zwei mal zwei Fächer holte Fuchs innerhalb von drei Jahren nach, berufsbegleitend, jeden Montag- bis Donnerstagabend, ausgenommen Ferien. "Für mich war's leicht, mein Privatleben hat null gelitten", sagt die Salzburgerin, die in Eugendorf lebt.
Fuchs ist nach wie vor bei Skidata, mit einer weiteren Änderung. Sie hat Stunden reduziert, auf 28 derzeit. Der Grund: Sie studiert nun Informationstechnik und Systemmanagement in Puch-Urstein an der Fachhochschule (FH) Salzburg. Den Bachelor hat sie bereits in der Tasche, nun folgt der Master. Sie ist im zweiten Semester.
In ihrem Jahrgang sitzen zwei Arbeitskollegen. Skidata fördert die Weiterbildungsabsichten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sei es, weil flexibles Arbeiten möglich ist oder weil die Firma Ausbildungen auch finanziell stützt. "Wenn wir gemeinsam zu Prüfungen antreten, pusht das schon. Dann geb ich extra Gas, die Blamage, dass ich etwas nicht kann, geb ich mir nicht", sagt die 27-Jährige lachend.
Auf die Frage, warum sie sich das neben dem Job antut, antwortet Fuchs: "Als die Berufsreife vorbei war, fehlte mir die Beschäftigung direkt. Ich lerne gern, möchte beruflich aufsteigen und fachlich fit sein. Gerade als Frau in meiner Branche." Und was, wenn ihr nach dem Master wieder fad wird? "Das hoffe ich nicht. Aber Ich spekuliere schon mit einem Bachelor in Wirtschaft", sagt sie.
Doch nicht nur die Berufsreifeprüfung macht das Studieren ohne klassische Matura in jungen Jahren möglich, berichtet Katrin Reiter vom Netzwerk Bildungsberatung Salzburg: Ein weiterer Weg ist die Studienberechtigungsprüfung. Mit ihr ist ein Studium ohne Matura nur für eine bestimmte Studienrichtungsgruppe möglich. Seit dem 1. Jänner 2010 liegt die Gestaltung der Studienberechtigungsprüfungen in den Händen der Universitäten. Dementsprechend werden sie sehr unterschiedlich gehandhabt. Für genauere Informationen sollte man sich daher bei der jeweiligen Universität oder Fachhochschule erkundigen. Einige Voraussetzungen für diesen Weg in den Hörsaal: Mindestalter 20 Jahre; eine berufliche oder außerberufliche Vorbildung ist für das angestrebte Studium obligat; die Staatsangehörigkeit eines EWR-Mitgliedsstaates gehört ebenfalls dazu.
Außerdem gibt es die Externistenprüfung. Wer bei einer kommissionellen Prüfung die Kenntnisse nachweist, die einem bestimmten Schultyp entsprechen, erhält auch ohne Schulbesuch ein entsprechendes Abschlusszeugnis. Für die AHS-Matura werden am Gymnasium für Berufstätige, für die HAK-Matura an der HAK für Berufstätige in Salzburg die Prüfungen abgelegt. Externistenprüfungen sind auch für HTL und andere berufsbildende Formen und ebenso für Hauptschule und Volksschule möglich. Spezielle Fächer, die im Maturazeugnis oder für eine Nostrifizierung fehlen, können durch einzelne Ergänzungsprüfungen nachgeholt werden.
Bildungs-Expertin Katrin Reiter lädt ein: "Studiumshungrige informieren wir gerne unter der Bildungsline-Nummer 0800 208 400. Fragen beantworten wir auch online - einfach ein Mail an frage@bildungsberatung-salzburg.at schicken!"