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Korbinian Birnbacher: Ein Bayer als Erzabt von St. Peter

Faszinierende Briefkuverts des Herrn Pfarrer und ein Stück süßer Bienenstich brachten Korbinian Birnbacher auf den spirituellen Weg. Am Sonntag wird der Bayer vom Erzbischof zum Erzabt von St. Peter geweiht.

Korbinian Birnbacher: Ein Bayer als Erzabt von St. Peter
Korbinian Birnbacher: Ein Bayer als Erzabt von St. Peter


Auffallend oft radelte der Schüler Georg Birnbacher 1982 von seiner Heimatgemeinde Anger im Berchtesgadener Land über die Grenze nach Salzburg. Der Bub werde wohl drüben eine Freundin haben, mutmaßten die Eltern. Dabei zog es den 15-Jährigen keineswegs wegen einer Frau nach Salzburg, sondern wegen des ältesten Männerklosters im deutschen Sprachraum. Birnbacher besuchte bei seinen Ausflügen stets die Landesausstellung über St. Peter.

"Mich hat dieser Mikrokosmos aus Kunst, Kultur und dem Geist des heiligen Benedikt fasziniert", sagt Birnbacher. Nicht im Geringsten habe er zu der Zeit daran gedacht, einmal in den Orden einzutreten - was er fünf Jahre später mit 20 Jahren tat. Damals erhielt er auch den Ordensnamen Korbinian. 1991 legte er die Ewige Profess ab, drei Jahre später wurde er zum Priester geweiht. Vor wenigen Wochen haben ihn seine 20 Mitbrüder zum Erzabt gewählt.

Beim SN-Gespräch sitzt Birnbacher im schwarzen Ordenskleid auf einer Bank nahe der Benediktinerabtei Michaelbeuern. Dorthin hat er sich zurückgezogen, um sich auf die Abtweihe in der Stiftskirche St. Peter, am Sonntag vorzubereiten. Tausend Gäste und Wegbegleiter werden erwartet.

Architekt ursprünglicher Berufswunsch

"Mir ist das Kloster passiert", erzählt Birnbacher, der oft davon geträumt hatte, Architekt zu werden. Lässt der 46-Jährige sein Leben Revue passieren, kann er nicht umhin, die Handschrift des "Chefs" zu erkennen. Das Schicksal wollte es, dass Pfarrer Max Kolbeck 1970 nach Anger berufen wurde und vorübergehend im Hause Birnbacher einzog. "Ich habe stundenlang mit den Briefen des Pfarrers gespielt."

Kolbeck war zuvor Rektor im katholischen Bubeninternat St. Michael in Traunstein und nahm den vierjährigen Georg zu einem Besuch mit. "Dort aß ich den ersten Bienenstich meines Lebens und wurde von allen verwöhnt." Seither habe er gewusst: "Dort will ich einmal hin." So kam es auch.

Die Entscheidung, ins Kloster St. Peter einzutreten, habe er rational getroffen. "Ich wollte mir alles nüchtern und kritisch anschauen, um mir nicht vorwerfen zu müssen, es nicht probiert zu haben."

Mit Birnbacher bekommt das Stift drei Jahre nach dem Rücktritt von Pater Bruno Becker wieder einen Erzabt. Becker hatte im März 2010 zugegeben, vor mehr als 40 Jahren einen Jugendlichen missbraucht zu haben. Als Prior hatte Birnbacher damals interimistisch die Klosterleitung übernommen, kam aber bei der Wahl eines Administrators nicht zum Zug.

Er spreche Konflikte stets offen an. "Dabei kann ich auch explodieren." Für die Mitbrüder sei das nicht immer einfach. "Als Prior muss man der scharfe Hund sein, als Erzabt kann man seine gütige Seite leben."