SN.AT / Salzburg / Chronik / Salzburg

Lehre beim Landestheater: Von den Werkstätten auf die große Bühne

Im Salzburger Stadtteil Aigen entstehen die Bühnenbilder für die Produktionen des Salzburger Landestheaters. Tischler Michael Kiwek ist dort im dritten Lehrjahr.

An diesen Sessel müssen die Tapezierer noch Hand anlegen. Tischlerlehrling Michael Kiwek arbeitet auch mit ihnen zusammen.
An diesen Sessel müssen die Tapezierer noch Hand anlegen. Tischlerlehrling Michael Kiwek arbeitet auch mit ihnen zusammen.
Steckscharniere zum Verbinden der Einzelteile.
Steckscharniere zum Verbinden der Einzelteile.
Werkstättenleiter Markus Srienz mit dem 24-jährigen Hallwanger Michael Kiwek.
Werkstättenleiter Markus Srienz mit dem 24-jährigen Hallwanger Michael Kiwek.

Der 24-jährige Hallwanger war immer schon praktisch veranlagt. Nach der Matura schnupperte er zuerst in die Arbeitswelt hinein. Auf einem Gutshof kam er mit der Tischlerei in Berührung, dann bereiste er Asien gemeinsam mit einem Freund. "Mir macht es Spaß, mit Holz zu arbeiten, es ist ein schöner Werkstoff. Wenn man sich ein bisschen auskennt, hat man die Möglichkeit, sich viele Sachen selber herzustellen", so der Lehrling. Er feilt auch am Design und an der Ästhetik seiner Werkstücke.

Was man als Tischler können muss

Besonders wichtig sei in dem Beruf gutes räumliches Vorstellungsvermögen. Dazu kommt handwerkliche Geschicklichkeit - ohne die geht's nicht. Diese Meinung teilt Werkstättenleiter Markus Srienz. "Wir haben zwar Maschinen, aber ein Großteil unserer Arbeit ist pures Handwerk." Hier greift die Besonderheit der Lehrstelle am Landestheater: Mehrere Gewerke arbeiten an demselben Bühnenbild. In der Montagehalle kommt dann alles zusammen. Zuerst gestalten Bühnenbildner und Regieteam einen Entwurf, der vom Intendanten abgenommen wird. Dann gibt es eine Modellpräsentation mit technischem Leiter, Bühnenobermeister und Werkstättenleiter.

Zerlegt und wieder zusammengesteckt

Nach der Bauprobe auf der Bühne beginnen die Produktionsarbeiten. Immer zu bedenken ist, dass die einzelnen Teile für den Transport zu den Spielstätten in den Container passen. Sie werden mit Steckscharnieren verbunden. Für ein Schauspiel müssen die Kulissen in sechs, für eine Oper in acht Wochen fertiggestellt sein. Produktionen in der Felsenreitschule sind wegen der Größe eine besondere Herausforderung. Noch bis 11. November wird dort "Der fliegende Holländer" gezeigt.

Tischler und Theaterfan zugleich

In den Werkstätten des Salzburger Landestheaters sind 23 Personen an durchschnittlich 25 Produktionen pro Jahr tätig: Maler, Tischler, Schlosser, Tapezierer und Bildhauer. Alle fünf Gewerke arbeiten Hand in Hand. "Bei der morgendlichen Besprechung gehen wir die Tagesaufgaben durch", sagt der Tischlerlehrling. "Ich habe auch das Theater auf ganz neue Art kennengelernt. Eine ganz tolle Ballett-Produktion war ‚Fridas Welt'. Das erste große Musical, an dem ich beteiligt war, war ‚Singin' in the Rain'." Von der Berufsschule ist er nicht so begeistert wie von der praktischen Arbeit in den Werkstätten.

Lehrstelle für Theaterplastik

Manche Kulissen lagern jahrelang, um sie bei Wiederaufnahmen erneut einsetzen zu können. Erst wenn es einen offiziellen Abspielbescheid gibt, werden die Teile entsorgt oder für Neuproduktionen verarbeitet. Aktuell baut Michael Kiwek ein abstraktes Bühnenbild für das Schauspiel "Triage" und kleinere Elemente für das Kinderstück "Das kleine Gespenst". In der Bildhauerabteilung wurde unlängst eine Auszubildende für Theaterplastik aufgenommen, das ist einmalig in Österreich. -

STADT SALZBURG-NEWSLETTER

Jetzt kostenlos anmelden und wöchentlich topaktuelle Informationen aus Ihrer Region kompakt per E-Mail erhalten.

*) Eine Abbestellung ist jederzeit möglich, weitere Informationen dazu finden Sie hier.