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Lost Places - düstere Seiten Salzburgs

Mittendrin in den gepflegten Stadtvierteln findet man verlassene Orte oder Liegenschaften, die langsam verrotten.

Die Natur holt sich den ehemaligen Rainbergkeller bzw. Cave Club in Riedenburg zurück.
Die Natur holt sich den ehemaligen Rainbergkeller bzw. Cave Club in Riedenburg zurück.
Das Henkerhaus in Gneis steht schon über 20 Jahre leer.
Das Henkerhaus in Gneis steht schon über 20 Jahre leer.
Scharfrichterhaus aus anderer Perspektive.
Scharfrichterhaus aus anderer Perspektive.
Verlassenes Haus in Lehen.
Verlassenes Haus in Lehen.
Die Natur holt sich den ehemaligen Rainbergkeller bzw. Cave Club in Riedenburg zurück.
Die Natur holt sich den ehemaligen Rainbergkeller bzw. Cave Club in Riedenburg zurück.
Versperrter Eingang zum Soldatenfriedhof im Donnenbergpark in Nonntal.
Versperrter Eingang zum Soldatenfriedhof im Donnenbergpark in Nonntal.
Mehr als 2000 Soldaten liegen hier begraben.
Mehr als 2000 Soldaten liegen hier begraben.
The Cave bzw. der Eingang zum alten Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg.
The Cave bzw. der Eingang zum alten Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg.
Desolates Haus an der Morzger Straße.
Desolates Haus an der Morzger Straße.
Vom Verfall gezeichnet.
Vom Verfall gezeichnet.
Die Natur erobert Bauwerke zurück.
Die Natur erobert Bauwerke zurück.

Bei unserer Tour durch Salzburg sind uns so manche "Lost Places" besonders ins Auge gestochen: The Cave, früher Drogenhotspot und Partylocation Nummer eins in Riedenburg (Bild oben), heute erobert die Natur den sichtbaren Teil des Luftschutzbunkers aus dem Zweiten Weltkrieg zurück. Mehr als zehn Jahre fanden hier schon keine Techno-Partys mehr statt. Grund: Es gab wohl kein Suchtmittel, das hier nicht eingeschleust wurde. "Einmal ist ein junger Mann im Club an einem epileptischen Anfall gestorben, seine Eltern kamen immer, um zu trauern", erinnert sich ein einstiger Besucher aus Gneis. Außerdem sollen zuletzt Nazi-Vorwürfe den damaligen Pächter dazu gezwungen haben, den Club endgültig zu schließen. Der Bunker ist im Besitz der Stadt - geplant ist aktuell nicht, diesen Ort wiederzubeleben.

"Wir wissen noch nicht, wofür wir es nutzen"

Wechselt man den Stadtteil, findet man auch in Lehen verlassene Liegenschaften. Das Haus im Bild unten gehörte der ehemaligen Druckerei Huttegger und ist nun im Besitz der Paracelsus Medizinischen Privatuni (PMU). Künstler haben sich darauf verewigt, die Steintreppe ist mit Efeu zugewachsen. Ein Blick ins Innere offenbart einen alten Seminarraum mit Tisch und Stühlen, der einfach verlassen wurde. "Wir werden das Haus nutzen, wir wissen nur noch nicht genau, wie", sagt der stellvertretende PMU-Kanzler Gottfried Stienen und führt weiter aus: "Wir dürfen es nicht wegreißen, weil es schutzwürdig ist - die Fassade muss erhalten bleiben."

Hau verfällt, in dem einst Henker wohnten

Der noble Stadtteil Gneis hat auch sehr schaurige Ecken. Ein trostloses Haus mit düsterer Vergangenheit steht in der Neukommgasse 26 am einstigen Totenweg. Hier wohnten vom 17. bis zum 19. Jahrhundert die Scharfrichter, weshalb es auch unter dem Namen "Henkerhaus" bekannt ist. Die letzte Hinrichtung mit dem Schwert fand dort 1817 unter dem Scharfrichter Franz Joseph Wohlmuth statt. Eine Richtstätte grenzte an das Grundstück, doch im Verlauf der Jahrhunderte gab es mehrere in der Stadt. Erzählungen zufolge soll im Innenbereich des Hauses ein Marmortisch gestanden haben, auf dem Menschen geköpft wurden. Der Tisch befindet sich mittlerweile nicht mehr im Haus.

Heute gehört das Objekt, zu dem ein Kreuzweg führt, zum Besitz des Martinbauern dahinter. Bis 2000 war es ein bewohntes Bauerngut. Genutzt wird das mehr als 300 Jahre alte Haus heute allerdings nicht mehr: Fensterläden hängen herunter, das Dach verzieht sich und der Rieselputz bröckelt von der Fassade. Am Schutthaufen neben dem Haus wachsen wilde Blumen, am kleineren Zubau der Liegenschaft hängt ein Jesusbild. Abgerissen darf das dem Verfall ausgelieferte Objekt nicht werden, es zählt zu den "unbedingt erhaltenswerten Baudenkmälern" der Stadt. Ob an einem Ort, wo so viel Leid geschehen ist, jemals wieder jemand wohnen möchte, bleibt fraglich.

Alte Eichen, an denen Menschen gehängt wurden

Und Gneis hat noch mehr Schauriges zu bieten: An der Doktor-Adolf-Altmann-Straße, hinter einem IT-Unternehmen, gibt es noch zwei alte Eichen, auf denen einst Menschen gehängt wurden. Geht man nur wenige Meter weiter die Straße stadteinwärts, kommt man zum Gasthof "Die Hölle". Einst waren an diesem Ort der Galgenwirt und der Arme-Sünder-Friedhof.

Die Soldatengräber besucht niemand mehr

Wer den Donnenbergpark in Nonntal besucht, wird in einer hinteren Ecke den stillgelegten Soldatenfriedhof "der Garnison Salzburg" des Rainerregiments entdecken. 1951 hat das Österreichische Schwarze Kreuz den kreisförmig angelegten Friedhof wieder instand gesetzt. Eine Steinsäule am Eingang trägt die Inschrift: "Auf diesem Militärfriedhof ruhen 2127 Soldaten, darunter 46 Offiziere." Sie alle starben zwischen 1803 und 1882 in Salzburg.

Tändlerei in der Altstadt steht seit fast 40 Jahren leer

Auch in der Altstadt, genauer in der Steingasse 33, gibt es ein verlassenes Geschäftslokal. Die Rollläden wurden seit Jahrzehnten nicht mehr hochgezogen. "Tändlerei" - was so viel wie Kramer- oder Trödelladen bedeutet - steht über dem ehemaligen Eingang. 1406 wurde das Haus Nummer 33 erstmals erwähnt - früher waren hier Weber am Werk. Im 20. Jahrhundert war eine "Ausspeiserei" an dieser Adresse ansässig, bevor das Haus während des Zweiten Weltkrieges zur Milchhandlung umgewandelt wurde. Zuletzt war hier die Tändlerei untergebracht, Markus Aufleger führte den Laden bis 1984. Das Straßenkünstler-Duo "JANA & JS" lebt sich hier immer wieder künstlerisch aus - alle paar Jahre erhält die Tändlerei ein neues Kunstwerk am Eingang. Das nostalgische Geschäftslokal ist auch deshalb ein beliebtes Fotomotiv.

Ist Ihnen auch ein "Lost Place" aufgefallen? Schreiben Sie uns an karina.langwieder@svh.at.

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