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Lungauer Historiker arbeitet seit elf Jahren an Priesterlexikon

Es ist eine Fleißarbeit, die Stefan Trinkl in seiner Freizeit erledigt: Für sein Priesterlexikon hat er schon über 20.000 historische Biografien von Dorfpfarrern und Hilfspriestern aus Bayern und Österreich erstellt.

Stefan Trinkl ist in der Nähe von München aufgewachsen. Das Foto zeigt ihn vor einem Priester-Epitaph an der Pfarrkirche in St. Michael im Lungau, wo der Historiker heute lebt.
Stefan Trinkl ist in der Nähe von München aufgewachsen. Das Foto zeigt ihn vor einem Priester-Epitaph an der Pfarrkirche in St. Michael im Lungau, wo der Historiker heute lebt.

Tagsüber arbeitet Stefan Trinkl, aufgewachsen in der Nähe von München, auf der Burg Mauterndorf. In den Morgen- und Abendstunden durchsucht der Familienvater systematisch Pfarrmatrikel und Weihregister aus dem 17., 18., 19. und frühen 20. Jahrhundert nach Dorfpfarrern und Hilfspriestern und erstellt anschließend deren Biografien. 10.000 Stunden, so schätzt der Familienvater, hat er in den vergangenen elf Jahren investiert. Anfangs lag Trinkls Fokus auf Bayern und Salzburg, inzwischen hat er sein Lexikonprojekt auf ganz Österreich ausgeweitet.

Durch seine Doktorarbeit kam der Wissenschaftler darauf, dass es kaum Forschungsarbeiten zum sogenannten Weltklerus gibt. Besonders die Dorfpfarrer im 18. und 19. Jahrhundert weckten anfangs Trinkls Interesse: "Sie waren weit mehr als Theologen." Sie hätten unter anderem Ortschroniken erstellt, das Schulwesen gefördert oder mit ihrem Wissen Landwirte unterstützt.

Zusammenarbeit mit Archiv der Erzdiözese Salzburg

So fand der Historiker, der heute in St. Michael im Lungau lebt, sein Spezialgebiet. Vor einem Jahr veröffentlichte er im Münchner Utz-Verlag den ersten Band seines "Biographischen Lexikons für den Klerus in Österreich und Bayern (1648 bis 1918)". Aktuell arbeitet er am zweiten und dritten Band. Die Zielgruppe sind vor allem Heimatforscherinnen und Heimatforscher.

Die vollständigen Priesterbiografien sind ausschließlich im Lexikon veröffentlicht. Ein Seelsorgeregister - also ein Überblick der Namen aller Dorfpfarrer und Hilfspriester, die Stefan Trinkl schon gesammelt hat, und der Pfarreien, in denen diese gewirkt haben, ist auch im Internet zu finden - und zwar auf RES (Regesta Ecclesiastica Salisburgensia), einer Wikipedia-Seite, die das Archiv der Erzdiözese Salzburg betreibt.

"Das ist ein Langzeitprojekt. Mein Lebenswerk sozusagen."

Spannend findet der Historiker unter anderem, wie stark der Rupertiwinkel und Chiemgau früher mit Salzburg verbandelt waren. Diese bayerischen Gebiete gehörten bis ins frühe 19. Jahrhundert zur damaligen Kirchenprovinz Salzburg, die sich noch im späten 18. Jahrhundert bis nach Kärnten und in die Steiermark erstreckte. Priester aus Bayern seien darum oft weit weg herumgekommen. "In Mauterndorf war zum Beispiel zwischen 1762 und 1795 ein gewisser Ignaz Gafues, ein gebürtiger Traunsteiner, als Vikar tätig." In der Pfarrkirche von Mauterndorf erinnere bis heute eine Gedenktafel an ihn.

Stefan Trinkl wird sein Forschungsprojekt noch lange begleiten. Eine "Deadline" setzt er sich nicht. "Das ist ein Langzeitprojekt. Mein Lebenswerk sozusagen", sagt der 46-Jährige.

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