Der Tod der oberösterreichischen Ärztin Lisa-Maria Kellermayr, die zuletzt wegen Hassnachrichten und Morddrohungen aus der Impfgegner-Szene ihre Praxis geschlossen hatte, hat auch in Salzburg tiefe Betroffenheit und Entsetzen ausgelöst. Dienstagabend versammelten sich mehr als 100 Menschen in der Salzburger Innenstadt am Kajetanerplatz zu einer Mahnwache. Die Ärztin hatte sich am Freitag in ihrer Ordination das Leben genommen.
Die Frage, ob der Tod Kellermayrs hätte verhindert werden können, wird nach wie vor heftig debattiert. Die Medizinerin hatte in ihren drei Abschiedsbriefen ja auch Kritik an den Polizeibehörden und der Ärztekammer geübt. Diese hätten sie nicht ausreichend unterstützt, wobei es dabei vor allem um die Hasspostings und Morddrohungen im Internet gegangen sei. Aus dem Innenministerium heißt es, dass die Delikte gegen Kellermayr bei der Staatsanwaltschaft Wels zur Anzeige gebracht worden seien. Da die Absender der Hasspostings aus Deutschland waren, war für die Ermittlungen die deutsche Polizei zuständig. Das Verfahren in Österreich wurde eingestellt. Den österreichischen Strafverfolgungsbehörden sind bei einem vergleichsweise "schwachen" Delikt wie der gefährlichen Drohung in grenzüberschreitenden Fällen die Hände gebunden. Laut Staatsanwaltschaft Wels wurden die Ergebnisse zu möglichen deutschen Verdächtigen an die Staatsanwaltschaften Traunstein und Berlin abgegeben.
Wobei es derzeit vor allem auch daran Kritik gibt, dass der Polizeischutz der Ärztin nicht ausreichend war. Eine offene Frage ist weiters, ob die Frau medizinisch ausreichend versorgt war. Wie aus Ministeriumskreisen bekannt wurde, soll sie bereits zwei Wochen vor ihrem Suizid einen Suizidversuch unternommen haben. Normalerweise werden gefährdete Personen zur Behandlung in die Psychiatrie gebracht. Die BH Vöcklabruck teilte dazu mit, dass ein Amtsarzt in dieser Sache nicht involviert war.
Hilfe für Betroffene
Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person sich in einer psychischen Ausnahmesituation befinden oder von Suizidgedanken betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefonseelsorge unter der Telefonnummer 142.