"Es ist ein Mädchen, also gibt sie den Namen nicht weiter." So soll mein Großvater bei meiner Geburt gesagt haben. In diesem Satz verdichtet sich ein Jahrhundert an Vorstellungen darüber, was Frauen sind - und was nicht. Mädchen gelten in dieser Logik als Endpunkte. Sie gründen keine Linien und gehören irgendwann zu einem anderen.
Männer hingegen "vererben" ihre Namen selbstverständlich. Sie sind Stammhalter. Frauen werden zu Anhängseln - sprachlich, genealogisch, gesellschaftlich. Heute leben wir in einer Zeit, in der das längst nicht mehr so sein muss. Ich darf meinen Namen behalten, einen Doppelnamen wählen und sogar darauf bestehen, dass mein Partner meinen Namen annimmt.
Und doch: Die alte Erwartung schwingt mit. Wer seinen Namen behält, gilt als eigenständig. Wer ihn ablegt, als angepasst. Wer sich für einen Doppelnamen entscheidet, hört, das sei kompliziert.
Und trotzdem: Ich werde seinen Namen annehmen. Nicht, weil ich es muss, sondern weil ich mich bewusst dafür entscheide. Für mich ist das kein Widerspruch, sondern eine Form von Selbstbestimmung.
Feminismus bedeutet nicht, immer "Nein" zu sagen. Manchmal bedeutet er, die Strukturen zu kennen und trotzdem frei zu handeln. Vielleicht ist das die eigentliche Emanzipation: Nicht nur das Recht zu haben, anders zu handeln, sondern auch die Freiheit, es nicht zu tun und trotzdem zu wissen, dass der eigene Wert nicht davon abhängt. Mein Name gehört mir, auch wenn ich ihn eines Tages ablege.