Der 49-jährige tschechische Bergwanderer hatte mit seiner Begleiterin eine Mehrtagestour geplant. Die beiden starteten am Samstag in Schönau am Königssee und wollten nach dem Aufstieg über das Alpetal, der Brettüberschreitung dann im Carl-von-Stahl-Haus am Torrener Joch nächtigen.
Aufgrund der nach wie vor großen Menge an Schnee und der falschen Schuhwahl weigerte sich der Mann dann beim Großen Archenkopf weiterzugehen. Das Paar trennte sich. Die Frau marschierte zum Stahl-Haus und übernachtete dort. Laut ihren Angaben wollte der Mann umkehren.
Als sie am Sonntag nichts mehr von ihm hörte und auch keinen Kontakt zu ihm bekam, meldete sie ihn gegen 17 Uhr bei der Polizei als vermisst. Nach den ersten Maßnahmen wurde dann ein Polizeihubschrauber angefordert, um im Göll-Gebiet die klassischen Abstiegsrouten und bekannten Wege abzusuchen. Nach einem einstündigen Suchflug durch "Edelweiß 6" zusammen mit einem Bergwachtmann und einem Polizeibergführer musste die Suche aufgrund der Dunkelheit ergebnislos abgebrochen werden.
Die zwischenzeitlich verständigten Kollegen der Salzburger Flugeinsatzstelle suchten mit ihrem nachtflugtauglichen Hubschrauber und einer Wärmebildkamera das Bluntautal in Golling ab. Und tatsächlich: Dort wurden sie gegen 23 Uhr in den Südabstürzen des Hohen Brett auf eine Person, die in der steilen Wand an einem Felsabbruch saß, fündig. Diese Person machte durch Lichtzeichen auf sich aufmerksam.
Eine Bergung war für den österreichischen Hubschrauber aber nicht möglich. Eine terrestrische Bergung wäre wohl zu zeitaufwendig, falls überhaupt möglich, gewesen. Neun Bergrettungsleute aus Golling waren zu dem Wanderer zwar aufgestiegen, wenige Meter unterhalb des Tschechen stoppte das extrem steile Gelände aber die Freiwilligen. Deshalb bat die Einsatzleitung Kollegen der Hubschrauberstaffel aus München um Unterstützung.
Nach einer gemeinsamen Absprache zwischen dem österreichischen Hubschrauberteam, dem bayerischen Polizeihubschrauber "Edelweiß 6" und zwei Bergrettern der Bergwacht Berchtesgaden am Parkplatz in Schönau am Königssee flogen beide Hubschrauber mit den Rettern in das Bluntautal.
Dort konnte nach kurzer Lokalisierung der Vermisste tschechische Bergwanderer in einer spektakulären und schnellen Aktion am Montag gegen zwei Uhr durch den bayerischen Polizeihubschrauber und einen Bergretter aus der Wand geborgen werden.
Am Parkplatz in Schönau am Königssee wurde der Tscheche dem Rettungsdienst zur Kontrolle übergeben. Außer ein paar Schürfwunden war der Mann unverletzt und konnte die Nacht in seinem Auto verbringen.
Im Polizeibericht heißt es: "Der Mann hatte zwar ein Hemd und eine Daunenjacke, allerdings nur eine kurze Hose und komplett durchnässte Turnschuhe an. Es grenzt fast an ein Wunder, dass er in dieser Situation und mit dieser Ausrüstung bereits die zweite Nacht in der Wand überstanden hat. Seinen Rucksack hat er bei dem weglosen Abstieg durch die Südabstürze des Brettriedel verloren."
In diesem Zusammenhang wird noch einmal darauf hingewiesen, dass bei den letzten Einsätzen und Suchflügen festgestellt wurde, dass es derzeit noch enorme Mengen an Schnee in den höheren Lagen der Gebirge hat und dies bei der Tourenplanung als auch bei der Ausrüstungswahl mitberücksichtigt werden sollte.
Mit der angekündigten Hitzewelle muss auch mit vermehrten Schneerutschen aus noch schneebedeckten Bändern gerechnet werden.