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Mittersill, Stuhlfelden: Hausarzt Peter Sturm ist in Pension

Der rundum bekannte und leidenschaftliche Mediziner Peter Sturm hat sich in vielen Bereichen engagiert. Und er hört auch nicht ganz auf damit.

Der nunmehrige Pensionist Peter Sturm und „seine“ Martina in der Gartenlaube. Die beiden freuen sich über die neuen Freiräume – zum Beispiel für Reisen und andere schöne Hobbys. 
Der nunmehrige Pensionist Peter Sturm und „seine“ Martina in der Gartenlaube. Die beiden freuen sich über die neuen Freiräume – zum Beispiel für Reisen und andere schöne Hobbys. 

Den Rahmen für das Gespräch mit dem "Herrn Doktor" bildet die Terrasse des schmucken Eigenheims in Stuhlfelden. Umgeben von einer Gartenidylle inklusive wuchernder Gemüsepflanzen und prächtiger Feigenbäume wird Kaffee serviert. Dazu gibt es einen kleinen Einblick in das vielseitige und spannende Leben des Mediziners. "Mit den Uhudler-Trauben im Garten erweise ich meinen Vorfahren die Ehre. Sie waren Weinbauern in der Steiermark", erzählt Peter Sturm.

Sein Vater durfte Gymnasiallehrer werden. Weil er aber kein Parteibuch wollte, fand er in der Heimat keine Stelle. Nach einem Umweg und weil in Saalfelden die Zeit reif war für eine höhere Schule - damals hieß die HIB noch Bundeserziehungsanstalt - landete die Familie im Pinzgau. "In der Bürgerau bildeten die Lehrer und Lehrerinnen eine Art Enklave, in der man sich auch bei der Kinderbetreuung ausgeholfen hat. Meine Mutter hat ebenfalls unterrichtet und so kam es, dass mich ihr Kollege Hans Katschthaler, der später Landeshauptmann wurde, im Kinderwagen herumgefahren hat."

Erste-Hilfe-Vortrag inspirierte zum Medizin-Studium

Bei Peter Sturm hatte es zunächst nicht nach einem Medizinstudium ausgeschaut. Als herausragend guter Schüler und dank eines deutschen Unternehmers, dessen Söhne ebenfalls die HIB besuchten, hätte er von einer Stiftung ein Technik-Stipendium erhalten. Das klang vielversprechend, doch es kam trotzdem anders: Anton Klinger, damals Primar im Krankenhaus Mittersill, hielt an der Schule einen Vortrag zum Thema Erste Hilfe.

Die Kombination von dessen Persönlichkeit und dem präsentierten Inhalt inklusive spannender Bilder entfachte beim 17-Jährigen die Leidenschaft für die Medizin. Der Vater ließ den Sohn beim Zeller Augenarzt Michael Kurz "schnuppern". Das Ausleeren und Reinigen der Leibschüsseln und das Bettenmachen im Spital machten den Plänen des jungen Mannes keineswegs den Garaus.

Auch die Studienzeit in Innsbruck ist prägend gewesen: Peter Sturm war nächtens oft als "menschliches Überwachungsgerät" - die Kliniken waren bei weitem nicht so hochtechnisch ausgestattet wie jetzt - tätig, wobei er für bis zu 18 Patient/innen gleichzeitig zuständig war. "Das hat meine Beobachtungsgabe enorm geschult", erzählt er heute.

Peter Sturm wollte weder Parteibuch noch Studentenverbindung

Nach dem Vorbild des Vaters wollte auch Peter Sturm weder Parteibuch noch Mitgliedschaft bei einer Studentenverbindung, und so gestaltete es sich wegen des damaligen Andrangs schwierig, einen Turnusplatz zu ergattern. Doch letztendlich ging alles gut. Die drei Jahre konnten hauptsächlich im KH Mittersill und im LKH Salzburg absolviert werden, wobei es viel zu schreiben gäbe über die vielen Herausforderungen und Unwägbarkeiten.

Herzliche Abschiedsworte inklusive Speck, Käse und Selbstgebranntem

Erste Erfahrungen als Praktischer Arzt machte Peter Sturm zusätzlich zum Turnusdienst in Elixhausen, wo ihn Reiner Brettenthaler als Vertretung in seine Praxis holte. Schließlich wurde ihm die in Mittersill von der Ärztekammer neu geschaffene Hausarzt-Stelle zugesprochen - sehr zur Freude des jungen Mediziners und auch sehr zur Freude der damaligen Bürgermeister von Mittersill und Stuhlfelden. Walter Reifmüller und Hans Steiner wollten Peter Sturm unbedingt in der Region haben.

Besonders groß war die Freude bei den vielen Patient/-innen; sie haben die Praxis von Anfang an regelrecht gestürmt. Nun, mit Ende Juni, mussten sie Abschied nehmen von ihrem "Herrn Doktor", der über vier Jahrzehnte hinweg so viel Einsatz und Engagement gezeigt hatte. Herzliche Dankesworte gab und gibt es zuhauf - inklusive Speck, Käse und Selbstgebranntem. Umgekehrt bedankt sich Peter Sturm "für das große Vertrauen, das mir die Menschen hier geschenkt haben".

ZUR SACHE - PRIVATES UND BERUFLICHES

Peter Sturm ist 1958 als Kind eines Lehrerehepaares geboren, er hat eine jüngere Schwester. Die Familie lebte in Saalfelden. Der Mediziner hat zwei Kinder aus erster Ehe: Thomas (Jhg. 1988, Pilot) und Viktoria (Jhg. 1990, Ärztin). Lebenspartnerin Martina Kirchner war Sturms Vollzeit-Ordinationsassistentin und übt diese Tätigkeit nun in Teilzeit bei einer Internistin aus.

Zusätzliches Engagement: Neben seiner Hausarzt-Tätigkeit mit Praxis in Mittersill und "Filiale" in Stuhlfelden war Peter Sturm auch Sprengelarzt. Der begeisterte Notarzt ist beim Roten Kreuz nach wie vor Ausbildner und Bezirksrettungsarzt; bei großen Einsätzen ist er weiterhin aktiv dabei. Auch der Bergrettung bleibt er als Arzt treu. Engagiert hatte er sich bei der Etablierung des Hilfswerks im Oberpinzgau, z. B. als Vereinsobmann. Eine wichtige Rolle spielte er auch bei der
Etablierung des Primärversorgungszentrums Mittersill.

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