Nachdem die britische Coronavariante bereits seit einigen Tagen in Abwässern des Pongau und Tennengau nachgewiesen wurde, konnte am Dienstag im Pinzgau unter dreißig Proben erstmals in vier eindeutig mittels Sequenzierung die britische Virusmutation identifiziert werden.
"Momentan lassen wir Proben mit SARS-CoV-2-Nachweis zusätzlich auf die englische und südafrikanische Virusvariante prüfen. Die Diagnostik erfolgt vor Ort im Tauernlabor, dem Tochterunternehmen der Gesundheit Innergebirg. Ziel der zusätzlichen Analysen ist es, einen fortlaufenden Überblick über das Vorkommen von SARS-CoV-2-Mutationen zu erhalten, um gegebenenfalls proaktiv eingreifen zu können," sagt Franz Öller, Geschäftsführer der Gesundheit Innergebirg.
Neuer PCR-Test eines Thalgauer Unternehmens
Die Mutation konnte im Pinzgau am Dienstag mithilfe eines neuen PCR-Tests festgestellt werden. Ein Salzburger Unternehmen hat einen PCR-Test entwickelt, der ohne Sequenzierung die britische und südafrikanische Mutation des Coronavirus sofort nachweisen kann. Schon am Tag der Auslieferung wurden an drei Standorten die Mutationen festgestellt, sagte Kamil Önder, Geschäftsführer von Procomcure Biotech in Thalgau am Dienstag zur APA. Im Tauernklinikum Zell am See wurde bei drei von 40 Proben die britische Mutation B.1.1.7 festgestellt, wie das Klinikum bestätigte.
Laut Önder ist es das weltweit erste Produkt dieser Art, das mit ISO-Zertifizierung und klinisch validiert (IVD-CE) bereits die Zulassung durchlaufen hat und mehrere Mutationen auf einmal screenen kann. Derzeit handelt es sich noch um eine Nachprobe, das heißt, ein Teil der genommenen Probe wird extra auf diese beiden Mutationen untersucht. "Das Ergebnis liegt nach 60 bis 90 Minuten vor. Das Ganze geht ohne Sequenzierung, ist kostengünstig und einfach sehr schnell, was ein großer Vorteil ist", so der Geschäftsführer. Außerdem könnten die Tests in allen Labors ohne neue Geräte oder zusätzliche Schulung eingesetzt werden, weil sich die Tätigkeit nicht vom normalen PCR-Test unterscheide.

Test soll auch andere Mutationen erkennen
In rund drei Wochen soll seinen Angaben zufolge bereits ein Nachfolgeprodukt auf den Markt kommen, bei dem die Mutationen schon beim eigentlichen PCR-Test - also ohne Nachtestung - festgestellt werden können. Außerdem soll es dann sämtliche bisher bekannten Mutationen, also auch die dänische und die brasilianische Variante, erkennen. Hier seien die klinischen Studien und das Zulassungsverfahren noch nicht ganz abgeschlossen.
Nach Angaben Önders sei die Resonanz auf das erst gestern bei den Kunden - Spitäler, Krisenstäbe, öffentliche Einrichtungen etc. - vorgestellte Produkt gewaltig, selbst die britische Botschaft habe sich bereits bei ihm gemeldet. Die Priorität seines Unternehmens bleibe aber in Österreich, daher werde man der Regierung auch anbieten, dass man täglich bis zu 50.000 PCR-Tests samt Suche nach Mutationen bewältigen könne. "Derzeit ist ja die Testung für Österreich vollkommen dezentral."
Fünf Millionen PCR-Tests pro Woche
Das Thalgauer Unternehmen kann pro Woche bis zu fünf Millionen PCR-Tests produzieren. Ein Test-Kit wird derzeit um sechs Euro angeboten, dieser Preis könne aber je nach Produktionszahl und Lieferumfang variieren, sagte der Geschäftsführer.
Am Montag wurden die Tests bereits an drei Standorten eingesetzt. Neben dem österreichischen Spital war es noch ein Krankenhaus im grenznahen Bayern, wo ebenfalls die britische Mutation entdeckt wurde, und in einem anderen deutschen Krankenhaus wurde bei zwei Proben die dänische Mutation festgestellt, die dort versuchsweise ebenfalls bereits gescreent wurde.
Aktiv Infizierte Land Salzburg/Jänner 2021
- Quelle: Land Salzburg (Am 21. Jänner fand ein Abgleich der Daten mit dem EMS des Bundes statt, nachdem eine neue Schnittstelle programmiert wurde.)