Laut Anklage von Staatsanwältin Ricarda Eder soll sich der unbescholtene Angestellte an seiner Gattin ab 2012 bis zum August 2024 immer wieder gewaltsam an der Gattin vergangen haben:
"Der Angeklagte lebte bereits in Österreich und holte seine Frau im Jahr 2012, nach der Hochzeit in der Türkei, nach Österreich nach. Ab da begann ihr Martyrium. Mindestens drei Mal monatlich nötigte er sie mit Gewalt zum Geschlechtsverkehr. Er ignorierte es, wenn sie nein sagte, schlug ihr ins Gesicht, spreizte mit Gewalt ihre Beine auseinander, zerriss ihr das Schlafgewand und verging sich an ihr", führte die Staatsanwältin im Schöffenprozess (Vorsitz: Richterin Anna-Sophia Hofer) aus.
Zudem, so Eder, habe der Angeklagte die Frau im Dezember 2023 geschlagen und gewürgt und dadurch am Körper verletzt: "Und als er am 3. August 2024 wieder die Hand gegen die Ehefrau erhob, ging eines der gemeinsamen minderjährigen Kinder dazwischen. An diesem Tag erstattete die Frau dann Anzeige bei der Polizei - nachdem er ihr auch gedroht hatte, dass er ihr und den Kindern etwas antun werde, wenn sie sich scheiden lässt", ergänzte die Staatsanwältin, die auf die "glaubhaften Angaben" des Opfers in deren kontradiktorischer (schonender) Vernehmung bei Gericht verwies.
Der Verteidiger des Angeklagten, Rechtsanwalt Peter Macheiner, betonte, dass sein Mandant die Vorwürfe entschieden bestreite: "Ich widerspreche dem vehement, dass die Aussagen der Ehefrau glaubwürdig sind. Da ist keine Detailliertheit in ihren Aussagen - das ist nicht erlebnisfundiert." Sein Mandant, so Macheiner, sei ein "tüchtiger, braver Arbeiter". Die Ehe zwischen den beiden sei "von den Eltern arrangiert gewesen. Es ist ein anderer Kulturkreis". Es stelle sich unweigerlich die Frage, "warum die Frau denn so viele Jahre gewartet hat, zur Polizei zu gehen, wenn sie angeblich so oft vergewaltigt worden sein soll?".
Als die Gattin dann am 23. August 2024 zur Polizei gegangen sei, "ging es nur um eine angebliche versuchte Körperverletzung. Und da hat sie plötzlich so beiläufig gesagt, dass er sie jahrelang vergewaltigt hat", so der Verteidiger. Sein Nachsatz: Es gebe auch "kein einziges objektives Beweismittel; weder Fotos von angeblichen Verletzungen oder von angeblich zerrissenen Pyjamas. Dabei behauptet die Frau ja, er habe ihr bei jeder Vergewaltigung den Pyjama zerrissen."
Der Angeklagte selbst beteuerte, "als Familienoberhaupt" nie gewalttätig gegen seine Frau geworden zu sein. Dass sich seine Frau scheiden lassen wolle, habe er erst im Sommer 2024 erfahren. "Warum weiß ich nicht genau. Aber meine Nachbarn haben mir da auch gesagt, dass sie schon mehr als acht Jahre davon redet, dass sie sich scheiden lassen will", erzählte der 41-jährige Türke. Als Motiv für die Anschuldigungen ortete der Angeklagte etwa, dass seine Frau zurück in die Türke wolle - allein mit den Kindern. Im übrigen sei er "natürlich mit einer einvernehmlichen Scheidung einverstanden gewesen".
Der Schöffenprozess wurde gegen Dienstagmittag auf den 1. April vertagt. Die drei minderjährigen Kinder (zwei Töchter, ein Sohn) des in Scheidung befindlichen Paares sollen (nochmals) einvernommen werden, auch die mutmaßlich jahrelang vergewaltigte Ehefrau will die Vorsitzende Richterin noch ergänzend befragen.
Bemerkenswert überdies: Die Staatsanwältin dehnte die Anklage aus, nachdem eine der Töchter am Dienstag ausgesagt hatte, dass der Vater sie und ihre Geschwister über eine längere Zeit hindurch regelmäßig geschlagen habe. Somit wird dem 41-Jährigen jetzt auch das Verbrechen der fortgesetzten Gewaltausübung angelastet. Zudem sagten die zwei Töchter, dass sie bei der Mutter wiederholt Hämatome bemerkt hätten.