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Pongau: Gewalt und Betrug im Netz nimmt zu

Mehr Wegweisungen aufgrund von Gewalt, Drogenkriminalität und ein Anstieg bei der Internetkriminalität - ein Resümee im Bezirk.

V. l. Herbert Stock (Leiter Alpinpolizei), Ernst Höllwart, Polizeichef Thomas Winkler und Hildegard Lainer.
V. l. Herbert Stock (Leiter Alpinpolizei), Ernst Höllwart, Polizeichef Thomas Winkler und Hildegard Lainer.

Der Anruf kommt via WhatsApp und versetzt der älteren Frau einen Schock: Die Enkelin habe einen Unfall verursacht und müsse sofort eine Kaution stellen, um nicht inhaftiert zu werden. Der Anrufer gibt sich als Polizist aus, redet auf die Seniorin ein, und der Titel wirkt. Was viele sich nicht vorstellen können, passiert: Die Frau übergibt einem Abholer das verlangte Geld.

Geschädigte verlieren durch Internetkriminalität hohe Summen

Insgesamt ist die Internetkriminalität im Steigen, "da sprechen wir teilweise von wirklich hohen Beträgen, die Geschädigte durch organisierte Kriminalität verlieren. Vieles wird von diversen international tätigen Banden sehr professionell organisiert. Besonders ältere Menschen sind hier gefährdet", erklärt der Pongauer Bezirkspolizeikommandant Thomas Winkler.

In Großarl konnte erfreulicherweise im vergangenen Jahr ein falscher "Polizist" festgenommen werden. Gegenzusteuern versucht die Polizei mit viel Aufklärungsarbeit wie "GEMEINSAM.SICHER". Finanziell und personell wurde deshalb auch die IT-Arbeit der Polizei aufgestockt. "Wir appellieren immer wieder, den Hausverstand einzuschalten und nicht an irgendjemand hohe Summen zu überweisen, den man nicht kennt", so der Polizeichef.

Telefonbetrüger nutzen Lügen als Betrugsmasche

Mit geschickten Lügen versuchen Telefonbetrüger, ihren Opfern Geld oder auch Schmuck zu entlocken. Über gefälschte Mails kommen internationale Betrügernetzwerke rasch zu sehr viel Geld, zu viel mehr als durch Einbrüche erbeutet werden kann. Die Tricks von Internetkriminellen werden durch künstliche Intelligenz immer besser.

Vermeintlich lukrative Online-Investitionen werden präsentiert, die sich später als Betrug herausstellen. Das Geld ist dann bereits auf Konten im Ausland. Die Polizei mahnt daher erneut, wachsam zu sein und aufzupassen, fremden Menschen bei solchen Angelegenheiten nicht zu vertrauen.

"Es ist wichtig, niemals persönliche Daten oder finanzielle Informationen am Telefon oder per E-Mail weiterzugeben. Bei verdächtigen Telefonanrufen sollte man sofort auflegen und bei einer E-Mail keine Links anklicken oder Anhänge öffnen und die Mail umgehend löschen. Wir warnen davor, Kontodaten weiterzugeben." Vom Betrugsdelikt über Hass, Gewalt und Mobbing im Netz, die Verbreitung von Desinformationen durch Fake News oder Deep Fakes bis zu Netzattacken auf Behörden oder Klein- und Mittelunternehmen ist bei der Cyberkriminalität alles dabei.

Auch Gewalt gegen Frauen nimmt zu

Ein Viertel aller im Pongau eingesetzten Exekutivbediensteten sind Frauen. Sie versehen in elf Inspektionen und im Bezirkspolizeikommando ihren Dienst. Der Bezirk verfügt über Kriminalpolizisten, die auch im Lungau und Pinzgau im Einsatz sind. Immer häufiger wird die Polizei auch zu eskalierender Gewalt gegen Frauen alarmiert: In diesem Jahr mussten im Pongau 140 Annäherungs- und Betretungsverbote - eine Steigerung von 30 Prozent - ausgesprochen werden.

"Gewalt zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten. Aber sehr häufig sind das Menschen, die auf engem Raum zusammenleben; rund 60 Prozent der gewalttätigen Männer haben einen Migrationshintergrund. Da existieren oft starke patriarchische und familiär bedenkliche Strukturen im Hintergrund. Doch viele junge Frauen lassen sich Gewalt nicht mehr gefallen."

Im Innergebirg wird Präventionsarbeit betrieben

Der ehemalige Cobrabeamte Ernst Höllwart ist für die Präventionsarbeit im Pongau, Pinzgau und Lungau zuständig: "Wir sensibilisieren natürlich auch in Workshops. Gewalt ist ein Kreislauf, der erfreulicherweise vermehrt unterbunden wird, indem aufmerksame Familienmitglieder - oder Nachbarn - sich bei uns melden."

Hildegard Lainer koordiniert im Pongau gemeinsam mit Höllwart die Maßnahmen und Arbeit der diversen Polizeiinspektionen für Betretungs- und Annäherungsverbote: "Wir versuchen, keine Zeit zu verlieren und rasch zu agieren. Beamte müssen taktisch auch richtig eingesetzt werden."

Workhshops sollen sensibilisieren

Bislang sei man im Pongau von Tötungsdelikten "verschont geblieben", sagt Höllwart, der das aber nicht auf die verstärkte präventive Arbeit im Bezirk zurückführen will, "denn es gehört auch ein Quäntchen Glück dazu. Doch natürlich versuchen wir, durch viele Workshops wie in Schulen oder am BFI zu sensibilisieren. Übergriffe an Frauen sind niemals entschuldbar oder akzeptierbar. Wir informieren auch, wie man klar und akzeptierbar Grenzen setzen kann. "

Nach wie vor beschäftigen Drogendelikte die verantwortlichen Kriminalbeamten im Bezirk, auch wenn die Aufklärungsrate hoch ist und Netzwerke in der Vergangenheit aufgedeckt wurden, "ist das leider ein Fass ohne Boden".

Polizei rechnet mit Einsätzen in den Ski-Hotspot-Gemeinden

Für die kommende Wintersaison rechnet Polizeichef Winkler wieder mit zusätzlichen Einsätzen in den Ski-Hotspot-Gemeinden: "Einbruchsdelikte sind im vergangenen Jahr minimal gestiegen", so Winkler, vereinzelt komme es zu Dämmerungseinbrüchen. Die Polizei rät, nicht zu viel von Urlauben in sozialen Medien zu posten.

"Objekte werden zuvor oft ausgespäht", so Höllwart. Dafür sollte man eine gute und aufmerksame Nachbarschaft pflegen und Abwesenheitszeichen wie volle Briefkästen vermeiden: "Oder auch Zeitschaltuhren oder Außenbeleuchtung verwenden."

Polizeichef ist stolz auf die Arbeit seiner Beamten

Stolz ist Winkler auf die gute Arbeit seiner Beamten im Bezirk, die Aufklärungsrate steigt: "Die Zusammenarbeit mit der Bezirkshauptmannschaft ist extrem gut. Jede Woche wird Wichtiges besprochen und nur dadurch gelingt immer eine gute Arbeit wie etwa bei Großveranstaltungen, Annäherungs- und Betretungsverboten oder den zunehmenden Katastropheneinsätzen."

Nächstes Jahr werden mehrere Planstellen aufgrund von Pensionierungen im Bezirk neu zu besetzen sein. Dies betrifft auch einige Führungsfunktionen in Polizeiinspektionen.

Alpinpolizei: "Seine Grenzen kennen"

Im Bezirk sind 20 Alpinpolizisten, darunter eine Frau, tätig. Alpinpolizisten sind in den verschiedenen Dienststellen tätig und werden nur bei Bedarf quer durch den Bezirk alarmiert. Der Leiter der Alpinpolizei im Pongau, Herbert Stock, berichtet von einem starken Anstieg bei Wanderunfällen, Sucheinsätzen und anderen Notfällen am Berg: "Leider ist die Tourenvorbereitung, wie etwa auf Wetterberichte und Geländebeschaffenheit zu schauen, mangelhaft. Zahlreiche Einsätze sind auch einer schlechten Ausrüstung oder Kondition geschuldet. Braucht man Hilfe, sollte man nicht zu lange zögern, sie rechtzeitig zu holen." In der vergangenen Saison gab es acht Bergtote im
Bezirk, auffallend steigt die Zahl schwererer Arbeitsunfälle (Forstunfälle).
Auf den Skipisten im Bezirk passieren viele schwere Unfälle durch Kollisionen. Bei Kollisionen sei es immer wichtig, persönliche Daten auszutauschen. Denn oft stünden Verletzte unter Schock "und glauben zuerst, dass ihre Verletzungen nicht so schlimm sind". Stock bittet, Lawinenabgänge zu melden und als Anrufer erreichbar zu bleiben, auch wenn nichts passiert ist, "denn das hilft Einsätze und hohe Kosten zu vermeiden". Stock ist zusätzlich Flight-Operator beim Polizeihubschrauber, auch die Einsätze der Flugpolizei steigen.
Die Zusammenarbeit der Einsatzkräfte im Bezirk funktioniere sehr gut und die Hilfe für Verunglückte sei auf qualitativ sehr hohem Niveau, so Stock.


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