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Rotes Kreuz in Salzburg spart sechs Leitstellen ein

Das Rote Kreuz reduziert drei Viertel seiner Rettungsleitstellen. Der Rettungsdienst soll zentral von der Stadt Salzburg und einer weiteren Leitstelle im Süden koordiniert werden. Die Polizei plant ähnliche Schritte.

Rotes Kreuz in Salzburg spart sechs Leitstellen ein
Rotes Kreuz in Salzburg spart sechs Leitstellen ein


In der Stadt Salzburg, in Hallein, in Abtenau, in Bad Hofgastein, in Radstadt, in St. Johann, in Zell am See und in Tamsweg - das sind derzeit die Rettungsleitstellen im Land.

Sechs sollen in den kommenden zwei Jahren aufgelassen werden. Das Rote Kreuz Salzburg orientiert sich dabei an den benachbarten Bundesländern bzw. an Bayern. Dort werden die Einsätze von einer zentralen Rettungsleitstelle geführt, die die Einsätze und Krankentransporte koordiniert und Notrufe entgegennimmt. Modernisierung zu teuerDie Reform wird mit Jahreswechsel angegangen. Das bestätigt Landesrettungskommandant Anton Holzer. Der Grund: Die Modernisierung jeder einzelnen Leitstelle käme zu teuer. "Im Hinblick auf die Umstellung auf den Digitalfunk wären sehr viele Schritte zur Vollausstattung notwendig. Pro Leitstelle kommen wir auf mindestens 200.000 Euro. Und von uns erwartet man einen sorgsamen Umgang mit öffentlichen Geldern", sagt Holzer.

Die technischen Anforderungen an die Leitstellen werden zudem höher. Um einen Ausfall von vornherein zu vermeiden, muss jede Leitstelle doppelt angebunden sein: mit einer Notstromversorgung, einer zweiten Funkebene, Telefonanbindung und der gesamten EDV. "Die Anforderungen an die Mitarbeiter werden künftig auch nicht weniger. Das ist ein riesiger Aufwand in der Ausbildung", sagt Holzer.

Bisher waren alle acht Leitstellen Tag und Nacht mit zwei Mitarbeitern - teils ehrenamtlich, teils hauptberuflich - besetzt. Über die Schließung der Bezirksstellen werde seit 20 Jahren diskutiert, meint Holzer. "Die Zeit ist reif. Es wäre verantwortungslos, diesen Schritt jetzt nicht zu machen." Heuer wurden schon die Leitstellen Flachgau Nord und Straßwalchen auf die Zentrale in Salzburg aufgeschaltet. Mattsee und Strobl haben den Betrieb bereits eingestellt.Pinzgau oder PongauNeben der Landesleitstelle wird eine weitere Bezirksleitstelle im Süden übrig bleiben. Welcher Standort das sein wird, lässt der Rotkreuzchef noch offen. "Bis Jahresende wird entschieden." Die besten Chancen auf den Weiterbestand haben wohl Zell am See oder St. Johann. Für die Bevölkerung ändert sich dadurch nichts. Die Dienststellen in den Bezirken bleiben wie gehabt. Nur die Notrufe werden von einer der beiden Leitstellen entgegengenommen. Diese disponieren die Fahrzeuge in den Bezirken. Bei den Mitarbeitern und Freiwilligen des Roten Kreuzes stößt die Reform auf Verständnis, löst aber auch Wehmut aus. Für sie fällt nun eine interessante Aufstiegsmöglichkeit aus. Vor dem Hintergrund der Wehrpflicht-Debatte sei die Verunsicherung größer geworden, heißt es.

Noch nicht so weit wie das Rote Kreuz ist die Polizei. Dabei hat der Rechnungshof kritisiert, dass 40 Prozent von 3,8 Mill. Notrufen jährlich von einer Leitstelle - der in Wien - abgearbeitet werden. Für die restlichen 60 Prozent betreibt die Polizei 104 Leitstellen. Für dieses System würden mindestens 180 Polizisten benötigt, die nicht im Außendienst eingesetzt werden könnten, bemängelte der Rechnungshof. Polizei wartet noch abDas Innenministerium (BMI) hat eine Kommission eingesetzt, die die Zusammenlegung auf jeweils eine Landesleitstelle vorbereiten soll. BMI-Sprecher Karl-Heinz Grundböck: "Zunächst soll in Wien die technische Weiterentwicklung unseres Einsatzleitsystems getestet werden. Mit diesem System werden die Streifen koordiniert, deren Standorte und das Einsatzgeschehen abgebildet und dokumentiert. Wenn das in Wien läuft, kommen die anderen Bundesländer dran." Allerdings brauche es dazu auch den Digitalfunk, schränkt Grundböck ein (siehe Kasten).

Vom Arbeitsablauf her wäre die Reduzierung der sechs Polizeileitstellen in Salzburg auf eine einzige leicht möglich. In Bayern sind die Leitstellen auf Polizeidirektionsebene angesiedelt. Die in Rosenheim betreut 1,25 Mill. Einwohner.