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Salzburger ist mit 21 Tagesvater: Allein unter Frauen

Markus Feldinger ist der einzige Tagesvater im Salzburger Hilfswerk. Er ist mit dem Beruf aufgewachsen: Auch seine Mama arbeitet als Tagesmutter.

Tagesvater Markus Feldinger findet in der Kinderbetreuung seine Erfüllung.
Tagesvater Markus Feldinger findet in der Kinderbetreuung seine Erfüllung.

Im beruflichen Umfeld der einzige Mann inmitten von Frauen zu sein, daran hat sich Markus Feldinger gewöhnt. Der 21-Jährige ist im Salzburger Hilfswerk der einzige Tagesvater neben 56 Tagesmüttern. Der einzige männliche Mitarbeiter ist Feldinger auch im pädagogischen Team an seinem derzeitigen Arbeitsplatz, der vom Hilfswerk geführten "KinderVilla" mit drei Kleinkindgruppen in der Salzburger Alpenstraße. Seit 2022 dürfen ausgebildete Tageseltern auch in der institutionellen Kinderbetreuung als Zusatzkräfte eingesetzt werden. Zugleich unterstützt Feldinger die Tagesmutter in der betriebseigenen Kinderbetreuung der Stieglbrauerei.

"Man kann von Kindern viel lernen"

"Es stört mich nicht, dass ich als Mann in der Minderheit bin", sagt Feldinger. "Das ist für mich nichts Neues, in der Fachschule für Sozialberufe der Caritas waren wir in meiner Klasse vier Burschen und 28 Mädchen." Hauptsache sei, dass ihm sein Beruf Freude mache. "Man kann von Kindern viel lernen, sie haben keine Vorurteile und nehmen einen an, wie man ist. Ich bekomme von den Kindern sehr viel zurück." Außerdem sei es erfüllend, Kinder in ihrer Entwicklung zu begleiten und zu fördern." Als Mann macht Feldinger die Erfahrung, dass die Kinder nicht nur gerne mit ihm spielen und basteln, sondern auch beim spielerischen Raufen die körperliche Herausforderung suchen. "Das merke ich gerade bei Buben, aber auch Mädchen, die ohne Vater aufwachsen oder die in Familien leben, wo der Papa nicht oft zu Hause ist."

Der Beruf liegt in der Familie

Markus Feldinger hatte stets geplant, einen Sozialberuf zu ergreifen. "Auf der Berufsinformationsmesse hat mich während der Mittelschulzeit aber auch die Seilbahntechnik interessiert." Letztlich kam alles ganz anders, wobei sich der Beruf des Tagesvaters mehr oder weniger zufällig ergeben hat.

Dabei liegt der Beruf in der Familie. Feldingers Mutter Sonja ist ebenfalls im Hilfswerk als Tagesmutter tätig, nächstes Jahr feiert die 53-Jährige das 20-Jahr-Jubiläum. "Eigentlich bin ich der Grund dafür, dass meine Mama nach meiner Geburt ihren Beruf als Verkäuferin aufgegeben hat und Tagesmutter geworden ist", erzählt Markus Feldinger. "Dadurch war sie bei mir daheim und konnte trotzdem arbeiten." Er habe die gemeinsame Zeit mit den Tageskindern sehr positiv in Erinnerung. "Sie waren für mich Freunde und Spielgefährten, die jeden Tag zu Besuch gekommen sind." Auch er kann sich vorstellen, später einmal in seiner eigenen Wohnung als Tagesvater zu arbeiten. Fest steht für ihn jedenfalls, dass er selbst eine Familie gründen möchte.

Elementarpädagoge als nächstes Ziel

Wie sehr ihm die Arbeit mit Kindern gefällt, erlebte Feldinger während der Praktika in der Caritasschule. Sie führten ihn zunächst zu einer Familie mit zwei Kindern und dann in den Pfarrkindergarten St. Elisabeth, wo damals ebenfalls ein Mann tätig war. Außerdem schnupperte er als Praktikant in der "KinderVilla", in der er nun tätig ist. Auch einen Teil seines Zivildiensts hat er dort absolviert. "Eines Tages haben mich die Bereichs- und die Regionalleitung ins Büro gerufen, ich habe krampfhaft darüber nachgedacht was ich wohl falsch gemacht habe." Dabei schlugen die beiden Feldinger vor, die Tageselternausbildung zu absolvieren und als Zusatzkraft einzusteigen. "Ich habe sofort zugesagt."

Die Ausbildung im Hilfswerk hat Feldinger im November 2023 abgeschlossen, doch nach der Arbeit lernt er nun im Abendgymnasium weiter. Sein Ziel ist die Berufsreifeprüfung. "Ich kann mir vorstellen, eines Tages die BAfEP zu besuchen und Elementarpädagoge zu werden."

Sein Beruf werde in der Gesellschaft unterschätzt

Den geringen Männeranteil in diesem Beruf erklärt sich Feldinger durch das Berufsimage und durch die Bezahlung. "Mit mir hat ein Handwerker Zivildienst gemacht, ihn hat die Kinderbetreuung sehr interessiert, aber er verdient in seinem Beruf drei Mal so viel." In der Gesellschaft werde der Beruf unterschätzt. "Ja, wir spielen mit Kindern, aber dahinter steckt ein Bildungsauftrag."

Der Männeranteil im Berufsfeld steigt nur langsam. Österreichweit sind rund drei Prozent der Elementarpädagogen Männer, in den Einrichtungen der Stadt Salzburg sind es sechs Prozent der Fachkräfte. Männliche Zusatzkräfte gibt es dort derzeit keine. Zwei Tagesväter beschäftigt das Salzburger Tageselternzentrum TEZ.

Tagesmutter Ines Ruznic lobt ihren Kollegen Markus Feldinger in höchsten Tönen: "Ich bin sehr froh, dass er bei uns ist, die Kinder lieben ihn, er setzt viele Impulse, er ist sehr sozial, und er kann super basteln."

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