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Salzburgerin unterrichtet Jodeln: "So ein lautes Holladrio kann unglaublich glücklich machen"

Kaum jemand traut sich, einfach so lauthals loszusingen. Bei Anita Biebl ist das anders. Die Salzburgerin bringt ihre Kunden innerhalb kurzer Zeit zum Jodeln.

Während ihres Studiums entdeckte die gebürtige Bayerin Anita Biebl ihre Leidenschaft fürs Jodeln.
Während ihres Studiums entdeckte die gebürtige Bayerin Anita Biebl ihre Leidenschaft fürs Jodeln.

Das Jodeln ist für die gebürtige Bayerin Anita Biebl eine Leidenschaft. Das wird klar, sobald man auf dem Anrufbeantworter der 38-Jährigen landet: "Nach einem ordentlichen Holladrio freue ich mich auf Ihre Nachricht", heißt es da und schon stimmt Biebl einen Jodler an.

Ihre Leidenschaft für diesen Gesang ohne Worte hat sie erst spät entdeckt. "Ich komme aus keinem musikalischen Elternhaus. Trotzdem hab ich am Mozarteum Musik- und Tanzpädagogik sowie das Fach Stimme studiert." Dabei sei sie erstmals mit dem Jodeln in Berührung gekommen. "Für mich bereitet Jodeln die meiste Lebenslust, die sich durch die Stimme ausdrücken lässt. Das ist singen ohne Worte mit voller Stimmkraft."

Dabei begleitet die Musik- und Tanzpädagogin seit ihrer Kindheit ein Handicap, das gerade in ihrem Beruf gewichtig sein könnte. Sie ist auf einem Ohr taub. "Vielleicht ist gerade daraus das Interesse an Geräuschen und Musik entstanden."

Seit fünf Jahren gibt Biebl ihr Können in Kursen weiter. Etwa bei den Hofer Jodelnachmittagen, die am Donnerstag starten. An vier Terminen über den Sommer hinweg können Interessierte nach einer kurzen Wanderung die Grundlagen des Jodelns erlernen. Unter den Teilnehmern finden sich Menschen aller Altersgruppen. "Man glaubt es kaum, aber auch junge Menschen interessieren sich dafür." Allen Teilnehmern ist gleich, dass sie ihre Scheu überwinden und einfach drauflossingen. "Das traut sich heute kaum noch jemand. Wo singen denn Leute ganz ungezwungen miteinander? Irgendwie behauptet doch jeder von sich, nicht singen zu können."

Dabei könne jeder die Technik des Jodelns erlernen, zumindest jeder, der Stimme habe. Wichtig sei, sich nicht nur mit der Theorie aufzuhalten, sondern sich emotional drauf einzulassen. "Es geht nicht darum, jeden Buchstaben eines Holladrio richtig zu singen, sondern die Töne aus sich rauszulassen." Damit täten sich häufig professionelle Sänger schwer.

Wer sich darauf einlasse, werde reich belohnt. "So ein lautes Holladrio kann definitiv glücklich machen. Nicht nur seelisch, auch körperlich. Durch das Schwingen der Stimmbänder ist das wie eine Massage von innen."

Während des ersten Corona-Lockdowns verging allerdings auch Biebl die Freude am Singen. "Ich war in einem Tief, musste um meine Existenz kämpfen", so die selbstständige Unternehmerin. Aus dem Loch ist sie wieder rausgekrabbelt und hat sich auf andere Talente verlagert. "Ich habe viel komponiert, vorhandene Kompositionen veröffentlicht und so meine Existenz gesichert."

SN-Info: www.anitabiebl.com