Goldene, wertvolle Messgewänder holt Dommesner Dietmar Koisser heute Abend vorsichtig aus den Schubladen der Sakristei. Neben anderen Kostbarkeiten können Besucher der Langen Nacht der Kirchen die "Cappa Magna" sehen. "Das ist der acht Meter lange Umhang aus gesprenkelter Seide, den die Erzbischöfe früher trugen", sagt er.
Wenn die Lange Nacht um 17.50 Uhr mit Glockengeläut startet, zeigen viele Gotteshäuser in Stadt und Land ihre Schätze. "Dazu zählen aber nicht nur kunsthistorische Werke, sondern auch Musik und Gebet", sagt Roland Kerschbaum. Der 47-Jährige ist Diözesankonservator und damit für die Bewahrung und Neugestaltung von Kirchen zuständig.Kostbare Kleinode in 700 Gebäuden
Ein paar kostbare Kleinode finden sich in den insgesamt 700 Gebäuden, die der Erzdiözese gehören, schon. Alarmanlagen sind nicht wegzudenken, wenn lange unter Verschluss gehaltene Originale wieder in einen Kirchenraum zurückkommen. "Eine unserer qualitätsvollsten Madonnen steht in Altenmarkt. Sie ist noch vor dem Jahr 1393 entstanden und musste bestmöglich gesichert werden, als sie wieder ausgestellt wurde", berichtet Kerschbaum.
Doch längst nicht jede Kirche ist mit einer Alarmanlage ausgerüstet. Viele hätten lediglich ein versperrbares Gitter im Innenraum, an dem es für ungebetenen Besuch kein Vorbeikommen geben sollte. Einbrüche im großen Stil seien eher selten, berichtet Kerschbaum, der neben seinen Aufgaben als Konservator auch Pfarrer in Elsbethen ist. Kleinere Delikte wie geöffnete Opferstöcke oder gestohlene Engelfiguren kommen in größeren Abständen vor.
Einen bedeutenden "ungelösten Kriminalfall" gibt es in Salzburg derzeit nicht. "Unser Domschatz ist verhältnismäßig klein, anderswo gibt es viel mehr und auch Wertvolleres zu bestaunen", sagt der Priester. Ein Highlight in Salzburg ist die Pretiosen-Monstranz, die im DomQuartier zu sehen ist. Zu ihrem fixen Einsatz außerhalb des Museums kommt sie ein Mal im Jahr, nämlich bei der Prozession zu Fronleichnam. Das Besondere an der Monstranz ist der hohe Materialwert. "Alles an ihr, auch die Edelsteine, ist echt", erklärt Kerschbaum. Deshalb sei sie auch extra versichert. Das meiste andere in und an Kirchen, Pfarrhöfen, Klöstern und kirchlichen Gebäuden ist mit einer Bündelversicherung geschützt. Diese deckt Blitzschlag oder Hagel genauso ab wie Diebstahl. Wenn alte Schätze auftauchen . . .
Immer wieder passiert es, dass alte Schätze aus Salzburg überraschend bei Versteigerungen auftauchen, auch weltweit. Kerschbaum, der nicht nur Theologe, sondern auch Historiker und Kunsthistoriker ist, hetzt diesen nicht hinterher. "Natürlich wäre eine goldene Kassette von Erzbischof Firmian ein hochinteressantes Stück. Inklusive Gebühren und allem Drum und Dran ist man in bekannten Auktionshäusern aber schnell bei 150.000 Euro." Das könne sich die Kirche in Salzburg schlichtweg nicht leisten. Ein Budget für An- und Rückkäufe hat der Diözesankonservator nicht zur Verfügung. Im besten Fall stellen Privatpersonen der Kirche gelegentlich Kunstgegenstände zur Verfügung.
Nicht nur solche Sehenswürdigkeiten warten in der 10. Langen Nacht der Kirchen auf Besuch. Messweinverkostung im Domturm, ein rarer Blick von der Terrasse des Kapuzinerklosters, Hip-Hop-Meditation in der Kollegienkirche oder ein Kurzfilm-Workshop im Markussaal in der Gstättengasse: Was es zu erleben gibt, steht im Online-Programm unter langenachtderkirchen.at/salzburg. Das Motto des Abends, der in ganz Österreich stattfindet, lautet "Tradition trifft Moderne".