Als erste Gemeinde des Pinzgaus wird die Stadt Saalfelden Stolpersteine verlegen, um an Opfer des Nationalsozialismus aus dem Ort zu erinnern. Die Pflastersteine aus Messing mit den wichtigsten Lebensdaten der Verfolgten werden vor ihrem letzten frei gewählten Wohnort in der Straße verlegt.
Bürgermeister Erich Rohrmoser (SPÖ) sagt, die Gemeindevertretung habe die Verlegung einstimmig beschlossen. "Es ist sehr wichtig, dass es hier einen breiten Konsens gibt." Weiters beschloss die Gemeindevertretung auf Antrag der SPÖ und der Grünen einstimmig, Straßen in Saalfelden nach NS-Opfern zu benennen. Rohrmoser sagt, es würden keine Straßen umbenannt, sondern man werde das im Fall von Neubenennungen machen. Nach wem die neuen Straßen benannt werden, entscheidet man erst, wenn es so weit ist.
Die ersten sieben Stolpersteine sollen im Herbst verlegt werden. Die Gemeinde arbeitet dabei eng mit dem Gymnasium Saalfelden zusammen. Schüler der 7A haben mit ihrer Klassenvorständin Andrea Dillinger, die auch Kustodin des Museums Saalfelden ist, die Biografien der sieben Opfer erforscht. Dabei besuchten sie unter anderem verschiedene Workshops, Gedenkstätten und das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) in Wien. Das Projekt ist Teil der landesweiten Aktion "Orte des Gedenkens".
Unter den Opfern, deren Schicksal die Schüler erforscht haben, sind Artur und Sara Kant. Sie gehörten zu den wenigen Juden in Saalfelden und führten ein Modewarengeschäft in der Lofererstraße 9. Das Geschäft wurde arisiert. Dem Ehepaar gelang es 1939, nach Palästina zu flüchten. Artur Kant trat der britischen Armee bei und fiel 1942. Sara Kant starb 1956 im Alter von 51 Jahren. Eine offizielle Entschädigung erhielt sie nie. Eine ehemalige Angestellte, die das Geschäft 1946 übernommen hatte, schickte ihr aber bis zu ihrem Tod Geld.