Auf dem Traunsteiner Frühlingsfest, wo sich vergangene Woche die einmalige Gelegenheit bot, alle Kandidierenden gemeinsam auf einer Bühne zu erleben, waren es noch eine Frau und zehn Männer gewesen: Martin Lackner von der CSU, Sepp Hohlweger von Bündnis 90/Die Grünen, Andreas Danzer von den Freien Wählern, Christian Kegel von der SPD, Sebastian Gruttauer von der AfD, Heinrich Wallner von der Bayernpartei, Ute Künkele von der ÖDP, Johann Martz von der Linkspartei sowie - als Bewerber, deren Wählergruppe bzw. Partei nicht im Kreistag vertreten ist und die darum nur mit genügend Unterstützungsunterschriften kandidieren können - Werner Fertl (MachMITHerz³), Reinhard Melz (dieBasis) und Hans Wembacher (Miteinander für den Landkreis Traunstein).
Fertl und Melz sind wohl aus dem Rennen, Wembacher darf wohl kandidieren
Laut Recherche von "Hallo Nachbar!" dürften Fertl und Melz die erforderlichen Unterstützungsunterschriften nicht erhalten haben und darum mittlerweile aus dem Rennen sein. Wembacher erreichte dagegen wohl locker die nötigen 430 Unterschriften. Die öffentliche Bekanntmachung der zugelassenen Kandidaten steht aber noch aus. Sie wird spätestens am Dienstag, 3. Juni, erfolgen - nicht einmal vier Wochen vor dem Wahltermin.
Der Zeitplan ist also eng gestrickt, so wie schon bei der vorgezogenen Bundestagswahl im Februar. Diese ist auch der Grund, warum die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Traunstein ein zweites Mal in diesem Jahr außer der Reihe wählen müssen. Denn bei der Bundestagswahl holte sich der bisherige Landrat Siegfried Walch (CSU) das Direktmandat und ist jetzt Abgeordneter des Deutschen Bundestags in Berlin. Wer in Traunstein seine Nachfolge antreten wird, das wird sich am Sonntag, 29. Juni, entscheiden beziehungsweise bei einer Stichwahl am 13. Juli - eine solche gilt angesichts der großen Zahl an Bewerbern als wahrscheinlich.
1800 Festzeltbesucher wollten die Bewerber sehen
Den gemeinsamen Auftritt der Bewerber auf dem Traunsteiner Frühlingsfest organisierten die Festwirte Rudi Zeif und Valentin Thannbichler. Der politische Abend kam gut an: Das Festzelt war mit rund 1800 Besuchern voll, wofür auch die (politischen) Wegbegleiter der Kandidaten sorgten. Moderator Axel Effner stellte alle Bewerber der Reihe nach vor und befragte sie.
CSU-Kandidat Martin Lackner - seit 2008 Bürgermeister der Gemeinde Engelsberg - sagte auf dem Frühlingsfest u. a., dass sein Fokus auf dem Nachwuchs liegt: "Ich will alles dafür tun, dass der Landkreis attraktiv für die Jugend ist, damit sie da bleibt", so der CSU-Mann. Das beteuerte auch Christian Kegel (SPD), Gymnasiallehrer und von 2014 bis 2020 Oberbürgermeister der Stadt Traunstein: Er will u. a. große Bildungsprojekte anschieben. "Das sind Investitionen in die Zukunft", bekräftigte er.
Schon das dritte Mal bewirbt sich Andreas Danzer (Freie Wähler) um das Amt des Landrats; aktuell ist der Grabenstätter u. a. einer von vier Landrats-Stellvertretern. Der Verwaltungswirt betonte, dass er sich u. a. dafür einsetzen will, dass die Kliniken Südostbayern in kommunaler Hand bleiben. Sepp Hohlweger, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen im Kreistag, geht auch das dritte Mal ins Rennen. Der Ruhpoldinger sprach sich im Festzelt u. a. für den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs und einen Anschluss des Landkreises an den Münchner Verkehrs- und Tarifverbund aus.
AfD-Kandidat äußerte sich zu seiner Partei
Die einzige Frau in der Runde, Ute Künkele - promovierte Biologin und seit 2014 für die ÖDP im Kreistag - sagte u. a., dass der Umweltschutz in der Politik "in den letzten Jahren runtergefallen" sei. Das will sie ändern, denn: "Klimaschutz ist Menschenschutz", so die Pettingerin. Heinrich Wallner aus Chieming, Fraktionsvorsitzender der Bayernpartei im Kreistag, will sich vor allem für den Erhalt der bayerischen Tradition und Mundart starkmachen, besonders in Kindergärten und Schulen.
Für die Linkspartei bewirbt sich Johann Martz aus Übersee um den Landratsposten. Er will vor allem etwas gegen die Wohnungsnot im Landkreis unternehmen. In einem ersten Schritt will er alle Leerstände in den Gemeinden erfassen. AfD-Kandidat Sebastian Gruttauer aus Tittmoning schlug in die gleiche Kerbe. "Wenn ich die Leerstände in den Ortskernen sehe, ist mir das ein Graus." Um diese zu beleben, will er leerstehende Immobilien von der landkreiseigenen Wohnungsbaugesellschaft aufkaufen und sanieren lassen. Angesprochen darauf, dass der Verfassungsschutz die AfD als gesichert rechtsextremistisch einstuft, sagte Gruttauer: "Ich habe mich für die Partei entschieden, die am besten zu mir passt."
IT-Experte Hans Wembacher (Miteinander für den Landkreis Traunstein) hält es u. a. angesichts der wachsenden Landkreisbevölkerung für nötig, den kommunalen und privaten Wohnungsbau anzukurbeln. Reinhard Melz (dieBasis), Geschäftsleiter und Kämmerer der Gemeinde Petting, erklärte u. a., dass ihn der Widerstand gegen die Corona-Maßnahmen in die Politik gebracht habe. Ihm liegt u. a. ein solider Haushalt am Herzen. Werner Fertl (MachMITHerz³) brennt als Beauftragter für Senioren und Menschen mit Behinderung im Landkreis Traunstein für das Thema Inklusion: "Alte Menschen und Menschen mit Behinderung sind bisher im Landkreis Traunstein noch unter dem Radar. Das muss sich ändern."