Vögel haben Christine Medicus bereits als Volksschul-Kind fasziniert. "Wir hatten damals daheim ein Vogelbestimmungsbuch. Das hat mir so gefallen, dass ich mit meiner Schwester losgezogen bin, sie zu suchen", erzählt die Mitarbeiterin im Haus der Natur. Daher war es naheliegend, dieser Leidenschaft auch im Studium nachzugehen. Norbert Winding, der heutige Direktor, war ihr Studienkollege. "Er war damals schon sehr gut in Ornithologie, also Vogelkunde", erinnert sie sich - und dass sie sich mit Vogelstimmen befasste. "Die muss man lernen, sonst kann man Ornithologie nicht betreiben." Mit einer umfangreichen Arbeit über heimische Vögel schloss sie ihr Biologie- und Erdwissenschaften-Studium ab.
Medicus dokumentierte u.a. die Veränderungen der Wiesen, Felder und Wälder. "Das geht sehr nahe, denn dort haben wir etliche Sorgenkinder bei den Wiesenvögeln." Feldlerche oder Braunkehlchen sind am Verschwinden, weil sich die Bewirtschaftung massiv verändert hat. "Vögel sind wichtige Indikatorarten für den Zustand der Umwelt."
Ehrenamtliche Mitarbeit in der Arbeitsgemeinschaft Ornithologie
Seit 1983 ist Medicus im Haus der Natur beschäftigt, der Einstieg erfolgte mit der Neugestaltung der Eiszeit-Ausstellung. "Wir waren damals sehr wenige Leute, und wir haben ganz anders gearbeitet als heute, da musste jeder alles machen. Aber es war immer sehr abwechslungsreich." Ehrenamtlich hat sie schon damals in der Arbeitsgemeinschaft Ornithologie mitgearbeitet.
Mit der Errichtung der Biodiversitäts-Datenbank begann die Inventarisierung der Sammlung im Haus der Natur. Mehr als 900.000 Objekte, vom Ei über Mineralien bis zu großen Präparaten für Ausstellungen, wurden darin erfasst. "Früher wurde nur gesammelt, vieles lag total verstaubt am Dachboden. In den 1980er Jahren haben wir begonnen, die Vogelbalgsammlung aufzuarbeiten. Die war in einem fürchterlichen Zustand, wir wussten nicht einmal, was alles da ist." Mittlerweile, nach jahrelanger mühsamer Arbeit, ist alles in die Datenbank eingespeist. "Jetzt können wir jedes einzelne Stück genau im Depot finden und bei Bedarf wissenschaftlichen Untersuchungen zugänglich machen. Derartige Objekte können uns sehr viel verraten."
Mit der Datenbank ist ein Natur-Wissenszentrum des Landes entstanden. Die erhobenen Daten können in die Gestaltung von Sonderschauen einfließen, die z.B. die letzten 200 Jahre betrachtet, eine Zeit, die die größten Veränderungen der Menschheitsgeschichte gebracht hat.