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St. Veiter Hofdestillerie vor dem Aus: Finanzielle Folgen des Unwetters setzen Landwirt zu

Muren, Frost, frühes Tauwetter sowie Wespen setzen Toni Lackner und seiner Hof-Destillerie finanziell stark zu. Das Unwetter im August zerstörte unter anderem seine Zufahrtsstraße zum Hof und die Quelle, die sein Gebäude mit Trinkwasser versorgt. Erst nach vor Kurzem konnte Lackner wieder auf frisches Wasser auf seinem Hof zurückgreifen. Unterstützung vom Land oder Gemeinde blieb bislang aus.

Das Unwetter Anfang August hinterließ am Hof von Toni Lackner große Schäden.
Das Unwetter Anfang August hinterließ am Hof von Toni Lackner große Schäden.
Toni Lackner blickt in eine ungewisse Zukunft.
Toni Lackner blickt in eine ungewisse Zukunft.

Toni Lackner setzt mit seiner Hofdestillerie seit 2019 auf die Obst-Schätze der Region und wurde dafür dutzendfach mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet. Nun steht der St. Veiter vor einer ungewissen Zukunft. Das Unwetter Anfang August richtete auf seinem Hof im Ortsteil Niederuntersberg große Schäden an.

Lange kein frisches Wasser am Hof

Nachdem sich während des Unwetters wohl eine Verklausung im Tenngraben gelöst hatte, zerstörte die daraus hervorgehende Mure, bevor sie bis ins Tal in Richtung Liechtensteinklamm donnerte, auch seine Quelle, die sein Wohnhaus mit Wasser versorgt. Erst in der vergangenen Woche - beinahe ein Monat nach dem Extremwetterereignis - konnte der Hof, auf dem der St. Veiter auch vier Wohnungen vermietet, wieder auf laufendes Trinkwasser zurückgreifen. "Ich und ein befreundeter Baggerfahrer, ohne den ich diese Schäden wohl niemals beheben hätte können, arbeiteten zahllose Stunden, um die Quelle wiederherzustellen und wieder Trinkwasser am Hof zu haben. Hilfe vom Land oder der Gemeinde blieb bislang aus", schildert der 55-Jährige.

Auch die Kanalisation am Hof wurde vom Unwetter beschädigt.
Auch die Kanalisation am Hof wurde vom Unwetter beschädigt.

Naturereignisse setzen der Hofdestillerie zu

Mit dem ausbleibenden Wasser kam auch die Hof-Destillerie kurzzeitig zum Erliegen. Auf große Ergebnisse aus der Destillerie kann der St. Veiter Landwirt aber ohnehin nicht hoffen. "Seit neun Jahren können wir unserer eigenen Ambition, unsere Produkte ausschließlich mit den Erträgen vom Hof herzustellen, nicht mehr nachkommen. Das Wetter spielt einfach nicht mit." Frost, Hagel, Hitze und Unwetterkatastrophen würden die Ernteerträge dezimieren. "In der Destillerie brauchen wir auch überreifes Obst. Heuer wurden hier die Wespen zu einem Problem." Normalerweise würde laut Lackner ein einziger seiner Kirschbäume im Jahr rund 200 Kilogramm Kirschen abwerfen. Durch die Einschnitte kommt er mit seinen acht Kirschbäumen insgesamt auf dasselbe Ergebnis. "Daraus bringe ich ungefähr fünf Liter Kirschschnaps zusammen."

Laufende Reparatur-Kosten sind große Hürde

Es sind aber nicht nur die Ernteausfälle, die dem Pongauer finanziell zusetzen. Neben den Reparaturen an der Quelle, deren Kosten Lackner nicht zur Gänze zurückerstattet bekommt, macht ihm auch die Straße zu seinem Hof immer wieder Sorgen. "Seit der Fertigstellung 1990, als die Straße asphaltiert und mit Leitschienen versehen wurde, kam es wiederholt zu Problemen. 2009 zum Beispiel zerstörte eine Lawine unsere Zufahrt. 2021 wurde die Straße vermurt und auch heuer hinterließ das Unwetter deutliche Spuren. Die Summen, die wir selbst tragen müssen, belaufen sich auf Zehntausende Euro." Bis zu 40 Prozent der Kosten müsste der Landwirt selbst tragen. Der Katastrophenfonds übernehme auch nicht alles. "Ich kann kaum noch zählen, wie oft es allein an der Straße zu Zwischenfällen gekommen ist."

Dem nicht genug, sind auch die Ernteausfälle nicht versicherbar. "Wenn es die Blüten herunterhagelt oder die Bäume aufgrund einer Wärmeperiode zu Jahresbeginn austreiben und dann Triebe wieder abfrieren, muss man selbst mit dem finanziellen Ausfall zurechtkommen." Ersetzt würde man die finanziellen Einbußen nur bekommen, wenn die gereifte Frucht beschädigt wird. Aufgrund dieser finanziellen Ausfälle ist auch der Fortbestand der Hof-Destillerie nicht gesichert. "Ich bin ernsthaft am Überlegen, wie es weitergehen soll und kann."

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