Der Vorschlag kam prompt und sorgt für eine hitzige Debatte: LH-Stv. Astrid Rössler (Grüne) will Tempo 80 auf der Stadtautobahn von Salzburg-Nord bis zum Knoten Salzburg testen.
Wie berichtet, soll die Temporeduktion auf dem zehn Kilometer langen Streckenabschnitt drei Monate erprobt werden. Rössler erwartet sich eine Verbesserung der Luftqualität, weniger Lärm und mehr Sicherheit. Sie stützt sich auf ein Gutachten der Umweltabteilung des Landes. Darin heißt es: Wenn die Höchstgeschwindigkeit um 20 km/h sinke, reduziere sich auch der Ausstoß von Stickstoffdioxid um 13 Prozent. Immerhin 90.000 Fahrzeuge rollen täglich über die Stadtautobahn. Verkehrsexperten sind geteilter Meinung.
Erich Lobensommer, Direktor des ÖAMTC in Salzburg, hält nichts von Tempo 80. "Die Emissionen werden nicht sinken. Mit Tempo 80 haben sie einen Ziehharmonikaeffekt, dass die einen Lenker über und die anderen Lenker unter diesem Limit fahren. Letzten Endes verursacht das Gasgeben und Bremsen - und damit vielleicht sogar mehr Emissionen", sagt Lobensommer. Möglicherweise ließen sich beim Stickstoffdioxid die Werte nach unten senken. "Aber beim Feinstaub können Sie das vergessen. Da sind keine Rückgänge zu erwarten", sagt der ÖAMTC-Direktor und beruft sich auf seine eigenen Experten im Club.
Lobensommer lehnt eine starre Temporegelung ab. "Wozu hat man dann die dreispurige Autobahn gebaut, wenn ich in der Nacht mit 80 km/h völlig allein dahinfahre? Das versteht kein Autofahrer und wird nicht akzeptiert werden. Deshalb muss es ein dynamisches System geben, das je nach Witterung und Verkehrsaufkommen situationsbedingt die Geschwindigkeit vorgibt."
Dieses dynamische Leitsystem installiert die Asfinag ohnehin um 13 Millionen Euro in den kommenden Jahren. 27 Überkopfanzeiger werden zwischen Thalgau auf der A1 und dem Knoten Salzburg errichtet. Asfinag-Geschäftsführer Rainer Kienreich sagt: "Wir setzen auf diese Anlage, um den Verkehr zu harmonisieren, mehr Sicherheit und einen möglichst hohen Verkehrsfluss zu schaffen." Eine permanente Verordnung einer 80 km/h-Beschränkung sei nur dann umzusetzen, wenn es die Unfallzahlen, Unfallhäufigkeitspunkte und die Verkehrsentwicklung notwendig machen würden.
Diese Gründe für eine Verordnung habe das Verkehrsministerium bisher nicht festgestellt. "Weil es keine Signifikanz an Unfällen gibt", ergänzt ÖAMTC-Direktor Erich Lobensommer.
Salzburg wäre übrigens nicht das erste Bundesland, das Tempo 80 auf einer Stadtautobahn einführt. Diese Beschränkung gibt es bereits auf der A7 in Linz und auf Teilbereichen in Wien - beispielsweise auf der A2, A4, A21, A22 und A23.
"Diese Tempoverordnung wäre nichts Unübliches", sagt deshalb Friedrich Schmidhuber, der Leiter der Landesverkehrsabteilung in Salzburg. Es gebe auf der Salzburger Stadtautobahn ja auch genügend verkehrsstarke Zeiten frühmorgens und abends, in denen man 100 Stundenkilometer nicht annähernd erreiche.
Sicherheitstechnisch sei eine Temporeduktion zu begrüßen. "Bei weniger Geschwindigkeit kann ich mich bei den Auffahrten auch leichter einreihen", sagt Schmidhuber. Im Lieferinger Lärmschutztunnel habe es immer wieder Unfälle gegeben. Und bei einem Stau beim Anstieg im Bereich Salzburg-Nord würden sich Auffahrunfälle wohl leichter vermeiden lassen. "Andererseits sollte man auf einer Autobahn schon schneller fahren können als auf einer Freilandstraße", gibt Schmidhuber zu bedenken.
Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) glaubt sogar an schnelleres Fortkommen mit einer Geschwindigkeitsreduktion. Klingt paradox, aber: "Die Kapazität der Autobahn wird erhöht, weil pro Stunde mehr Pkw die Autobahn benützen können. Es geht gleichmäßiger dahin und Tempo 80 verhindert Stau. Denn Stau ist immer auch die Folge von großen Tempounterschieden", sagt Christian Gratzer vom VCÖ.
Im Endeffekt könnten 80 Stundenkilometer schneller sein als 100 im Stop-and-Go-Modus, sagt Gratzer. Was den Spritverbrauch betreffe, könne man mit 80 Stundenkilometern auf dem Tacho locker im höchsten Gang fahren. "Damit lässt sich im Idealfall auch Treibstoff sparen."
Astrid Rösslers Koalitionspartner ÖVP und Team Stronach signalisieren noch Zurückhaltung. Sie zeigen sich mit einem dreimonatigen Testlauf der Grünpolitikerin aber einverstanden. "Wir sind offen und gehen davon aus, dass die zuständige Abteilung die genauen Pläne vorstellen wird. Dann entscheiden wir in der Regierung weiter", sagt LH Wilfried Haslauer (ÖVP). Verkehrslandesrat Hans Mayr will die Probephase abwarten. "Dann müssen die Ergebnisse auf den Tisch und die Leute gehört werden."
 



