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"Supergau" im Lungau: "Die Landflucht ist weiblich"

Am Freitag wurde das Supergau-Festival in Tamsweg eröffnet. Noch bis 4. Juni werden Wälder, Äcker, Siedlungen und Asphaltflächen zur Bühne. Künstler Edwin Stolk beschäftigt sich mit der Landflucht.

„Lungauer Bürgermeister*innen 2030“ ist Teil des Projekts von Künstler Edwin Stolk.
„Lungauer Bürgermeister*innen 2030“ ist Teil des Projekts von Künstler Edwin Stolk.

Zehn Tage. 1000 Quadratkilometer Freiraum. Internationale Künstler. 18 Projekte. Das sind die Eckdaten des Festivals Supergau für zeitgenössische Künste im Lungau. Edwin Stolk kommt aus Holland. Als Künstler interessiert er sich für das Thema Landflucht: "So nennt man es, wenn junge Menschen das Land gegen die Großstadt eintauschen. Diese Region in Österreich hat eine reiche kulturelle Vergangenheit, aber wie sieht ihre Zukunft eigentlich aus? Ich interessiere mich für die soziale Bildgebung. Während des Festivals möchte ich ortsspezifische ,Conversation Pieces' - Gesprächsstoff - initiieren, um die Zukunft vorzustellen und zu diskutieren."

Was ist die bereits daraus gewonnene Erkenntnis? "Meine künstlerische Forschung zeigt, dass jeder den Lungau aus seiner eigenen Perspektive darstellt. Mit ,Conversation Pieces' möchte ich die Menschen dazu anregen, sich einmal mit ihrer eigenen ,Realität' auseinanderzusetzen. Außerdem möchte ich junge Menschen dazu anregen, sich aktiv an der Gestaltung ihres Lebensumfelds zu beteiligen. Ich hoffe, diese Initiative kann eine offene Einladung sein, miteinander in Kontakt zu bleiben, um an gesellschaftlichen Zielen zu arbeiten."

In seinem Projekt gehe es nicht nur um das Bild auf den Schildern, die er während des Festivals aufstellt, sondern um das, was in der "Landschaft" zu sehen ist, in der diese Schilder stehen. "Nehmen Sie das Plakat ,Lungauer Bürgermeister*innen 2030'. Passt es noch zu 2023, dass es im Lungau 14 männliche Bürgermeister und eine Bürgermeisterin gibt? Darüber sollten wir miteinander reden. Die Landflucht ist nicht ohne Grund weiblich."

Edwin Stolk nennt ein weiteres Beispiel: "Ich selbst wohne in den Niederlanden und brauche mit mehreren Zügen und einem Bus 18 Stunden, um in den Lungau zu kommen. Mit dem Auto geht es fast doppelt so schnell und ist viel billiger. Auf der Website des SalzburgerLandes steht jedoch: ,Auch den Lungau, Salzburgs südlichste Region, kann man schnell und bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen.'
Mir ist aufgefallen, dass viele junge Menschen ein anderes Bild von öffentlichen Verkehrsmitteln haben als das, das von verschiedenen Agenturen präsentiert wird. Studieren in der Stadt heißt umziehen. Wobei Salzburg nur eine Stunde mit dem Auto entfernt ist. Wenn wir etwas gegen Landflucht und den Klimawandel tun wollen, dann müssen wir dieses Bild gemeinsam erforschen und verändern. Kunst kann in dieser Hinsicht von Nutzen sein, indem sie im Dialog alternative Perspektiven aufzeigt."

Das ganze Programm gibt es im Internet unter www.supergau. org.

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KOMMENTARE (2)

Eva Schwaiger

Gibt kaum noch schönere, vom Massentourismus verschonte Gegenden als den Lungau. Tüchtige Menschen - vor allem auch Frauen die ursprüngliche Backkunst vermitteln. Permakultur Holzer mit seinr Familie wohnhaft im herrlichen Lungau- beinahe Weltweit bekannt. Weberei Ferner usw -- nur ein paar Beispiele die im Lungau beheimatet sind. Landeshauptstadt problemlos erreichbar - Pendler aus Seitentälern fahren jeden Tag zweimal ähliche Strecken. Landflucht- keine - eher Ansiedelungen!
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Eva Schwaiger

Amüsant für Lungauer- deren HEIMAT !!