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Tauernklinikum: Die letzte "Hochsaison" des ärztlichen Direktors Rudolph Pointner

Rudolph Pointner plant seine letzten Aktivitäten im Tauernklinikum. Mit Ende Mai wird der 75-Jährige in den Ruhestand gehen.

Rudolph Pointner: „An diesem Haus hängt mein Herzblut“.
Rudolph Pointner: „An diesem Haus hängt mein Herzblut“.

Es ist Hochsaison, der Parkplatz knallvoll beim Tauernklinikum. In den OPs herrscht Hochbetrieb. "Wir haben pro Tag 100 bis 150 Einlieferungen von verletzten Skifahrern, das ist heftig", sagt Rudolph Pointner, der Ärztliche Direktor des Tauernklinikums. Betroffen seien vor allem die unteren Extremitäten: Knochen, Bänder, Gelenke. "Wir operieren oft fast rund um die Uhr. An einem Wochenende gab es kein freies Bett mehr. Wir mussten Patienten weiterfahren, nach Schwarzach oder sogar nach Salzburg. Wir haben die Zahlen noch nicht auf dem Tisch, aber gefühlt sind sie höher als vor Corona", so Pointner.

"Wo Hektik ist, fühlt man sich nicht sicher"

Im Gegensatz zu Tallagen gibt es in höheren Regionen noch ausreichend Schnee. "Aber dort wird es eng, das steigert die Unfallhäufigkeit. Wie kriegen auch deutliche schwerere Unfälle", sagt Pointner. Die Rettungs- und Ärzteteams sind gefordert. Das beginnt beim Antransport der Verunfallten. "Der Patient muss das Gefühl haben, es ist eine ruhige, sichere Versorgung. Wo Hektik ist, fühlt man sich nicht sicher."

Es muss viel operiert werden im Tauernklinikum, das geschieht an den drei Standorten in Zell am See, in Mittersill und in Saalfelden (Privatklinik Ritzensee). Kein leichter Job für die verantwortlichen Chirurgen. "Jeder und jede muss das gesamte Spektrum abdecken, die oberen und unteren Extremitäten, den Bandapparat, jede Form der Fraktur versorgen können. Er beziehungsweise sie steht immer unter genauer Beobachtung. Auf jedem Röntgenbild sieht man ja, ob es passt oder nicht", betont Pointner und ergänzt: "Jeder Patient erwartet, dass er nach Ende der Versorgung der Gleiche ist wie vorher."

Zu den Aufgaben des Ärztlichen Direktors gehören Planung und Koordination der Abteilungen, die einzelnen Zuordnungen, die OPs. "Speziell im Hinblick auf die Saisonen. Im Winter kann kaum jemand auf Urlaub gehen, im Sommer werden die Mitarbeiter auch gebraucht, also gehen sie in der Zwischensaison. Ich muss aber schauen, dass für die einheimische Bevölkerung alle Leistungen vorgehalten werden. Wir versorgen von der Menge den Pinzgau her nicht nur ein Mal, sondern zwei Mal - wegen des hohen Anteils der Touristen. Und es kommen alle Krankheitsbilder daher." Trotz aller Belastungen gelinge es, dass keine anstehenden Operationen verschoben werden müssten. "Interessanterweise kriegen wir auch Patienten von anderen Häusern, etwa für die Urologie, das sind Tumorpatienten oder solche, die massive Probleme haben. Wir können sie zeitnah, das heißt, innerhalb von zwei Monaten, operieren."

Auch im Sommer habe sich das Unfallgeschehen geändert, es kämen viele verletzte Radfahrer ins Spital. "Wenn es einen Biker zerlegt, ist das hochkritisch. Das sind komplizierte Operationen, die dauern länger. Es gab Tage, an denen wir 100 Leute in der Ambulanz hatten. Darunter sind auch ältere Menschen, die bereits Erkrankungen haben."

Sehr zufrieden ist Pointner mit dem Personalstand. "Wir haben die Talsohle durchtaucht, kriegen in allen Bereichen wieder die Ärzte, die wir brauchen. Nur in einem Fach haben wir noch Bedarf." Geholt habe man die fehlenden Ärzte vor allem aus dem Ausland. Von den 1200 Mitarbeitern des Tauernklinikums sind rund 170 Ärzte (143 Vollzeitäquivalente), offen seien derzeit nur drei Stellen.

Mit Ende Mai ist wirklich Schluss

Seit 1989 ist Rudolph Pointner in der Funktion des Ärztlichen Direktors - mit einjähriger Unterbrechung: "Ich war ja schon in Pension und bin dann wieder zurückgeholt worden."

Mit Ende Mai ist für den 75-Jährigen wirklich Schluss. Seit Dezember operiert er selbst nicht mehr, er hat auch seine Praxis geschlossen. Im Tauernklinikum bereitet er die Übergabe vor. "An diesem Haus hängt ja mein Herzblut. Mir war aber immer die gesamte Gesundheitsversorgung in der Region auch sehr wichtig. Wir leben hier von der Interaktion mit den niedergelassenen Ärzten. Der niedergelassene Arzt ist die zentrale Drehscheibe für die Versorgung der Bevölkerung. Meine Vision ist, dass es im Süden des Bundeslandes Salzburg für alle Patienten wohnortnah die medizinische Versorgung gibt, die die Patienten hier brauchen. Dass es nur wenige Bereiche gibt, wo der Patient weiterfahren muss. Dazu braucht es ein Umdenken." Im Bezirk sei das bereits im Gange. "Die Gemeinden und die Bürgermeister stehen dahinter."

Es ist die letzte Wintersaison für den renommierten Chirurgen, der mit seinem Spezialwissen im Bereich der Antirefluxchirurgie international als Koryphäe gilt. Ab Juni werde er es ruhiger angehen - seine Expertise auf Kongressen und Seminaren aber weiterhin einbringen. Mit seinem präsumtiven Nachfolger im Tauernklinikum werde schon verhandelt und dieser bald offiziell vorgestellt, verrät Pointner.

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