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Telefonieren mit dem Handy regt auf: Nicht alle wollen alles mithören

Rücksicht auf andere: Das gilt auch beim Telefonieren. Die ÖBB sehen sogar eine Strafe für lautes Telefonieren in ausgewiesenen Ruhezonen vor. Nun erschallt der Ruf, auch in der Lokalbahn Ruhezonen einzurichten.

In ÖBB-Zügen kann ein lautstarkes Telefonat in ausgewiesenen Ruhezonen sogar 40 Euro Strafgeld kosten.
In ÖBB-Zügen kann ein lautstarkes Telefonat in ausgewiesenen Ruhezonen sogar 40 Euro Strafgeld kosten.

SN-Redakteur Heinz Bayer hat in seiner Kolumne "Lokalpatriot" in der Vorwoche auf humoristische Art ein Handytelefonat in der Gondel geschildert, das er gezwungenermaßen mitanhören musste. Damit hat er einen Nerv getroffen. In Leserbriefen, E-Mails und Anrufen machten zahlreiche Salzburger ihrem Ärger Luft. Tenor: Die Telefonitis immer und überall nervt. Vor allem, wenn es sich um privateste Banalitäten handelt, die lautstark erörtert werden.

Die ÖBB haben bereits vor Jahren auf die Beschwerden von Bahnkunden reagiert. "In unseren Fernverkehrszügen und auch in vielen Nahverkehrszügen befinden sich besondere Ruhezonen oder Ruheabteile", sagt ÖBB-Sprecher Robert Mosser. Die Abteile sind gekennzeichnet. In ihnen ist nicht nur Telefonieren untersagt, sondern auch lautes Musikhören. "Wir ersuchen Reisende, darauf Rücksicht zu nehmen", sagt Mosser. Wer dennoch laut ist oder telefoniert,, kann seit dem Vorjahr zur Kasse gebeten werden. "Es gibt leider Fahrgäste, die sich trotz mehrmaliger Aufforderung rücksichtslos verhalten. Bei solchen Verstößen kann das Zugpersonal eine Verwarnung und auch eine Strafe von 40 Euro ausprechen." Geregelt ist das in den Beförderungsbedingungen, auf die man sich mit dem Kauf der Fahrkarte einlässt. Allzu oft dürfte es aber noch nicht zu strafen gekommen sein. Zahlen haben die ÖBB nicht.

Die Salzburger Lokalbahn solle sich ein Beispiel nehmen an den ÖBB und ebenfalls Ruhezonen einrichten, meint Peter Haibach vom Forum Mobil. Zumindest einen Test solle man wagen. Von einem strikten Verbot hält Haibach aber nichts, dieses lasse sich von den Zugbegleitern auch gar nicht durchsetzen. Er wünscht sich aber Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung. "Das müsste eine charmante Aktion sein. Hier wäre die Kreativität der Marketingabteilung gefragt."

Für den Obus sieht Haibach übrigens keine Möglichkeit, das Telefonieren am Handy zu unterbinden. Denn einen Schaffner, der das Ruhegebot einmahnen könne, gibt es bekanntlich nicht.

Die Salzburg AG betreibt Lokalbahn und Obus. "Wir setzen bei unseren Fahrgästen auf Information und Aufklärung sowie auf gegenseitigen Respekt und Rücksichtnahme", erklärt Unternehmenssprecherin Daniela Kinz. "Im Extremfall ist immer der Lenker, gemäß Beförderungsbedingungen nach seinem Ermessen berechtigt, Gäste mit störendem Verhalten aus dem Obus zu verweisen." Bei der Salzburg AG seien aber kaum Beschwerden von Fahrgästen wegen der Handytelefonate eingegangen, sagt Kinz. Und für die Obuslenkern und Lokführern gelte selbstverständlich ein absolutes Handyverbot.

Salzburgs Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) kann einem Telefonverbot oder einem Gebot zur Ruhe in den Obussen nichts abgewinnen. Ihn persönlich störten die Klingeltöne mehr als die Telefongespräche. "Es ist ja oft ganz amüsant, was die Leute so reden", meint er.

Preuners Amts- und Parteikollege Siegfried Nagl aus Graz hat 2008 mit einer Aktion gegen die Handytelefonie in den öffentlichen Verkehrsmitteln für Aufsehen gesorgt. Es war ein Gebot, rücksichtsvoll mit dem Mobiltelefon in Bussen und Straßenbahnen umzugehen. Die damals affichierten "Lautlos"-Aufkleber gibt es immer noch, die Beschwerden über zu laut telefonierende Fahrgäste seien aber stark zurückgegangen, betont Thomas Rajakovics aus dem Grazer Bürgermeisteramt: "Das hat weniger mit den Gebots-Aufklebern zu tun, als mit dem Umstand, dass sich die Kommunikation mit dem Mobiltelefon verändert hat: Die Leute sind heute hauptsächlich mit SMS, WhatsApp und Twitter beschäftigt." In Bussen und Straßenbahnen höre man heute, so Rajakovic, kaum noch jemanden laut am Telefon reden.

Die große Aufregung rund um das Handy-Gebot, das übrigens nie kontrolliert worden ist, sei in Graz kein Thema mehr. Grundsätzlich glaubt der Sprecher von Bürgermeister Nagl aber schon, dass die Aktion zu einem Nachdenken, wie man sich mit dem Mobiltelefon im öffentlichen Raum verhalten soll, angeregt habe. Ähnlich sieht man die Lage auch in der für die "Öffis" zuständigen Holding Graz. "Die Leute halten sich weitgehend daran und telefonieren nicht laut."

Und wie stehen die Chancen auf ein Ruhegebot in der Gondel? Ferdinand Eder, Sprecher der Salzburger Seilbahngesellschaften, will das Thema demnächst in der Branche zur Sprache bringen. "Bisher haben wir es noch nie diskutiert."





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